- Von Minzia Kolberg
- 28.07.2025 um 17:16
Die Infrastruktur in Deutschland steht seit Jahren mit maroden Brücken, veralteten Leitungen und Investitionsstau unter Druck. Gerade bei Sanierungs- und Ausbauprojekten ist jedoch Effizienz gefragt. Doch auf Baustellen im Tiefbau treten häufig erhebliche Verzögerungen auf, verursacht durch Leitungsschäden.
Der aktuelle VHV-Bauschadenbericht 2024/25 belegt diese Problematik mit neuen Zahlen: Über 27.000 anonymisierte Schadenmeldungen aus den Jahren 2019 bis 2023 haben das Institut für Bauforschung (IFB), Hannover, und die VHV Allgemeine Versicherung gemeinsam ausgewertet.

Wie sich Leitungsschäden im Tiefbau verhindern lassen
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Leitungsschäden sind aus Sicht der Studienautoren die mit Abstand häufigste Schadenart im Tiefbau. Mehr als 85 Prozent aller analysierten Vorfälle entfallen auf unterirdische Leitungen, davon fast 60 Prozent auf Kommunikationsleitungen wie Glasfaserkabel. Auch Leitungen für Strom, Wasser und Gas sind betroffen.
Besonders häufig sind sogenannte Baggerschäden: Über die Hälfte aller Fälle geht auf das Konto von Baggern oder anderen schweren Maschinen, die Schäden an Versorgungs- und Telekommunikationsleitungen verursachen. Die zweithäufigste Ursache sind Ausführungs- und Montagefehler mit rund 20 Prozent.
Leitungsschäden sind teuer
Diese Schäden sorgen für Probleme, die bei den dringend benötigten Infrastrukturmaßnahmen besonders schwer wiegen. Sebastian Reddemann, Vorstandssprecher der VHV Allgemeine, betont, dass Leitungsschäden „gefährlich und teuer sind, oft Folgeschäden nach sich ziehen, und Bauvorhaben verzögern. Dabei ist gerade bei Infrastrukturprojekten Tempo gefragt“. Ziel müsse es daher sein, diese Schäden von vornherein zu vermeiden.
Der VHV-Bauschadenbericht liefert dafür konkrete Empfehlungen: Qualifizierte Fachkräfte sind entscheidend, ebenso wie bessere Koordination auf den Baustellen. Auch digitale Werkzeuge gewinnen an Bedeutung. Systeme wie das Bundesweite Informationssystem für Leitungsrecherchen (BIL) oder die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (VFMEA) helfen dabei, Leitungslagen exakt zu bestimmen und potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.
Eine zentrale Forderung der Studienautoren: ein flächendeckendes, verlässliches Leitungskataster für alle Infrastrukturbereiche.
Engmaschige Bauüberwachung gegen zu viele Fehler
Außerdem empfehlen die Autoren des Bauschadenberichts engmaschige Überwachung. Regelmäßige Qualitätskontrollen und technische Standards könnten viele Fehler verhindern. Auch organisatorisch sollten Projektleiter Projekte professionell vorbereiten und steuern. Fehlende Zuständigkeiten, unklare Leistungsverzeichnisse oder unzureichende Bauzeitenpläne zählen laut VHV zu häufigen Ursachen für Schadenfälle.
Den gesamten Bauschadenbericht 2024/2025 gibt es hier.

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