Gebäude mit Sitz der EU-Kommission in Brüssel: Rentenpaket vorgeschlagen © picture alliance / dts-Agentur | -
  • Von Andreas Harms
  • 21.11.2025 um 12:07
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Die Europäische Union will den Flop ausbügeln, den sie mit ihrer Europarente, dem Pepp hingelegt hat. Ermöglichen soll das ein neues Rentenpaket, das Pepp-Mängel beseitigt.

Rentenpakete gibt es nicht nur in Berlin. Auch die Europäische Union (EU) will nun ein solches schnüren. Das von der Europäischen Kommission vorgestellte Reformprojekt trägt den Namen „Supplementary Pension Package“ und soll insbesondere das bislang höchst unbeliebte Pan-European Personal Pension Product (Pepp) auf Vordermann bringen. Allerdings muss der Plan noch das Europäische Parlament und den Rat passieren.

Pepp läuft auch unter dem Namen Europarente und sollte mit Start im Jahr 2022 betriebliche Altersversorgung (bAV) über Grenzen hinweg verbreiten. Doch das funktionierte überhaupt nicht, wie zuletzt auch der Europäische Rechnungshof anprangerte (es gibt heute europaweit nur zwei Pepp-Anbieter). Er machte zwei Hauptprobleme aus:

  • Die Mitgliedstaaten bieten keine harmonisierten steuerlichen Anreize oder sie bieten bereits steuerliche Anreize für nationale Altersvorsorgeprodukte, die mit dem Pepp konkurrieren.
  • Für Pepp gilt eine jährliche Obergrenze von einem Prozent für Kosten und Gebühren, die für andere Finanzprodukte nicht existiert. Folglich gibt es nur wenige Anreize für Finanzinstitute, ein solches Produkt anzubieten.

Außerdem hemmt es, dass nationale Unterkonten für mindestens zwei EU-Staaten nötig und Verlustrisiken zu begrenzen sind. Gerade Letzteres ist von Anfang an das (teure) Problem der Riester-Rente in Deutschland.

Mehr zum Pepp-Flop lesen Sie hier.

Doch nun soll es besser werden, dafür soll das EU-Rentenpaket sorgen. Bürokratische Hürden sollen entfallen und vor allem: der Kostendeckel. Auch müssen Anbieter nicht mehr das bisher als Pflicht festgelegte Basis-Pepp als Minimalvariante vorhalten. Sie können eigene Produkte entwickeln und schauen, wie der Markt darauf reagiert. Das unterstreicht auch die Kommission, indem sie selbst davon schreibt, dass Anbieter für ihre Kunden maßgeschneiderte Pepps entwickeln können.

Das EU-Rentenpaket bekommt einigen Beifall von Branchenverbänden, und zwar gleichermaßen aus Investment- und Versicherungsbranche. Das kommt nicht allzu oft vor.

„Das neue Pepp ist die Chance, die Weichen für eine zukunftsfeste Altersvorsorge in der EU zu stellen. Es schafft die Möglichkeit, einfache und integrierbare Produkte anzubieten, die Menschen EU-weit eine verlässliche Zusatzvorsorge ermöglichen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Ebenfalls erfreut, aber dann auch wieder skeptisch äußert sich Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Investmentverbands BVI: „Der Wegfall des Kostendeckels beim Pepp beseitigt eine zentrale Hürde. Jedoch ist fraglich, ob die EU-Länder die notwendige steuerliche Förderung gewähren werden. Ohne steuerliche Anreize wird das Produkt auch künftig nicht erfolgreich sein. In Deutschland wird das geplante steuerlich geförderte Altersvorsorgedepot die attraktivere Alternative für Sparer sein.“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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