Bilanzpressekonferenz 2022 der Signal Iduna in Hamburg: Eine Frau ist bislang nicht vertreten im Vorstandspodium des Versicherers. © Hauke Hass
  • Von Lorenz Klein
  • 09.06.2022 um 16:59
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Beitragseinnahmen deutlich über dem Marktschnitt, Ergebnis trotz hoher Schäden nahezu gehalten. Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann äußerte sich zufrieden über das Bilanzjahr 2021 der Versicherungsgruppe. Sorgen bereitet dem Unternehmen unter anderem die Kaufzurückhaltung der Bürger in der Altersvorsorge.

Der Versicherer Signal Iduna kann für das Geschäftsjahr 2021 ordentliche Zahlen vermelden: Um 3,4 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro legten die Bruttobeitragseinnahmen bei der Versicherungsgruppe mit Sitz in Dortmund und Hamburg zu – man sei damit mehr als doppelt so schnell gewachsen wie der deutsche Versicherungsmarkt, berichtete Konzernchef Ulrich Leitermann (im Foto am Rednerpult) am Mittwoch im Rahmen der Bilanzpressekonferenz in Hamburg.

Zudem konnte das Gesamtergebnis trotz hoher Schadenkosten (plus 6,4 Prozent) mit 856 Millionen Euro stabil gehalten werden (minus 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Diese „erneut zufriedenstellende“ Entwicklung führte Leitermann insbesondere auf „Fortschritte bei der Transformation“ und einer verstärkten Zielgruppenorientierung zurück. Beides habe dazu beigetragen, dass man die Kunden auch während der Pandemie jederzeit optimal habe betreuen können. Die Pandemie führte Leitermann dann auch als Beweis an, dass sich das Unternehmen „gut auf Veränderungen einstellen“ könne. Insofern sei er auch für das laufende Jahr trotz der „großen Herausforderungen“ optimistisch gestimmt, den Wachstumskurs fortzusetzen, so der Konzernchef.

Sorge um Zurückhaltung bei Altersvorsorge

Große Hoffnungen setzt die Signal Iduna dabei auf das Megathema Nachhaltigkeit. So wurde zu Jahresbeginn eigens eine Lebensversicherungstochter gegründet, die als erste Gesellschaft der Gruppe komplett auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sei (wir berichteten).

„Wir stellen fest, dass wir eine sehr hohe Nachfrage haben im Bereich der betrieblichen Altersversorgung“, sagte Vertriebsvorstand Torsten Uhlig. Insbesondere wenn sich die Tarifvertragsparteien finden, spiele das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Auch in der Biometrie habe man mit der neuen Produktpalette „SI WorkLife“ anknüpfen können an die guten Ergebnisse im vergangenen Jahr – und das vetriebswegübergreifend, so Uhlig. Gleichwohl stelle man fest, dass im Bereich der privaten Altersvorsorge „allgemein auch durch die gesamtpolitischen und gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Zurückhaltung vorhanden ist“, was Uhlig zufolge auch andere Marktteilnehmer so beobachteten.

Überhaupt ging es in der „lebhaftesten“ Bilanzpressekonferenz, die Leitermann nach eigenem Bekunden jemals erlebt hatte, sehr stark um nachhaltige Themen – etwa im Hinblick auf die Kapitalanlage als auch was moderne Arbeitsstrukturen und Diversität im Unternehmen betrifft. Aber zu Letzterem später mehr.    

Größter Solarpark Europas erworben

So zeigte sich das Management der Signal Iduna sichtlich stolz darüber, dass man gemeinsam mit der Finanztochter HansaInvest Europas größten Solarpark am Hainer See bei Leipzig bauen wird – die finale Baugenehmigung steht zwar noch aus, doch der feierliche Spatenstich fand immerhin schon mal im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) statt.

Das Gesamtinvestitionsvolumen der Akquisition beläuft sich demnach auf einen „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“, der komplett ohne Fremdkapital auskommen soll. Der Projektentwickler und Generalunternehmer Moveon Energy plant bis Mitte 2023 insgesamt mehr als 1,1 Millionen Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 650 Mega-Watt zu installieren. Die Gesamtleistung entspricht demnach einem durchschnittlichen Jahresenergieverbrauch von rund 200.000 Vier-Personen-Haushalten. „Damit werden basierend auf dem deutschen Energiemix 2020 jährlich mehr als 250.000 Tonnen CO2 eingespart“, wie es in der Presseinformation heißt.

Die Ambitionen, als nachhaltiger Innovator wahrgenommen zu werden, sind beim Versicherer ebenfalls hochgesteckt: „Die Signal Iduna Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 als Unternehmen und bis 2040 auch mit dem Kapitalanlageportfolio komplett klimaneutral zu werden“, so der erklärte Wille des Managements.

Kritik an rein männlich besetztem Vorstand

Von einer anderen Zielsetzung scheint der Versicherer indes noch ein gutes Stück entfernt – nämlich, diverser zu werden in der Führung. So saßen auf dem Podium ausschließlich Männer (siehe Foto). Und auch das zum 1. Juli 2022 neu geschaffene Vorstandsressort für die Themen „Kunde, Service und Transformation“ (wir berichteten) wird von einem Mann geleitet – dem bisherigen „Chief Transformation Officer“ Johannes Rath (nicht im Bild).

Konzernchef Leitermann gelobte immerhin Besserung: Man werde dieses Thema „konsequent angehen“, versprach er. Ziel sei es, in den nächsten fünf Jahren mindestens eine Frau im Vorstand zu installieren. Aufgrund bestehender Vertragslaufzeiten sei eine kurzfristige Neubesetzung im Vorstand schwierig. Zudem verwies Leitermann darauf, dass in den Auslandstöchtern der Signal Iduna, etwa in Polen und Rumänien, bereits viele weibliche Führungskräfte in den Vorständen tätig seien.

Samstagsarbeit künftig möglich 

Als Vorreiter sieht sich die Signal Iduna indes beim Thema Remote-Work. So ist es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer künftig gestattet, an fünf Tagen im Jahr auch an einem Samstag zu arbeiten – und zwar von Zuhause. „Das könnte ein Modell für die Zukunft werden“, kommentierte Leitermann die jüngste Einigung mit den Betriebsverfassungsorganen. Man wolle sich allerdings zunächst einmal ein Jahr lang anschauen, wie das Modell angenommen werde. Grundsätzlich dürfen die Beschäftigten künftig an zwei von fünf Arbeitstagen pro Woche von Zuhause arbeiten.     

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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[…] Mit der Berufung Rodes erfüllte Konzernchef Ulrich Leitermann das selbst gesteckte Ziel, die Führungsspitze des Versicherers weiblicher zu gestalten. Ziel sei es, in den nächsten fünf Jahren mindestens eine Frau im Vorstand zu installieren – das erklärte Leitermann im Juni auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Hamburg (wir berichteten). […]

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