Nicht nur der Genuss von Süßigkeiten führt zu erhöhtem Zuckergehalt, auch Ernährungsfehler wie mangelndes Kauen und zu schnelles Runterschlucken der Nahrung tragen dazu bei. © Pixabay
  • Von Joachim Haid
  • 05.12.2020 um 06:30
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Im fünften Teil der Reihe über Stuhltests beschäftigen wir uns nun mit den restlichen Werten, die unter Verdauungsrückständen erfasst werden. Was verraten uns der Wasser-, Stärke- und Zuckergehalt im Stuhl über mögliche Ursachen und Folgen?

Im vierten Teil hatten wir bereits mit den ersten Werten der Verdauungsrückständen begonnen. Nun schauen wir uns die restlichen an.

Wassergehalt im Stuhl

Der Wassergehalt im Stuhl gibt als erstes einen Hinweis auf die Konsistenz. Liegt der Wert unter 75g/100g, so ist der Stuhl zu fest. Bei Werten größer 85 g/100g ist der Stuhl etwas zu wässrig. Das erste kann auf Verstopfung, das zweite auf einen Durchfall hinweisen. Interessanter ist es jedoch, den jeweiligen Wert im Zusammenhang mit der gemessenen Bakterienbesiedlung zu sehen. So ist beispielsweise bekannt, dass Lactobazillen den Tryptophan ähnlichen Stoff Tryptamin produzieren. Diese Aminosäure stimuliert die Darmwand, Flüssigkeit in den Magendarmtrakt durchzulassen. Wird nun zu wenig Tryptamin gebildet, erfolgt der Transport des Speisebreis langsamer. Dies kann zu einer Verstopfung führen, da nun verstärkt Wasser aus dem Stuhl resorbiert wird (Dr. Paul Hammer, Biomes, Der Darm-Kompass – Alles, was man über den unterschätzten Darm wissen muss, 2020). Auch bezüglich eines gesunden PH-Wertes spielen Lactobazillen eine wichtige Rolle. Ein Mangel an diesen Bakterien, der leider recht häufig vorkommt, kann also nicht nur eine zu geringe Produktion von Tryptamin zur Folge haben, sondern zusätzlich zu einem zu basischen PH-Wert führen.

Dieser wiederum ist die Grundlage für die übermäßige Besiedlung mit Bakterien wie Clostridien, welche Histamin ausschütten und zu psychischen Beschwerden führen können (siehe Teil 2 der Serie). Alistipes spp. können die Tryptophan-Verfügbarkeit beeinflussen. Tryptophan ist die Vorstufe von Serotonin. Bei einer erhöhten Besiedlung mit Alistipes könnte daher das serotonergene Gleichgewicht im Darm gestört werden. Serotonin im Darm ist wichtig für die Peristaltik (Darmbewegung). Auch ist diese Spezies mit vermehrten abdominellen Schmerzen und dem Reizdarmsyndrom assoziiert (Jiang et al., 2015; Naseribafrouei et al., 2014).

Bei chronischen Durchfällen (Diarrhoe) kann es andererseits zu einem Verlust von Mikronährstoffen kommen. Speziell zu erwähnen sind hier Natrium und Kalium. Diese beiden Salze haben beispielsweise eine bedeutende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Zellvolumens und der Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen (Natrium-Kalium-Pumpe). Ein zu hoher Wassergehalt kann bedingt durch eine Fehlbesiedlung sein (E.Coli), ein Hinweis auf entzündliche Darmerkrankungen sein, sowie auf eine zu geringe Ballaststoffzufuhr sein.

Stärke und Zuckergehalt im Stuhl

Gleiches gilt für eine verminderte Stärkekonzentration im Stuhl. Hier kann jedoch ebenfalls eine Fehlbesiedlung mit bestimmten Darmbakterien die Ursache sein. Beispielsweise kann eine Überbesiedlung mit stärkeabbauenden Keimen aus der so genannte Gruppe der saccharolytischen Flora wie Butyrat-, Acetat- und Propionatbildner, ebenfalls zu reduzierten Stärkegehalten im Stuhl führen. Der Stärkegehalt im Stuhl sollte zwischen 2,2 und 10,2 g/100g liegen. Ein zu hoher Stärkegehalt ist oftmals ein Hinweis auf eine gestörte Funktion der Bauchspeicheldrüse. Wird mit der Nahrung aufgenommene Stärke in den oberen Darmabschnitten nicht optimal verdaut, gelangt zu viel davon in den Dickdarm. Dort bauen nun die oben genannten Bakterienarten die Stärke ab, was zu Blähungen und Durchfall führen kann. Der so genannte Gärungsstuhl riecht streng.

Der Zuckergehalt im Stuhl sollte unter 2,5 g/100g liegen. Eine erhöhte Zuckerausscheidung kann auf eine Kohlenhydratintoleranz hinweisen. Für die Kohlenhydratverdauung sind neben diversen Vitaminen (B-Vitamine), auch Enzyme wie Amylase und Lactase wichtig. Weiterhin Co-Enzym Q10, Alpha-Liponsäure, Chrom und Magnesium. Sind von diesen Enzymen und Mikronährstoffen zu wenige vorhanden, kann dies zu einer Laktose- und/oder Fruktosemalabsorption führen. Weiterhin muss der Speisebrei durch Kauen gut zerkleinert werden. Denn bereits beim Einspeicheln beginnt die Kohlenhydratverdauung. Bei erhöhten Zuckerrückständen im Stuhl ist es also sinnvoll, zum einen die oben genannte Werte im Blut messen zu lassen (Orthomolekulares Blutbild).

Weiterhin sollten mögliche Ernährungsfehler, wie mangelndes Kauen und zu schnelles Runterschlucken der Nahrung, sowie ein zu hoher Verzehr von Kohlenhydraten geprüft werden, da letzteres zu einem Mangel an Mikronährstoffen führen kann. So trägt Chrom zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels bei. Magnesium ist bei mehreren hundert Stoffwechselprozessen ein wichtiger Co-Faktor und trägt, unter anderem, zur normalen psychischen Funktion bei. Coenzym Q10 wiederum ist essentiell bei der Energiegewinnung innerhalb der Mitochondrien, unserer Zellkraftwerke. Folgen eines Q10-Mangels sind beispielsweise Müdigkeit, Schwäche, Muskelschwäche und/oder -schmerzen, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, sowie ein erhöhtes Risiko für Morbus Alzheimer, Tumore und Morbus Parkinson.

So geben Verdauungsrückstände im Stuhl also wertvolle Hinweise zu möglicher weiteren, sinnvollen Diagnostik und können Erklärungen für Beschwerden und Erkrankungen liefern, deren Ursachen sonst oft ein Rätsel bleiben. In der Medizin wird dies dann idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) genannt. In Wirklichkeit wurden aber eventuell nur nicht alle Ursachen berücksichtigt.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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