Familie mit drei Generationen: Lebensversicherungen sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Altersvorsorge der Deutschen. © Drazen Zigic / Freepik
  • Von Barbara Bocks
  • 13.10.2025 um 16:44
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Lebensversicherungen gehören zum Standardrepertoire für die Deutschen, wenn es um ihre Altersvorsorge geht. Wie sich das Produkt über die vergangenen Jahrzehnte entwickelt hat, haben wir uns einmal genauer angeschaut. So viel schonmal vorab: Es gab einige Überraschungen, nicht nur bei Einmalbeiträgen und laufenden Beiträgen.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) führt regelmäßige Statistiken zur Versicherungs­branche – und in Sachen Lebensversicherungen tut sich derzeit dort so einiges. Wir haben uns die Zahlen angeschaut und ein paar spannende langfristige Trends entdeckt.

Die wichtigsten Trends auf einen Blick:
  • Weniger Verträge, aber mehr Geld: Der Bestand an Lebensversicherungsverträgen ist seit 2015 gesunken – von etwa 86,7 Millionen auf 80,3 Millionen Verträge im Jahr 2024. Trotzdem haben die Versicherer 2024 höhere Bruttobeiträge eingenommen als 2015: statt 88,0 Milliarden Euro sind es etwa 91,8 Milliarden Euro.
  • Weniger Verträge und höhere versicherte Summen bei den Neuzugängen: Kunden schlossen weniger neue Verträge ab (2015: 5,1 Millionen, 2024: 4,3 Millionen).  Aber die Beitragssummen und vor allem die versicherte Summe steigen kräftig. 2024 lagen sie bei 183 Milliarden Euro Beitragsvolumen und 328,7 Milliarden Euro versicherter Summe.
  • Einmalbeiträge steigen, laufende Beiträge wachsen moderat: Die Summe der Einmalbeiträge schwankt über die Jahre. 2015 lag sie noch bei 25,9 Milliarden Euro, nach einem Hoch zwischendrin (zum Beispiel im Jahr 2019: 36,7 Milliarden Euro) liegt sie 2024 wieder bei knapp 27,2 Milliarden Euro. Die laufenden Beiträge sind in diesem Zeitraum insgesamt gestiegen, auch hier mit Schwankungen: 2015 lag die Summe bei knapp 119,6 Milliarden Euro, 2024 sind es 155,8 Milliarden Euro.
  • Die Beitragseinnahmen wachsen, aber langsamer: Wer sich zurückerinnert: 1975 lagen die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer noch bei 8,2 Milliarden Euro. 2024 sind es 91,8 Milliarden Euro. Aber: die jährlichen Zuwächse haben sich stark verlangsamt. Lagen sie in den achtziger Jahren noch im Schnitt bei 7,6 Prozent und zwischen den Jahren 2000 und 2010 im Schnitt bei 3,6 Prozent, liegen sie von 2010 bis 2020 im Schnitt nur noch bei 1,4 Prozent.
  • Junge Leute sind nicht mehr so begeistert von Lebensversicherungen. 68 Prozent der jungen Erwachsenen halten sie zwar für wichtig, schließen sie aber nicht ab, wie eine aktuelle Studie des Capgemini Research Institutes berichtet. Die Gründe: Jeder vierte Verbraucher lehnt Policen wegen komplizierter Prozesse und Fachsprache ab. Woran es sonst noch scheitert, lesen Sie hier.
Und welche Policen nutzen die Leute eigentlich?

Generell hatten Mischformen (aus klassisch und fondsgebunden) mit Garantie 2024 einen Anteil von insgesamt 28,2 Prozent, gefolgt von Kapitalversicherungen mit einem Anteil von 10,4 Prozent. Die Struktur der Neuzugänge hat sich von 1995 auf 2024 deutlich geändert: Kam der Löwenanteil 1995 noch aus klassischen Kapitalversicherungen (48,0 Prozent) und Risikoversicherungen (17,6 Prozent), kam er 2024 aus Renten- und Pensionsversicherungen (47,9 Prozent) und Mischformen mit Garantie (27,2 Prozent).

Zukunftsprognose für Lebensversicherungen

Für dieses Jahr prognostiziert der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für Lebensversicherer sowie Pensionskassen und Pensionsfonds eine Erholung im Einmalbeitragsgeschäft. Die Beitragseinnahmen könnten um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunehmen, so der Verband in einer Broschüre.

So entwickelten sich die Einmalbeiträge in Lebensversicherungen seit dem Jahr 2015:

JahrBetrag in Milliarden Euro
201525,9
201624,9
201724,8
201826,8
201936,7
202037,1
202135,6
202228,3
202324,5
202427,2

Quelle: GDV: Statistiken zur deutschen Versicherungswirtschaft, Seite 27

Und so die laufenden Beiträge:

JahrBetrag in Milliarden Euro
2015119,6
2016123,4
2017119,4
2018125,5
2019135,8
2020136,2
2021149,7
2022142,3
2023150,9
2024155,8

Quelle: GDV: Statistiken zur deutschen Versicherungswirtschaft, Seite 27

Für das Jahr 2025 erwartet der GDV, dass es der Lebensversicherung wieder besser geht – vor allem beim Geschäft mit Einmalbeträgen. Die Einnahmen könnten um 6,7  Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen. Besonders stark könnte das Geschäft mit Einmalzahlungen wachsen – und zwar um 24,2 Prozent und damit an die positive Entwicklung im Vorjahr anknüpfen, heißt es in einer GDV-Broschüre.

Im Jahr 2026 könnten die Beiträge dann wieder etwas langsamer wachsen. Das liegt zum einen daran, dass der starke Anstieg bei Einmalbeiträgen 2025 schwer zu übertreffen ist. Außerdem könnte sich die alternde Bevölkerung weiter auf die regelmäßigen laufenden Beiträge auswirken. Andererseits könnten Lebensversicherungen laut Prognose davon profitieren, dass sich die Geldanlagebedingungen verbessern und die allgemeine Wirtschaftslage stabiler wird. Deshalb könnten die Einnahmen der Lebensversicherer laut GDV im Jahr 2026 entweder leicht sinken (bis -3,8 Prozent) oder auch leicht steigen (bis +3,1 Prozent). Mal schauen, was eintrifft und wie genau es dann ist.

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Barbara

Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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