Mautstelle am Arlbergtunnel in Tirol (Symbolbild): Mautstraßen gelten als beliebte Investmentobjekte © picture alliance / CHROMORANGE | Weingartner-Foto
  • Von Andreas Harms
  • 27.10.2025 um 18:14
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Es müssen nicht immer Aktienfonds und Rentenfonds sein – warum nicht auch mal Unternehmensbeteiligungen, Immobilien oder Infrastruktur in die Altersvorsorge packen? Das IVFP beleuchtet in einer Studie, wie weit das inzwischen schon geht, wer mitmischt und worauf zu achten ist. Und es hat eine gute Nachricht für Anleger.

Die Analysten aus dem Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) befassen sich in einer aktuellen Studie mit sogenannten Alternativen Investments (AI) in der Altersvorsorge. Darunter verstehen Investmentfachleute jene Geldanlagen, die nicht an geregelten Finanzmärkten gehandelt werden. Die altbekannten Aktienfonds, speziell börsengehandelte Indexfonds (ETFs) fallen also nicht darunter.

Was also sonst? Die IVFP-Leute um Geschäftsführer Andreas Kick teilen alternative Anlagen in fünf Kategorien ein:

  • Private Equity: Beteiligungen an nicht-börsennotierten Unternehmen
  • Private Debt: Unternehmens- oder Projektkredite außerhalb des Kapitalmarkts
  • Immobilien: Direkt oder über Fonds mit Fokus auf laufenden Erträgen oder Wertzuwachs
  • Infrastruktur: Beteiligungen an Versorgungsstrukturen wie Energie- und Wassernetzen, Verkehrswegen, Schienen, Straßen und Telekommunikationsnetzen
  • Erneuerbare Energien: Projekte in Solar- und Windkraft, aber auch Bioenergie, Geothermie, Wasserkraft und Meeresenergie

Allein diese Liste zeigt, wie vielfältig die Anlagen sind. Umso schwerer lassen sie sich miteinander vergleichen. Doch einige spezielle Eigenheiten haben sie alle gemein:

  • Sie sind nicht sehr liquide, das Geld ist oft fest gebunden
  • Die Laufzeiten reichen normalerweise über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte
  • Die Anlagen werden deutlich seltener bewertet als beispielsweise in Aktienfonds. Üblich ist es etwa, quartalsweise Preise zu stellen

Und wie kommen die Anlagen in die Policen? Über Alternative Investmentfonds (AIF). Zu denen gehören auch die sogenannten European Long Term Investment Funds (Eltif). Die sollten extra Schub bekommen, indem die Europäische Union (EU) die Einstiegsregeln für Privatanleger aufweichte und Barrieren senkte (mehr dazu lesen Sie hier). Das Projekt bekam den klingenden Namen Eltif 2.0. Ein Riesenerfolg geht zwar anders, aber die Zahl der Produkte nimmt immerhin zu. Auch wir fragten bereits in der Branche herum, welche Versicherer schon in Eltifs machen.

Ähnlich geht nun also auch das IVFP vor, indem es in der Studie beschreibt, welche Versicherer schon welche Alternativen Anlagen am Start haben. Und wo. Wir wollen hier die Anbieter, Produkte und Kategorien wiedergeben:

  • Allianz Privatefinancepolice (Privatrente) auf Basis eines Referenzportfolios
  • Allianz Privatemarketspolice (lebenslange Risikolebensversicherung) mit internen Fonds bestückt
  • Die Bayerische Blue Invest (Privatrente, Basisrente, betriebliche Altersversorgung) mit dem Pangaea Life Blue Energy und dem Pangaea Life Blue Living
  • Generali VASP (Privatrente, Basisrente) mit dem Generali Exklusiv Fonds Infrastruktur und dem Generali Exklusiv Fonds Private Debt
  • Swiss Life Privado Police (Privatrente) mit dem Swiss Life Funds (Lux) Privado Infrastructure Sicav-Eltif
  • Württembergische Genius Privatrente (Privatrente) mit dem W&W Private Capital

Mehr Details finden Sie im Blogbeitrag des IVFP hier.

Geht es nach den Studienautoren, sind die Produkte erst der Anfang. „Es ist zu erwarten, dass weitere Anbieter nachziehen – insbesondere im Bereich fondsgebundener Renten- und Lebensversicherungen“, schreiben sie. Und dann schieben sie die frohe Kunde für Kunden nach: „Mit wachsender Erfahrung, größerem Anlagevolumen und standardisierten Prozessen dürften die Lösungen kosteneffizienter und damit preislich attraktiver werden. Gelingt zugleich ein verlässliches Liquiditätsmanagement und die Befähigung des Vertriebs für diese noch ‚neue‘ Anlageklasse, hat sie das Potenzial, sich als fester Baustein moderner Altersvorsorge zu etablieren.“

Vermittlern geben sie außerdem vier Kriterien an die Hand, über die die Produkte zu prüfen sind:

  • Management-Expertise – weil die Investments speziell sind und nur wenig Informationen vorliegen, sollten die Manager ihr Handwerk beherrschen
  • Kostentransparenz – Kosten entstehen auf mehreren Ebenen, den Investments selbst, den Fonds und den Policen. Weshalb sie offen dargelegt sein sollten
  • Anlagedetails – es sollten zumindest einige Informationen zu den Anlagen vorliegen. Wie ist das Portfolio aufgeteilt? Welche Kategorien sind es? Wie viel ist investiert, wie hoch ist der Liquiditätspuffer? Eher wenig sagt hingegen die bisherige Wertentwicklung aus
  • Liquiditätsmanagement – Informationen zu beschränkter Rückgabe und Liquidität der Anteile sollten vorliegen. Ebenso Infos zu möglichen Kosten.

Die gesamte Studie heißt „Alternative Investments im Aufbruch – Ein umfassender Marktüberblick zu AIFs und ELTIFs im Versicherungsmantel“ und ist kostenpflichtig hier bestellbar.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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