Stefan Reker, Geschäftsführer und Kommunikationschef beim Verband der Privaten Krankenversicherung © Verband der PKV
  • Von Andreas Harms
  • 14.02.2023 um 08:43
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Die mal wieder gestiegenen Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung könnten dafür sorgen, dass sich mehr Menschen mit einer privaten Krankenversicherung (PKV) befassen. Reibt man sich beim Verband der Privaten Krankenversicherung schon die Hände? Wir haben nachgefragt und von Geschäftsführer und Kommunikationschef Stefan Reker Antworten erhalten.

Pfefferminzia: Bemerken Sie schon steigende Nachfrage nach PKV-Verträgen, seitdem bekannt wurde, wie die GKV-Beiträge steigen?

Stefan Reker: Wir haben keinen Einblick, wie aktuell die Nachfrage bei den PKV-Unternehmen aussieht. Rund um den Jahreswechsel kommt es erfahrungsgemäß zu einem verstärkten Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung. Beitragserhöhungen in der GKV spielen dabei natürlich auch eine Rolle. Ob das auch in diesem Jahr der Fall ist, werden wir sehen.

Aufgrund einer Sonderregelung müssen die gesetzlichen Krankenkassen – anders als die privaten Krankenversicherer – ihre Versicherten dieses Jahr nicht per Brief über eine Beitragserhöhung informieren. In vielen Fällen dürften solche Beitragsschreiben dazu führen, dass sich Menschen mit einem Wechsel der Krankenkasse auseinandersetzen.

Gibt es Erfahrungswerte, wie PKV-Zuspruch und GKV-Beiträge miteinander korrelieren?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten – auch nicht für die Vergangenheit. Die Beitragshöhe ist für die Wahl der Krankenversicherung nur einer von mehreren relevanten Faktoren. Mindestens genauso wichtig ist für die PKV-Versicherten der Leistungsumfang. Im Gegensatz zum festen Leistungskatalog der GKV können die Versicherten in der PKV ihren Versicherungsschutz nach ihren persönlichen Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten frei wählen.

Welche weitere Entwicklung erwarten Sie in dieser Hinsicht?

Die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen dürften in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Bundesregierung hat unlängst den zusätzlichen Finanzbedarf der GKV beziffert: Um die absehbare Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu decken, müsse umgerechnet der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz in der GKV ab 2024 „jedes Jahr um weitere 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte zunehmen“. Für GKV-Versicherte an der Beitragsbemessungsgrenze bedeutet diese Prognose eine zusätzliche Belastung um weit über 1.000 Euro pro Jahr bis 2030.

Wie betrachten Sie die aktuelle Diskussion um die GKV-Beiträge und die Finanzlöcher, angesichts der zuletzt leicht schrumpfenden PKV-Bestände?

Die Finanzlücke in der gesetzlichen Krankenversicherung ist kein vorübergehendes Phänomen. Aktuelle Studien zeigen, dass schon bis 2030 zusätzliche Steuerzuschüsse von 275 Milliarden Euro erforderlich wären, um die Sozialabgaben stabil bei 40 Prozent zu halten. Zusätzliche Bundeszuschüsse an die Gesetzliche Krankenversicherung können also keine Lösung sein.

Immer höhere Steuerzuschüsse führen aber auch zu einer Wettbewerbsverzerrung zwischen GKV und PKV. Schließlich zahlen die PKV-Versicherten Steuern, erhalten selber aber keinerlei staatliche Zuschüsse. Langfristig ist das ein unzulässiger Eingriff in das duale Krankenversicherungssystem.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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