Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bei einem Besuch im Krankenhaus GRN-Klinik Weinheim: Die Ministerin muss die Krankenversicherung hierzulande reformieren. © picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
  • Von Karen Schmidt
  • 20.08.2025 um 11:46
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 04:15 Min

Die gesetzliche Kranken­versicherung steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Während über Reformmodelle gestritten wird, bietet die Situation Maklern neue Ansätze für die PKV-Beratung.

Was fehlt, sind harte Reformen. Ideen dafür gibt es reichlich. Unterschiedliche Akteure – von Parteien über Wirtschaftsinstitute bis hin zu Krankenkassen selbst – legen verschiedene Vorschläge auf den Tisch. Besonders häufig diskutiert wird eine Anhebung oder Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze. Die SPD schlägt das zum Beispiel vor. Die Beitragsbemessungsgrenze soll danach auf rund 8.000 Euro im Monat klettern. Das hätte zur Folge, dass Gutverdiener künftig mehr in die GKV einzahlen müssten.

Versicherungsmaklerin Anja Glorius sieht darin keine nachhaltige Lösung. Vielmehr brauche es „eine grundlegende Reform – sowohl beim Leistungsumfang als auch bei der Finanzierung“, schreibt die Geschäftsführerin des Maklerunternehmens KVoptimal.de in einem Gastbeitrag für Pfefferminzia. „Kosteneinsparungen durch gezielte Leistungsanpassungen sollten ebenso geprüft werden wie das Schließen bestehender Systemlücken.“

Teure Schlupflöcher

Von diesen Lücken nennt sie zwei. „Vermögende Rentner in der Krankenversicherung der Rentner zahlen aktuell nur Beiträge auf gesetzliche Renten und vergleichbare Einnahmen – nicht aber auf Mieteinkünfte, Kapitalerträge oder große Vermögen“, kritisiert die PKV-Expertin. Beispiel Nummer 2: Angestellte mit Nebeneinkünften aus Selbstständigkeit oder Gewerbe zahlten auf diese häufig keine Beiträge, wenn sie im Hauptberuf GKV-pflichtversichert sind. „Gerade in Kreativberufen führt das zu spürbaren Ungleichgewichten“, so Glorius weiter.

Ein weiterer Vorschlag ist es, Leistungen zu kürzen. Diese Idee hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) beim Sommerinterview mit der ARD in den Ring geworfen. Bei der anstehenden Reform des Gesundheitssystems müsse auch über das Leistungsniveau der Krankenkassen gesprochen werden, sagte er. „Wo fängt Eigenverantwortung an? Wo hört Eigenverantwortung auf und geht in Solidarität über“, fragte der Kanzler philosophisch. Konkret wurde er nicht. Bei Kassen und Sozialverbänden kommt der Vorschlag nicht gut an.

Gibt es zu viele Kassen?

Einer Bürgerversicherung erteilte Merz bei einer Pressekonferenz auch eine Absage. Das ist ein weiterer, oft vorgebrachter Reformvorschlag. Privat Krankenversicherte leisteten „einen weit überproportionalen Beitrag für das System“, betonte er. Und er kündigte an, die Ergebnisse der neu eingesetzten Kommission zur Krankenversicherung abzuwarten. „Dann werden wir uns das sorgfältig anschauen“, so der Kanzler. Gesetzgebungsarbeit sei Sache der Bundesregierung, die Kommission unterbreite lediglich Regelungsvorschläge.

Auch eine kleinere Zahl gesetzlicher Krankenkassen ist immer wieder im Gespräch. Derzeit gibt es knapp 100 Kassen in Deutschland. Der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, findet, dass 30 bis 40 Krankenkassen reichen würden. Das sagte er im „Politico“-Podcast „Berlin Playbook“. Zugleich dämpfte er die Hoffnung, dass sich mit so einer Maßnahme sonderlich viel Geld sparen lässt. Warum? „Die Krankenkassen machen ja alle was, die betreuen ja ihre Kunden“, erklärt Baas. Sparen könne man höchstens an den Verwaltungskosten der Kassen selbst. Dieser Anteil sei aber insgesamt eher gering, vielleicht 0,5 bis 0,8 Prozent der Gesamtausgaben. „Viel ist da also nicht drin“, so Baas.

autorAutorin
Karen

Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Zuletzt hinzugefügt
Diese Versicherungen schließen Kunden online ab
Reiserücktritt, Tier und Geräte statt Unfall und BU

Diese Versicherungen schließen Kunden online ab

Maklerpools: Weniger ist mehr
AfW-Vermittlerbarometer

Maklerpools: Weniger ist mehr

Zuletzt hinzugefügt
So lebt der Durchschnittsmensch in Deutschland
Einkommen, Rente, Alter, Wohnsituation

So lebt der Durchschnittsmensch in Deutschland

„Die Fälle sind alle echt“
Versicherungsdetektiv Oliver Ramsperger im Interview

„Die Fälle sind alle echt“