- Von Andreas Harms
- 17.11.2025 um 14:08
Es lässt tief blicken, wenn ein besonders häufig genannter Begriff auf dem „Handelsblatt Strategiemeeting Lebensversicherung“ im September ausgerechnet ein Neobroker namens Trade Republic ist.
Freilich war das noch, bevor die aktuelle Beschwerdewelle über die Berliner schwappte. Doch es legt generell nahe, dass die Versicherungsbranche einen Gegner ausgemacht hat. Einen Gegner, der mit simplen, aber effektiven Produkten bei jungen Kunden landet: kostenlose Depots, Sparpläne in Indexfonds (ETFs), Online-Bedienung. Ein Gegner, der seine Kunden fragen lässt: Wozu brauche ich denn noch eine Rentenversicherung?
Damit bringen nicht zuletzt die Trade Republics dieser Welt Schwung in die Welt der Fondspolicen. Sie scheuchen eine Branche auf, die jahrzehntelang von ihren Vorteilen gut leben konnte: Schließlich bieten Fondspolicen lebenslange Renten. Während der Laufzeit werden keinerlei Abgaben fällig, während im normalen Investmentdepot über jeder Umschichtung der Geier der Abgeltungsteuer kreist.
Branche reagiert auf Kampfkonditionen
Doch all diese Vorteile scheinen angesichts der Kampfkonditionen der Neobroker zu verblassen. Was wiederum die Branche reagieren lässt. „Prinzipiell stellen wir fest, dass Anbieter von Fondspolicen zunehmend offensiv am Markt agieren. Während Neobroker insbesondere bei jungen Menschen mit ETF- und Aktien-Sparplänen punkten, setzen Versicherer auf moderne Fondspolicen, die nicht nur steuerliche Vorteile bieten, sondern auch in puncto Flexibilität und Kostenstruktur deutlich aufgeholt haben“, sagt Bastian Roeder, Vorstand für Vertrieb, Service und Versicherung beim Maklerpool BCA.
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Als Beispiele nennt Roeder die Tarife Alfonds (FR10) der Alten Leipziger und Justinvest der Axa, bei denen man problemlos Geld ein- und auszahlen kann. Mit verfügbar sind ETFs, und alle Fonds lassen sich tagesaktuell wechseln. Der Renteneintritt lässt sich in beiden Tarifen bis 85 Jahre hinausschieben, aber auch vorverlegen.
Auch der Tarif Clevesto Select der Helvetia klingt inzwischen verdächtig nach Investmentdepot: Beitrag aussetzen oder erhöhen, Sonderbeträge zubuttern, Geld entnehmen – auch nach Rentenantritt, spätestens mit 87 Jahren. Größere Beträge lassen sich per Auto-Shift schrittweise in Aktienfonds hineinschichten, und die Rebalancing-Funktion rückt die Verhältnisse im Depot regelmäßig wieder zurecht.
Das Fondsangebot ist enorm wichtig
Keine Einzelfälle, sondern echter Trend, wie auch Sebastian Grabmaier, Vorstandschef des Maklerpools Jung, DMS & Cie. bestätigt: „Verstärkt nachgefragt und auch angeboten werden Fondspolicen mit hoher Flexibilität während der Ansparphase – sei es, um Fonds beziehungsweise ETFs innerhalb der Police kostenlos zu wechseln oder auch mal den Beitrag auszusetzen.“
In dieser Hinsicht ist es wichtig, welche und wie viele Fonds die Versicherer zur Wahl stellen. Vor allem an ETFs. Ob das aktuelle Angebot gut oder schlecht ist, liegt im Auge des Betrachters. Schließlich können schon fünf Fonds für ein gutes Depot ausreichen, wenn es denn die richtigen sind. Die Datenbank des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) zeigt, dass es inzwischen Standard ist, bis zu zehn Fonds gleichzeitig besparen zu können. Von 124 Tarifen bieten 77 überhaupt ETFs an. 59 davon bieten mindestens zehn ETFs.

Der Dienstleister Smart Asset Management Service (SAM) hat für seinen „Fondspolicenreport ETF/Passiv“ ausgewertet, was sich mit den Angeboten der Versicherer anfangen lässt. Es geht um optimierte Portfolios mit angepassten Risikostufen. Aber auch Mindestgewichtung pro ETF, maximale Anzahl von ETFs im Vertrag, kostenlose Wechsel pro Jahr und ähnliche technische Details fließen mit ein. 20 wichtige Tarife aus Beratersicht, haben die Analysten betrachtet. Die sechs Anbieter mit Top-Noten zeigt die Tabelle oben.
Seite 2: Wie stark die Kosten schon gesunken sind



















































































































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