„Fridays for Future“-Proteste: Der soziale Druck auf Unternehmen steigt, mehr in Sachen Nachhaltigkeit zu tun. © Pixabay
  • Von Hannah Dudeck
  • 14.05.2020 um 13:36
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Wie nachhaltig ist die Versicherungs- und Bankenbranche? Eine Studie zeigt, dass der Druck auf die Unternehmen wächst. Als Chance sehen Nachhaltigkeit und Klimaschutz aber nur wenige Branchenvertreter.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit gewinnen in der Finanz- und Versicherungswirtschaft zwar an Bedeutung, insgesamt wird aber noch zu wenig getan. Verbindliche Handlungsrichtlinien für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind demnach insbesondere bei Banken kaum verbreitet. Nur 23 Prozent der Führungskräfte geben an, solche Regeln definiert zu haben. Mit 42 Prozent stehen Versicherungsunternehmen deutlich besser da. Auch bei den Nachhaltigkeitsbeauftragten liegen Versicherer vorn: 65 Prozent der Gesellschaften haben eine entsprechende Position geschaffen, bei Banken sind es 45 Prozent.

Das geht aus einer gemeinsamen Studie des Beratungsunternehmens Emotion Banking, der Organisation Mindful Finance Institute, den Bankenforen und den Versicherungsforen Leipzig hervor. Für die Umfrage wurden im März 159 Führungskräfte aus Banken, Sparkassen und Versicherungsunternehmen in Deutschland, Österreich und Südtirol zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten im eigenen Unternehmen befragt.

Druck von EU und Klimaschützern steigt

Dabei steigt der Druck auf die Branche von verschiedenen Seiten, darunter die EU-Kommission, die Aufsichtsbehörden sowie Bewegungen wie „Fridays for Future“. Nachhaltiges Wirtschaften sei nicht mehr optional, sondern werde von Politik und Gesellschaft zunehmend eingefordert. „Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern trägt in wirtschaftlich turbulenten Zeiten zum Unternehmenserfolg und zum Vertrauen der Bevölkerung in die Finanzwirtschaft bei“, sagt Jens Ringel, Geschäftsführer der Bankenforen und der Versicherungsforen Leipzig.

Dieser Druck treibt die Branche der Studie zufolge an. Regulatorische Auflagen und Reputationsrisiken sind mit jeweils mehr als 73 Prozent Zustimmung die Hauptmotivation für nachhaltige Aktivitäten, gefolgt von der Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft. Im Vergleich sei die Regulatorik für Versicherer dabei deutlich präsenter als für Banken.

Bei ihren Aktivitäten konzentrieren sich die Unternehmen vor allem auf die soziale und die ökonomische Dimension, so ein weiteres Ergebnis. Bei Klimaschutz und Ressourcenschonung existiere der größte Aufholbedarf. Fast alle Institute hätten bereits Nachhaltigkeitsprojekte umgesetzt, aber: „Da greift man häufig zu Naheliegendem wie beispielsweise Förderung der betrieblichen Gesundheit oder Vertrieb nachhaltiger Fonds“, sagt Christian Rauscher, Geschäftsführer von Emotion Banking. Dabei sollte es nicht bleiben, denn „es gibt große Chancen für das Geschäftsmodell und die Marktpositionierung, die man nicht übersehen sollte.“ So hätten zwar mehr als drei Viertel angegeben, unternehmensintern auf Umweltschutz und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu achten. Die Maßnahmen würden aber nur selten überprüft und gesteuert.

Nur jeder Fünfte sieht Nachhaltigkeit als Chance

Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen sehen die Befragten vor allem Aufwand und Kosten. Einen positiven Beitrag auf die Ertragslage des Unternehmens erwartet nur jeder Fünfte. „Wir müssen Verantwortung übernehmen, für unsere Mitarbeiter, für unsere Kundenbeziehungen, für unsere Produkte und Dienstleistungen, für unser Tun und Unterlassen“, sagt Christian Rauscher.  Eine proaktive Beschäftigung mit dem Thema sowie insbesondere die Suche nach Chancen für das eigene Geschäftsmodell seien dafür wesentlich.

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Hannah Dudeck

Hannah Dudeck arbeitete von April bis Juni 2020 als freie Redakteurin für Pfefferminzia.

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