IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer präsentierte am Montag in Berlin die Ergebnisse der Studie „Die Renditechancen der (fondsgebundenen) Riester-Rente im aktuellen Marktumfeld“. © IVFP
  • Von Lorenz Klein
  • 23.04.2018 um 17:20
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Die verpflichtende Beitragsgarantie bei Riester-Produkten sollte abgeschafft oder zumindest flexibilisiert werden. Das fordert eine aktuelle Studie des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), die das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) am Montag in Berlin vorgestellt hat. Der Grund: Die Beitragsgarantie reduziere das Angebot chancenreicher Produkte „dramatisch“, wie es heißt.

Die Riester-Rente in der Form, wie sie 2002 eingeführt wurde, sei im gegenwärtigen Marktumfeld nicht mehr zeitgemäß. Das teilte das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) auf Basis einer aktuellen Studie mit, die das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) in Zusammenarbeit mit der DWS Group erstellt hatte. Demnach sei vor allem eine Flexibilisierung der Bruttobeitragsgarantie erforderlich, wenn die Riester-Rente ihren ursprünglichen Zweck weiter erfüllen solle, heißt es.

So habe die Auswertung der aktuell am Markt zu findenden fondsgebundenen Riester-Produkte gezeigt, dass diese Tarife selbst bei der langen Laufzeit von 30 Jahren zu 60 Prozent in der Chance-Risiko-Klasse 2 einzuordnen sind. Heißt: Es handelt sich hier also um eine sicherheitsorientierte Anlage mit begrenzten Ertragschancen. Laut der Studienautoren schafft es lediglich ein Anbieter mit zwei Produkten in die Chance-Risiko-Klasse 4 (renditeorientierte Anlage mit höheren Ertragschancen). Bei einer Laufzeit von 20 Jahren sei der Anteil der risikoärmeren Tarife noch einmal deutlich höher.

Den Wissenschaftler gefällt das gar nicht: „Wegen der vorgeschriebenen Bruttobeitragsgarantie können kaum noch Beitragsanteile in chancenreichere Kapitalanlagen investiert werden“, so das Fazit. Unter den ebenfalls staatlich geförderten Basisrenten dagegen befänden sich „eine Vielzahl von Tarifen“, die eine Chance auf eine vernünftige Rendite böte, obwohl die Zielgruppe der Basisrente deutlich kleiner sei.

Bei den Kosten ist das Ende der Fahnenstange offenbar erreicht

Das Problem: Die Möglichkeiten der Anbieter, die Chancen fondsgebundener Riester-Renten durch weitere Veränderungen an den Produkten zu verbessern, sind begrenzt. Durch einen Vergleich der Jahre 2017 und 2016 gelangten die Autoren zu der Annahme, dass die Kostensätze in vielen Fällen inzwischen ein Niveau erreicht haben, das sich nicht weiter absenken lässt. „Die Alternative wäre ein Verkauf ohne Beratung, um Abschlusskosten einzusparen“, folgern die Wissenschaftler. Beratung sei aber gerade bei den komplexen Riester-Produkten und ihrer komplizierten Förderstruktur erforderlich, heißt es. Und weiter: Der Verzicht auf Beratung stünde außerdem der Verbreitung der Riester-Rente im Wege, weil dann deutlich weniger Neuabschlüsse stattfänden.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Riestern lohnt sich wirklich nicht mehr
Vor 3 Jahren

[…] wurde die Studie deswegen von der Deutsche-Bank-Tochter DWS in Auftrag gegeben, die natürlich die Abschaffung der Beitragsgarantie fordert. Die Frage ist aber vielmehr, ob Riester nicht insgesamt eine Totgeburt ist. Die jüngsten […]

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Riestern lohnt sich wirklich nicht mehr
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[…] wurde die Studie deswegen von der Deutsche-Bank-Tochter DWS in Auftrag gegeben, die natürlich die Abschaffung der Beitragsgarantie fordert. Die Frage ist aber vielmehr, ob Riester nicht insgesamt eine Totgeburt ist. Die jüngsten […]

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