Lastwagen fährt auf einer Autobahn: Phantomfrachtführer, also Kriminelle, die LKW-Ladungen stehlen, erbeuten inzwischen fast 200.000 Euro pro Fall. © picture alliance / Chromorange | Michael Bihlmayer
  • Von Barbara Bocks
  • 14.10.2025 um 16:26
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:30 Min

Phantomfrachtführer schlagen immer häufiger zu und richten dabei Millionenschäden an. Eine aktuelle Analyse zeigt, wie groß das Risiko für Transportversicherer geworden ist und was Unternehmer jetzt tun müssen.

Deutsche Transportversicherer kämpfen mit deutlich mehr betrügerischen Frachtaufträgen: In den ersten sieben Monaten des Jahres 2025 registrierten sie 88 Fälle sogenannter Phantomfrachtführer, so viele wie im gesamten Vorjahr. Das berichtet der Versichererverband GDV.

„Die Täter erbeuten mit dieser Masche inzwischen fast 200.000 Euro pro Fall“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Das bedeutet: Alle drei Tage verschwindet in Deutschland eine komplette LKW-Ladung – im Gegenwert von rund 18 Millionen Euro allein im bisherigen Jahresverlauf.“

Betrugsmasche mit manipulierten Kontaktdaten

Die Täter agieren arbeitsteilig und digital versiert: Sie gründen Scheinfirmen, kapern Benutzerkonten auf Frachtenbörsen oder nutzen gestohlene Identitäten real existierender Transportunternehmen. Manipulierte Kontaktdaten, etwa durch den Tausch von Domain-Endungen wie „.de“ in „.com“, reichen häufig aus, um sich Aufträge zu erschleichen.

Ist der Auftrag erteilt, holen die Täter die Ware wie vereinbart ab und verschwinden damit spurlos. Besonders betroffen sind hochwertige Güter wie Elektronik und Fahrzeugteile, aber auch alltägliche Waren wie Gartenmöbel, Textilien oder Milchprodukte.

Schäden steigen deutlich an

Die Schäden pro Fall haben sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht, von durchschnittlich 130.000 auf fast 200.000 Euro. Die höheren durchschnittlichen Schadensummen verdeutlichen, dass die Täter zunehmend professioneller agieren, was die Risiken auf der Auftraggeberseite erhöht. „Phantomfrachtführer sind ein wachsendes Risiko für Lieferketten und verursachen hohe Schäden“, so Asmussen.

Um sich vor Phantomfrachtführern zu schützen, empfehlen Versicherer höchste Sorgfalt, wenn es darum geht, Subunternehmern auszuwählen. Handelsregisterauszüge, Adressdaten und Identitätsnachweise sollten Unternehmer gründlich prüfen und verifizieren.

Der GDV veröffentlichte hierzu bereits konkrete Präventionstipps. Diese ergänzt das GDV-Team angesichts neuer Angriffsmuster wie dem Kapern von Benutzerkonten auf Frachtenbörsen derzeit um weitere Prüfmechanismen, die eine Täuschung durch digital manipulierte Identitäten erschweren.

Fast 26.000 gestohlene LKW-Ladungen pro Jahr

Ladungsdiebstahl ist längst kein Randphänomen mehr. Schätzungen mehrerer Wirtschaftsverbände unter Beteiligung des GDV kommen zu dem Ergebnis, dass Kriminelle in Deutschland jährlich fast 26.000 LKW-Ladungen stehlen.

Das bedeutet statistisch: Alle 20 Minuten ein neuer Fall. Die direkten Warenschäden belaufen sich auf rund 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Weitere 900 Millionen Euro entstehen durch Folgeschäden – etwa durch Konventionalstrafen, Umsatzeinbußen oder Produktionsausfälle.

autorAutorin
Barbara

Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb