Der Krisenstab der Bundesregierung kommt am 28. Februar 2020 zu seiner Sitzung zusammen, um über weitere Vorkehrungen gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2 zu beraten. Auch in den Versicherungsunternehmen wurden zügig Notfallpläne erarbeitet oder angepasst. © picture alliance/Kay Nietfeld/dpa
  • Von Lorenz Klein
  • 04.03.2020 um 14:02
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Wie gehen die Versicherer in Deutschland mit der Corona-Krise um? Eine Pfefferminzia-Blitzumfrage unter rund 20 Gesellschaften zeigt: In den Notfallplänen finden sich viele Gemeinsamkeiten, aber auch höchst individuelle Gegenmaßnahmen – wo Mitarbeiter-Events ausfallen und wo Zutrittsverbote drohen, erfahren Sie hier.

Die zunehmende Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland stürzt die Versicherer in ein Dilemma: Je vorsichtiger sie sich verhalten, um Mitarbeiter, Vertriebspartner und Kunden vor einer Ansteckung zu schützen, desto mehr Kosten fallen an – infolge ausgefallener Events, Tagungen und Meetings sowie aufgrund von Störungen im Betriebsablauf – zumal nicht gewiss ist, wie lange die Krise noch andauern wird. Umgekehrt gilt natürlich: Ein Unternehmen, dass seine Belegschaft vor einer Erkrankung bewahrt, sichert auch die Handlungsfähigkeit des Unternehmens – und damit den Ertrag von morgen.   

MMM Messe soll stattfinden

Klar ist aber: Die aktuelle Unsicherheit ist gerade für eine Branche, die vom direkten Austausch lebt, nur schwer zu ertragen. Immerhin: Manche Branchenteilnehmer wollen sich von der „Wie-geht-es-jetzt-nur-weiter?“-Stimmung gar nicht erst anstecken lassen – zum Beispiel Norbert Porazik, Chef des Maklerpools Fonds Finanz. Auf Facebook stellte er am Dienstag klar:

„Die MMM findet statt. Es sei denn sie wird verboten. Aber die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null.“

Die MMM Messe, die am 24. März in München steigen soll, gehört traditionell zu den Branchenhighlights im Frühjahr. Wird Poraziks Ansage Signalwirkung haben? Zumindest im Moment deutet eher wenig darauf hin. Der Versicherungsverband GDV hat zum Beispiel seine internationale Regulierungskonferenz in Berlin „auf unbestimmte Zeit“ vertagt. Und auch die Debeka verschob ihre ebenfalls für den gestrigen Dienstag anberaumte Jahrespressekonferenz lieber in den virtuellen Raum.     

Auch eine am Dienstagnachmittag gestartete Blitzumfrage von Pfefferminzia unter knapp 20 Versicherern zeigt – die Devise in den Vorstandsetagen lautet derzeit eher: „Im Zweifel lieber absagen und wegbleiben“. Drei Wochen im Voraus festlegen, wie es Norbert Porazik tat? Schwierig. „Wir fahren mit konkreten Maßnahmen auf Sicht und handeln schnell und situativ“, schildert Zurich-Deutschlandsprecher Bernd Engelien – und findet sich damit in guter Gesellschaft.  Apropos „auf Sicht“: „Lieber ein Lächeln riskieren als einen Handschlag“, lautet die freundliche Empfehlung im Talanx-Konzern.

Die Statements der von Pfefferminzia kontaktierten Pressestellen finden Sie im Folgenden im Wortlaut. Die Frage lautete:

Wie wirkt sich die Corona-Krise Stand jetzt auf die Reise- und Veranstaltungsplanung Ihres Hauses und gegebenenfalls Ihrer Tochterunternehmen aus?

Die Rückmeldungen sind alphabetisch nach Unternehmen geordnet. Es ist möglich, dass sich weitere Versicherer zu Wort melden. Diese werden der Übersicht hinzugefügt, sobald uns diese vorliegen.      

Allianz

Ein Sprecher der Allianz Deutschland erklärt:

„Aktuell gibt es bei der Allianz Deutschland ein Reiseverbot für China, Südkorea, Iran und für die italienischen Provinzen Lombardei, Emilia Romagna und Venetien. Dienstreisen innerhalb der APAC-Region und Europa inklusive Deutschland sollen auf ein Minimum reduziert werden. Diese Vorgaben werden je nach weiterer Entwicklung angepasst. Wir informieren unsere Mitarbeiter darüber regelmäßig sowohl über Mail-Kaskaden als auch über unser Intranet.

Sollte ein Mitarbeiter aus einer kritischen Region [China, Südkorea, Iran sowie Lombardei (einschließlich Mailand), Emilia Romagna oder Venetien] zurückkommen oder dies auf eine Person im Haushalt des Mitarbeiters zutreffen, wird der Mitarbeiter zum Schutz der Kolleginnen und Kollegen für einen Zeitraum von 14 Tagen nach seiner Rückkehr nicht in den Betriebsstätten der Allianz eingesetzt. Es wird dann, wenn möglich auf Arbeit im Homeoffice ausgewichen.

Auch Besuchern, Gästen und Externen wird für den Fall einer Rückkehr aus einer kritischen Region der Zugang auf das Betriebsgelände nicht gestattet. Entsprechende Informationstafeln weisen an allen Standorten bundesweit darauf hin.“

Alte Leipziger-Hallesche

Christoph Bohn, Vorstandsvorsitzender des Alte Leipziger-Hallesche Konzerns, sagt:

„Wir haben eine Verantwortung für die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und natürlich auch für unsere Kunden den Service – insbesondere aktuell in der Krankenversicherung – aufrecht zu erhalten. Deshalb haben wir uns im Alte Leipziger-Hallesche Konzern beispielsweise entschlossen auf Dienstreisen weitestgehend zu verzichten. Mitarbeiter, die einen Telearbeitsplatz zuhause haben und nur tageweise ins Büro kommen, arbeiten ab sofort vollständig von zuhause aus. Außerdem forcieren wir mobiles Arbeiten im Homeoffice.“

Axa

Eine Sprecherin der Axa Konzern AG lässt wissen:

„Geschäftsreisen in die offiziell als Risikoregion eingestuften Gebiete sind zurzeit untersagt. Wir beobachten die Lage sehr eng und stehen dazu im regelmäßigen Austausch mit der Axa-Gruppe und den lokalen Behörden. Sollte sich die Situation verschärfen, sind wir kurzfristig in der Lage, weitere notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Für private Reisen empfehlen wir Mitarbeitenden, sich über die aktuelle Entwicklung zum Corona-Virus in der Region, in die sie reisen zu informieren und bei verdächtigen Symptomen den Hausarzt oder das zuständige Gesundheitsamt zu konsultieren.“

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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