- Von Redaktion
- 07.10.2025 um 15:00
Pfefferminzia: Frau Markovic-Sobau, seit rund 100 Tagen sind Sie nun als Vorständin für Vertrieb und Marketing bei SIGNAL IDUNA im Amt. Haben Sie sich schon eingelebt?
Alexandra Markovic-Sobau: Ja, absolut. Natürlich habe ich in dieser kurzen Zeit noch längst nicht alles gesehen – dafür ist unser Vertrieb zu groß und vielfältig. Aber ich bin angekommen und habe schon einen sehr guten Eindruck gewonnen.
Sie führen mit „privat-SI“ eine neue Produktlinie in der privaten Krankenvollversicherung ein. Der Markt ist doch schon riesig – warum sind drei neue Tarife nötig?
Markovic-Sobau: Innovationen bereichern den Markt immer. Unsere bisherigen Tarife sind solide und beständig, aber es war an der Zeit, sie zu modernisieren. Mit „privat-SI“ bringen wir nun eine zeitgemäße Tarifpalette, die die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden besser abbildet.
Was zeichnet die neue Produktlinie aus?
Markovic-Sobau: Wichtig sind vor allem verlässliche Kalkulation und stabile Leistungen. Daneben haben wir viele attraktive Bausteine eingefügt – etwa bei Zahn- und Brillenversorgung, Heil- und Hilfsmitteln oder Heilpraktikerleistungen. Hinzu kommen Serviceelemente wie digitale Beratungsangebote, die heute einfach dazugehören.
Fallen mit den neuen Tarifen ältere Produkte weg?
Markovic-Sobau: Im Neugeschäft ja, dort werden ältere Tarife geschlossen – das ist branchenüblich. Wichtig ist aber: Alle Tarife sind so kalkuliert, dass die Versichertengemeinschaften stabil bleiben. Problematisch könnte es höchstens werden, wenn ein Tarif nur sehr kurz auf dem Markt wäre und keine ausreichend große Gemeinschaft entsteht. Das war bei unseren bisherigen Produkten jedoch nicht der Fall: Unsere vorherige Tarifgeneration war über 20 Jahre im Bestand und hat eine solide Gemeinschaft gebildet. Deshalb sehe ich es nicht als Schließen im Sinne von hermetisch dicht, sondern vielmehr als natürlichen Übergang. Die neuen Tarife sind fürs Neugeschäft geöffnet und orientieren sich am modernen Bedarf der neuen Kundengeneration. Alles zu seiner Zeit – das ist hier unser Motto.
Wer ist die Zielgruppe für „privat-SI“?
Markovic-Sobau: Grundsätzlich gut verdienende Angestellte, Selbstständige, Beamte und ihre Familien. Besonders im Fokus stehen aber unsere Kernzielgruppen: Handwerker und mittelständische Betriebe.
Die PKV gilt häufig als Angebot für Besserverdienende, weniger für Familien. Haben Sie spezielle Leistungen eingebaut?
Markovic-Sobau: Ja. Zum Beispiel beitragsfreie Zeiten rund um die Geburt eines Kindes oder Unterstützungsleistungen im Krankheitsfall, wenn etwa eine Betreuungsperson im Haushalt benötigt wird. Solche Leistungen sind heute unverzichtbar.
Sie fördern gesundheitsbewusstes Verhalten. Warum eigentlich?
Markovic-Sobau: Prävention ist zentral – sie reduziert Leid und senkt langfristig Kosten. Unsere Gesundheitswelt bietet Programme wie Rückenschulen oder digitale Vorsorgeangebote. Das entlastet auch das Gesundheitssystem insgesamt.
Gibt es Zusatzbausteine, die Ihnen besonders wichtig sind?
Markovic-Sobau: Ja, etwa die Beitragsentlastung im Alter. Versicherte können heute schon über die Krankenversicherung fürs Alter vorsorgen – gefördert durch den Arbeitgeber. Das ist für mich ein Muss.
Im Gesundheitswesen stehen Reformen an – Stichwort Klinikreform, Primärarztprinzip. Wie sehen Sie das?
Markovic-Sobau: Grundsätzlich positiv. Wichtig ist, dass Reformen rechtzeitig kommen und nicht zerredet werden. Wir müssen steigende Kosten, etwa durch Inflation oder Personalkosten, bewältigen. Eine reine Subventionierung über Steuereinnahmen ist nicht nachhaltig.
Die GKV steckt – wie Sie angedeutet haben – in einer finanziellen Krise. Ist das eine Chance für die private Krankenversicherung, Marktanteile zu gewinnen?
Markovic-Sobau: Nein, so sehe ich das nicht. Die Ursachen liegen nicht in den Mitgliederzahlen, sondern sind systemimmanent. Natürlich schauen wir gespannt, welche Lösungen die Politik vorschlägt. Von einer Bürgerversicherung spricht derzeit niemand mehr – und das halte ich auch für gut. Ob allein die Verbreiterung der Finanzierungsbasis die Lösung ist, bezweifle ich allerdings stark.
Wir werden nicht darum herumkommen, die Leistungsausgaben genauer in den Blick zu nehmen. Und genau hier sitzen GKV und PKV im selben Boot: Beide Systeme sind von denselben Kostentreibern betroffen. Wettbewerb spielt dabei eine untergeordnete Rolle – entscheidend ist, dass wir gemeinsam mit den Leistungserbringern an tragfähigen Lösungen arbeiten.
Wenn wir auf den Vertrieb schauen – sind neue PKV-Tarife auch ein Aufhänger, um die PKV stärker ins Beratungsgespräch zu bringen?
Markovic-Sobau: Absolut. Aus meiner Sicht sollte jeder, der die Möglichkeit hat, den Schritt in die private Krankenversicherung gehen. Das System ist nachhaltiger, weil wir auf die Gemeinschaft kalkulieren – und diese Kalkulation hält. Das macht die PKV zukunftsfähig.
Wer durch Veränderungen im Einkommen irgendwann die Option hat, zurück in die gesetzliche Krankenversicherung zu wechseln, dem rate ich dringend, das Befreiungsrecht zu nutzen und in der PKV zu bleiben. Dafür stehe ich seit 30 Jahren. Steigende Beiträge sind nicht nur in der GKV ein Thema, sondern auch in der PKV.
Apropos, wie sieht es denn bei Ihnen mit der Beitragsstabilität aus?
Markovic-Sobau: Man muss zwischen Beitragssteigerung und Beitragsstabilität unterscheiden – beides hängt stark von der Perspektive ab. Wenn wir zum Beispiel über Inflation in den vergangenen Jahrzehnten sprechen, sehen wir auch im Alltag – etwa beim Preis für ein Eis –, dass Preissteigerungen normal sind und in einem gewissen Rahmen akzeptiert werden. Genauso verhält es sich in der PKV: Die Anpassungen sind in Relation angemessen, und insgesamt halte ich unsere Beiträge für stabil.
Natürlich gibt es Erhöhungen, aber die haben ihren Grund. Unser Leistungsversprechen lautet, medizinische Innovationen zu finanzieren – seien es neue Medikamente, Therapien oder Fortschritte in Diagnostik, KI und Digitalisierung. Diese Entwicklungen verbessern die Versorgung, kosten aber auch Geld. Ohne Investitionen in Forschung und die faire Bezahlung von Leistungserbringern wäre dieser Fortschritt nicht möglich. Deshalb ist klar: Beitragsanpassungen wird es geben, das ist kein Geheimnis – und im Verband würden Sie die gleiche Antwort erhalten.
Zum Abschluss noch die unvermeidliche Frage nach der künstlichen Intelligenz: Kommt KI bei Ihnen – speziell in der PKV – bereits zum Einsatz?
Markovic-Sobau: In der PKV selbst vielleicht noch nicht im ersten Schritt. Aber im gesamten Unternehmen setzen wir bereits auf KI. Mit unserem System „COSI“ haben wir eine unternehmensweite Lösung entwickelt, die beispielsweise alle Krankenversicherungstarife enthält. So unterstützt uns die KI dabei, schnell und präzise Antworten in der Tarifberatung zu finden – davon profitieren auch unsere Vertriebspartner. Das sind die ersten Schritte, und wir werden diesen Weg konsequent weitergehen.
Das Interview können Sie hier anschauen.
„Verlässlich kalkuliert – mit Leistungen, die Familien entlasten“ von Pfefferminzia auf Vimeo.

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