Jörg von Fürstenwerth ist Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). © GDV
  • Von Lorenz Klein
  • 02.05.2019 um 11:52
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Gut ein Drittel der Deutschen hat sich gegen den Verlust der eigenen Arbeitskraft abgesichert. Das seien viel zu wenige, findet Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Geschäftsführung des Versicherungsverbandes GDV – und macht seine Mitbürger für diesen Zustand maßgeblich verantwortlich. Die Deutschen seien „im Umgang mit Zahlen und Wahrscheinlichkeiten nicht sehr geübt“, kritisiert er in seiner Verbandskolumne. Auf mögliche Fehler der eigenen Branche kommt der GDV-Manager nicht zu sprechen.

Dass zwei Drittel der Deutschen über keine Absicherung der eigenen Arbeitskraft verfügten, sei angesichts des Risikos nicht nachvollziehbar. Zwar müssten Verbraucher keine Versicherungsmathematiker sein, „etwas Verständnis über Chancen und Risiken sollten aber auch sie besitzen“, schreibt Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Geschäftsführung des Versicherungsverbandes GDV, in seiner aktuellen Kolumne für den Verband. „Mit dem Zahlengefühl der Deutschen steht es jedoch nicht zum Besten“, so das säuerliche Fazit des GDV-Managers.

Der Kolumnist verweist zur Begründung seiner These auf Studien, wonach die Deutschen „sogar ziemlich schlecht darin sind, Wahrscheinlichkeiten realistisch zu bewerten“. So würden sehr seltene Ereignisse oft über-, relativ häufige dagegen unterschätzt. „Daraus resultierende Fehlentscheidungen sind keinesfalls trivial, sie können unter Umständen gravierende Folgen haben“, warnt der Verbandsvertreter. 

Statistisch gesehen werde jeder Vierte im Verlauf seines Erwerbslebens mindestens einmal berufsunfähig – und das im Durchschnitt mit 44 Jahren, berichtet von Fürstenwerth weiter. Trotzdem kämen auf 44 Millionen Erwerbstätige in Deutschland bislang nur rund 17 Millionen Verträge, die in irgendeiner Form vor Invalidität schützten. Erst gut ein Drittel der Bürger habe somit seine Arbeitskraft abgesichert.

Viel Kritik, aber keine Selbstkritik 

Selbstkritische Töne lassen sich in der Kolumne hingegen nicht vernehmen – trotz des schon lange in der Öffentlichkeit kritisierten Umstands, dass ein adäquater Schutz vor Berufsunfähigkeit für viele Berufsgruppe, insbesondere für Handwerker, kaum noch zu bezahlen ist – der Hang der Branche, immer kleinere Versichertenkollektive zu schaffen, um Menschen mit guten Risiken günstigere Prämien zu gewähren, hat sich im Umkehrschluss vor allem für körperlich Arbeitende als Nachteil erwiesen.

Einige Arbeitnehmer seien aufgrund besonderer Belastungen in ihrem Job stärker gefährdet als andere – und dies müssten die Unternehmen auch in ihren Prämien berücksichtigen, argumentiert der GDV-Manager. Der Markt biete eine große Vielfalt an Produkten zur Absicherung der Arbeitskraft. „So kann jeder Verbraucher das geeignete finden – passend zu seinen individuellen Bedürfnissen“, schreibt von Fürstenwerth. „Und – ja – auch passend zu seinen finanziellen Möglichkeiten“, wie der Autor hinzufügt.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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