Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (rechts) impft einen Mann im Tour-Bus der Initiative #ImpfenHilft: Eine mögliche Impfpflicht ist zum Streitthema geworden. © picture alliance/dpa/Getty Images Europe/Pool | Michele Tantussi
  • Von Andreas Harms
  • 22.03.2022 um 12:31
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Der GKV-Spitzenverband hat sich zur Corona-Impfpflicht geäußert und dafür Hohn und Spott kassiert. Dabei sind einige Argumente stichhaltig – und für dieses Land ziemlich peinlich.

Man wird heutzutage so schnell missverstanden. Vor allem in sozialen Medien, wenn die Empörungsmaschine so richtig anläuft. So erging es jetzt auch dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Spitzenverband). Er hatte sich zur geplanten Impfpflicht gegen das neuartige Corona-Virus geäußert und auf einige Probleme aus der Praxis hingewiesen. Woraus nicht wenige Menschen gleich den Schluss zogen, der Verband habe etwas gegen die Impfpflicht an sich.

Hat er aber nicht, wie er jetzt klarstellt. Dazu zitiert er seine Vorstandschefin Doris Pfeiffer:

Selbstverständlich setzen alle gesetzlichen Krankenkassen und der GKV-Spitzenverband alles daran, die Impfquote zu erhöhen. Wir haben uns in unserer Stellungnahme an keiner Stelle gegen die Einführung einer Impfpflicht ausgesprochen. Wir haben lediglich auf zu erwartende praktische Schwierigkeiten bei der geplanten Umsetzung durch die Krankenkassen hingewiesen.

Damit ist das erst einmal geklärt. Nur welche praktischen Schwierigkeiten waren es denn nun? Vor allem eine davon schlug sofort eine enorme mediale Welle: Papiermangel. Weil ja noch immer alle Schreiben per Post herausgehen, müssten die Krankenkassen bis zu 1,8 Millionen Schreiben pro Woche versenden, rechnet der Verband vor. Und wegen des Papiermangels in Europa fehle schlicht das Material für die insgesamt rund 120 Millionen Schreiben, heißt es weiter. Offenbar reicht nicht ein Brief pro Versichertem, es müssen zwei sein.

Mit „Dümmste Ausrede ever“ zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ denn auch einen Hausarzt aus Bayern. Und der Verband der Papierindustrie ließ in der Zeitung verlauten, dass man sehr wohl liefern könne.

Der geimpfte Unbekannte

Von solchen Widersprüchen einmal ganz abgesehen zeigt die Diskussion, welch bürokratisches Monstrum da im Anmarsch sein könnte. Laut Robert Koch Institut sind per heute rund 63 Millionen Menschen bereits zweimal geimpft. 48,5 Millionen sind aufgefrischt. Hinzu kommt noch die Dunkelziffer für jene, die noch nicht gemeldet wurden, weil das Fax-Gerät nicht will.

Berechtigte Frage an dieser Stelle: Warum muss man die alle noch anschreiben? Warum wissen die Krankenkassen offenbar nicht, wer mit dem dreimaligen Piks schon durch ist? Dafür kann es eigentlich nur zwei Gründe geben: der zuweilen sehr hinderliche Datenschutz und die eher … sagen wir mal … klassische Techniklandschaft im Gesundheitssystem.

Seite 2: Die weiteren Argumente des GKV-Spitzenverbands

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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