Paar kümmert sich um die Altersvorsorge – ein Mix aus passiv versus aktiv kann sinnvoll sein. © Freepik / DC Studio
  • Von Sabine Groth
  • 30.09.2025 um 13:05
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Sollte man lieber in passive ETFs investieren oder auf aktiv gemanagte Fondsstrategien setzen? Passive Anlagevehikel erfreuen sich wachsender Beliebtheit – und das aus gutem Grund. Dennoch bieten auch aktiv gemanagte Fonds einige überzeugende Vorteile.

„ETF als Geldanlage und Altersvorsorge“, heißt ein neuer Ratgeber der Verbraucherzentrale. Auf über 250 Seiten soll er alles bieten, was man fürs bequeme und rentable Investieren mit Exchange Traded Funds (ETFs) wissen muss. Nicht nur die Verbraucherschützer sind Fans passiver Investments, auch viele Finfluencer glorifizieren die börsengehandelten Indexfonds. Kein Wunder, dass insbesondere bei jungen Menschen ETFs hoch im Kurs stehen. Allerdings nicht nur bei ihnen. Fürs erste Halbjahr 2025 meldete der deutsche Fondsverband BVI Nettozuflüsse in Aktienfonds in Höhe von 19,6 Milliarden Euro. Klassische aktiv gemanagte Fonds profitierten davon kaum. Das Gros – 19,3 Milliarden Euro – sicherten sich Aktien-ETFs. Was macht diese Fonds so beliebt? 

Passiv investieren und Kosten sparen

Das Hauptargument für ETFs sind ihre geringeren Kosten. Passive ETFs streben an, die Performance eines ausgewählten Index möglichst genau abzubilden – etwa über die vollständige Replikation, ein Optimierungsverfahren oder über Swap-Geschäfte. Im Gegensatz zu aktiven Fonds fällt hier kein aufwändiges und kostentreibendes Research zu Marktentwicklungen und einzelnen Wertpapieren an. Auch Provisionen für den Vertrieb sind nicht eingeplant. Die laufenden Kosten sind daher deutlich günstiger.  

Zudem punkten ETFs mit Transparenz. Anleger investieren in keine Blackbox, sondern wissen, worauf sie mit ihrem Investment setzen. ETFs, die passiv einen Index nachbilden, müssen ihre Portfoliopositionen täglich publizieren. 

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ETF oder aktiv gemanagter Fonds? Geschmackssache!

Ein weiteres Plus ist der Handel über Börsen. Anleger wissen, zu welchem Preis sie kaufen und verkaufen. Sie können gezielter auf Preisbewegungen reagieren als mit aktiven Fonds. Hier werden in der Regel Anteile über die Fondsgesellschaft erworben – und zwar zum einmal täglich ermittelten Preis, der bei Orderabgabe noch nicht bekannt ist.  

Besonders beliebt bei Privatanlegern sind ETFs auf den MSCI World Index. Das Angebot an passiven Fonds umfasst jedoch viel mehr als ETFs auf den Welt-Index, der durchaus seine Tücken hat, die man kennen sollte. Die ETF-Auswahl und -Vielfalt ist mittlerweile riesig. Im ETF-Segment der Deutschen Börse sind über 2.500 ETFs von mehr als 40 Emittenten gelistet. Neben ETFs auf die großen bekannten Aktienindizes stehen zum Beispiel Länder-, Branchen-, Themen- und Strategieindizes zur Auswahl. Ebenso ist das Angebot an Anleihe-ETFs rasant gewachsen. Und viele Produkte sind auch als Sparplan erhältlich.  

Aktiv investieren mit der Chance auf Outperformance

Noch größer und vielfältiger ist das Angebot an aktiv gemanagten Fonds. Für jedes gewünschte Risikoprofil und Anlageziel lässt sich ein passendes Produkt finden. Während bei passiven Strategien die Auswahl und Gewichtung der einzelnen Wertpapiere vom Index vorgeben sind, können aktive Manager frei agieren. Sie setzen im Rahmen ihres Investmentansatzes gezielt auf Wertpapiere, die sie für besonders aussichtsreich halten und bestimmen, wie stark sie Einzeltitel, Sektoren oder Regionen im Fonds gewichten.  

Die Manager können auf Marktentwicklungen reagieren und antizyklische Chancen nutzen, etwa durch den Kauf unterbewerteter Wertpapiere. Passive Strategien hingegen sind eher prozyklisch, insbesondere wenn der zugrundeliegende Index nach Marktkapitalisierung gewichtet ist. Läuft eine Aktie besonders gut, steigt ihre Gewichtung im Index. Ein aktiver Manager würde hier vielleicht ein paar Gewinne mitnehmen.  

Ein klassisches Ziel aktiver Fondsmanager ist es, über einen vollen Zyklus eine zur Strategie passende Benchmark zu schlagen – und zwar nach Kosten. Anleger haben mit aktiven Fonds also eine Chance auf Outperformance des entsprechenden Marktindex. Die höheren laufenden Kosten, die durchs aktive Management entstehen, können sich bei einer erfolgreichen Strategie durchaus auszahlen. Insbesondere in unruhigen Marktphasen kann das Risikomanagement aktiver Fonds Vorteile bieten. Passive Strategien können hingegen ihren zugrunde liegenden Index kostenbedingt niemals schlagen, auch wenn die Fondsgesellschaften dies durch Nebengeschäfte wie Wertpapierleihen immer weiter optimieren. Zudem haben sie in Abwärtsmärkten keine Möglichkeit zur Verlustbegrenzung. Alternativ oder zusätzlich zum Outperformance-Ziel können aktive Strategien dagegen eine geringere Volatilität anstreben und damit ein nervenschonenderes Investment bieten. 

Aktiv-Passiv-Grenzen verschwimmen

Der Aktiv-Passiv-Zwist schwelt in der Fondsbranche schon lange. Glücklicherweise müssen sich Anleger und Vorsorgesparer nicht für eine Seite entscheiden. In ihren Portfolios können sie aktive und passive Fonds mischen. Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen aktiv und passiv immer mehr. So setzen Smart-Beta-ETFs auf faktorbasierte Indizes, die sich besser entwickeln sollen als ihr klassisches Pendant. Daneben schwappt der Trend zu aktiven ETFs gerade über den Atlantik nach Europa. Die Fonds nutzen die bei Anlegern beliebte, moderne Hülle des ETF für aktive Strategien. Diese fallen unterschiedlich aus, zum Beispiel basieren sie auf einem Index, der durch Optimierung bei Einzeltitelauswahl und Gewichtung outperformt werden soll. 

Zudem gibt es zahlreiche aktive Anlagestrategien, die auf passive Produkte setzen – seien es ETF-Dachfonds oder gemanagte ETF-Portfolios. Hier reduziert sich der Kostenvorteil der ETFs. Ein professioneller, stetig kontrollierter Mix von passiven Produkten kann jedoch ein deutlich besseres Risiko-Rendite-Profil aufweisen als eine Ein-Produkt-Strategie oder ein selbst zusammengebasteltes Portfolio. 

Chancen des jeweiligen Fondstyps nutzen

Der rationale Anleger muss sich demnach gar nicht entscheiden. Eine Auswahl der besten Fonds nach Kosten, zusammengestellt in einem strategisch gut ausgerichteten Portfolio, wird am Ende die beste Rendite unter Betrachtung der Risikoaffinität des Anlegers bringen.  

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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