Frau im Pflegeheim: Pflegevollversicherung für alle? Der PKV-Verband sagt nein. © picture alliance / imageBROKER | Jan Tepass
  • Von Andreas Harms
  • 28.10.2025 um 09:23
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Pflegevollversicherung für alle, nach Vorbild des umlagefinanzierten Rentensystems? Der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) ist davon überhaupt nicht begeistert. Hier sind einige seiner Argumente.

Die privaten Krankenversicherer halten nichts davon, Pflege voll zu versichern. So teilt der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) mit, dass er sie nicht nur für unsolidarisch hält, sondern dadurch sogar erhebliche Belastungen erwartet.

Damit reagiert er darauf, dass einige Verbände und Gewerkschaften eine sogenannte Pflegevollversicherung fordern: Dann wären alle komplett für den Pflegefall versichert, Eigenanteile würden weitgehend oder gänzlich wegfallen.

Doch das hält der Lobbyverband für keine gute Idee. Im Kern zielt der Großteil seiner Argumente in ein und dieselbe Richtung: Sie ist nicht bezahlbar. So würde allein die stationäre Pflege im ersten Jahr zusätzlich 16,3 bis 17,5 Milliarden Euro kosten. Dafür wären um 0,8 Prozentpunkte steigende Beiträge nötig. Das wiederum würde die Arbeitgeber belasten, die Wirtschaft schwächen – und damit auch das Fundament für die Pflegeversicherung.

Zusätzlich würden im Rahmen der Pflegevollversicherung noch weitere Leistungen fällig, die die Kosten weitertrieben. Das könnte die Beiträge noch weiter steigen lassen. Treffen würde es – analog zur umlagefinanzierten Rente – die jüngeren Generationen.

So weit, so mathematisch nachvollziehbar.

Ein weiteres Argument trägt hingegen die Handschrift der Lobbyarbeit. Denn der PKV-Verband fürchtet, dass durch die Pflegevollversicherung der Anreiz verloren geht, selbst vorzusorgen. Sprich: Die Menschen könnten sich dann nicht mehr für private Pflegeversicherungen interessieren.

Was zweifellos nicht im Interesse der Branche sein kann. Immerhin nennt der Verband auch private Rücklagen als Form, privat vorzusorgen. Auch die könnten die Menschen dann nicht mehr für nötig halten.

Auf eben jene privaten Rücklagen bezieht sich denn auch das wahrscheinlich gewagteste Argument des Verbands: Die Pflegevollversicherung schützt die Vermögen reicher Menschen. Gerade Topverdiener könnten Pflege gut aus eigener Tasche bezahlen, meint er. Würden sie dafür stattdessen die Vollversicherung nutzen, belastete das die zahlende Gemeinschaft.

Die privaten Krankenversicherer als Beschützer der Armen? Das ist ein Gedanke, an den man sich zweifellos erst gewöhnen muss. Andererseits ist das Argument nicht ganz von der Hand zu weisen, wäre aber mit Daten zu unterfüttern.

Vollversicherung würde nicht alles zahlen

Zum Beispiel mit der Frage, wie viele Topverdiener wie viel einzahlen würden, ohne später Leistungen überhaupt zu benötigen. Und wie viele Schlechtverdiener von der Pflegevollversicherung netto profitieren würden. Eine Übergangsphase könnte dafür sorgen, dass heute wohlhabende Ältere, die nie eingezahlt haben, auch keine Vollversicherung bekommen. Man müsste einiges statistisch durchrechnen.

Doch was heißt überhaupt Vollversicherung? Am Ende warnt der Verband vor einem Irrtum. Denn die Pflegevollversicherung decke zwar die pflegebedingten Eigenanteile im Pflegeheim ab. Doch Kosten für Unterkunft und Pflege plus Investitionskosten würden weiter aus eigener Tasche zu bezahlen sein. Im Durchschnitt seien das zusätzlich 1.500 Euro im Monat. Die Pflegevollversicherung versichert also gar nicht so voll wie eigentlich gedacht.

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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