Gutes für die Umwelt tun, das kann man auch als Versicherter: Doch das Produktangebot ist bislang noch vergleichsweise bescheiden. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 04.09.2017 um 17:51
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Wenn Makler über den Begriff Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche nachdenken, verstehen die meisten darunter „langfristige finanzielle Stabilität des Versicherers“ und „dauerhafte Erfüllbarkeit der Versicherungsverträge“ (89 und 87 Prozent), wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Ein „nicht nur auf kurzfristige Erfolge ausgerichtetes Vergütungssystem“ nennt hingegen nur jeder zweite Makler (53 Prozent).

Dass Versicherungsmakler und Mehrfachvertreter den Begriff Nachhaltigkeit laut einer aktuellen „Asscompact Trend-Studie“ in erster Linie mit finanziellen Aspekten wie „Stabilität des Versicherers” und „dauerhafte Erfüllbarkeit der Versicherungsverträge“ verbinden, findet der Versicherungsexperte Matthias Beenken in einem Beitrag für das Versicherungsmagazin „folgerichtig“ – schließlich sei die dauerhafte Sicherstellung der Vertragserfüllung „kein freiwilliges Prinzip, sondern gesetzlicher Auftrag“.

„Doch wann sind Versicherungsverträge dauerhaft erfüllbar?“, fragt Beenken – und sagt, dass dazu „mehrere Akteure“ beitragen. „Der Versicherer kalkuliert das Produkt, bringt es in den Markt und verwaltet es, was Kosten verursacht. Der Vermittler vertreibt und betreut es, was wiederum Kosten verursacht. Der Kunde nimmt das Produkt in Anspruch – erneut entstehen Kosten“, schildert der Wissenschaftler und schlussfolgert:

Nur eine Balance zwischen all den kostentreibenden Teilnehmern am Versicherungsvertrag und der Zahlungsfähigkeit und -willigkeit der Kunden kann zur dauerhaften Erfüllung und damit zur Nachhaltigkeit führen.

Beenken kritisiert Makler: „Nachhaltigkeit gerne, aber bitte nicht in meinem Portemonnaie“

Die Einsicht, dass man auch als Makler selbst etwas zum Thema Nachhaltigkeit beitragen kann, sieht Beenken unter den Befragten nur bedingt als gegeben an: „Nur 53 Prozent verstehen darunter ein nicht nur auf kurzfristige Erfolge ausgerichtetes Vergütungssystem, das zum Beispiel nicht nur aus einmaligen Abschlussprovisionen besteht“, schreibt der Autor und meint dazu: „Nachhaltigkeit soll es also gerne geben, aber bitte nicht in meinem Portemonnaie.“

Nachhaltige Produkte im Beratungsgespräch – jeder Zweite thematisiert sie

Gleichwohl lobt Beenken, dass der Trend, sich mit nachhaltigen Produkten zu befassen, auch von den Vermittlern „deutlich wahrgenommen“ werde. Demnach sagen gut zwei Drittel, dass nachhaltige Angebote „ein positives Image aufweisen und auf jeden Fall forciert werden sollten“. Rund jeder Zweite nimmt dem Autor zufolge zudem ein wachsendes Bewusstsein für solche Angebote wahr.

Rund jeder zweite Vermittler habe Nachhaltigkeit in Beratungsgesprächen thematisiert, entweder weil entsprechende Angebote vorgehalten würden oder weil Kunden danach fragten. Den Anteil entsprechend besonders empfänglicher Kunden schätzen die Vermittler laut Beenken auf rund elf bis 15 Prozent (Median aller Antworten, abgefragt in Klassen).

Produktauswahl noch sehr klein

Allerdings befindet der Experte, dass das Angebot entsprechender Produkte noch sehr klein sei, das sähen jedenfalls fast drei Viertel der Befragten so. „Und wenn es Angebote gibt“, schreibt er, dann „eher nicht aus tiefer Überzeugung, sondern um sich ein grünes Image zu geben“, wie es zwei Drittel der Befragten den Anbietern unterstellen.

Ebenfalls weist der Autor darauf hin, dass Nachhaltigkeit nach Meinung der Befragten „nicht mit höheren Kosten und geringeren Renditen einhergehen“ müsse.

Auf die Frage, welche Produkte für ein Angebot an nachhaltig interessierte Kunden fehlen, geben die freien Kommentare „ein buntes Bild“, heißt es. Erwähnt würden keineswegs nur Sparprodukte und nachhaltige Geldanlagen, sondern häufiger auch nachhaltige Sachversicherungen oder Biometrieprodukte.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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