Staatssekretär Tino Sorge (CDU) spricht in einer Plenarsitzung im Deutschen Bundestag © picture alliance/dpa | Rabea Gruber
  • Von Karen Schmidt
  • 10.09.2025 um 17:18
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Tino Sorge, Staatssekretär am Bundesgesundheitsministerium, hat einen Basistarif in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vorgeschlagen, um das System zu reformieren. Wie das genau funktionieren soll, und warum die Idee vor allem auf Ablehnung stößt.

In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssen Reformen her. Da sind sich Experten und Politik einig. Vorschläge gibt es zuhauf. Tino Sorge, Staatssekretär am Bundesgesundheitsministerium, bringt im Gespräch mit der „Bild“ nun einen neuen ins Spiel: einen Basistarif für gesetzlich Versicherte.

Jede Krankenkasse soll ein Basis-Tarifmodell anbieten, mit niedrigerem Beitrag als heute. Wer mehr Krankenversicherungsschutz will, kann sich Extratarife dazubuchen, die mehr kosten. Dabei soll sich „niemand in seinem Versicherungsschutz verschlechtern“, so Sorge zur „Bild“.

Leistungen, die extra kosten, könnte dann etwa die Übernahme der Kosten von Brillen und Kontaktlinsen sein, so Sorge. Oder die freie Arztwahl.

Denn das Ministerium will auf das „Primärarztprinzip“ setzen. Wer also immer erst zu seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin geht, soll davon profitieren. Staatssekretär Sorge dazu: „Kassen können auch günstigere Tarife anbieten, die zum Beispiel deshalb günstiger sind, weil man sich zu einer bestimmten Arztbindung verpflichtet.“ Wer zum Arzt seiner Wahl gehen will, würde dann dafür zahlen.

Wie sind die Reaktionen dazu? Verhalten bis eindeutig ablehnend. Gesundheitsökonom Andreas Beivers gefällt laut „Bild“ zwar die Richtung hin zu mehr Eigenverantwortung und Wahlfreiheit, sieht aber sozialen Sprengstoff im Vorschlag. Denn wer weniger Geld habe, solle nicht auf die freie Arztwahl verzichten müssen.

Der Bundesverband der AOKen sieht in dem Vorschlag eine Leistungskürzung durch die Hintertür. Und auch der Sozialverband VDK ist nicht begeistert, im Gegenteil: „Solidarität sieht anders aus. Millionen Versicherte würden schlechter versorgt“, sagt VDK-Präsidentin Verena Bentele der „Bild“.

Der PKV-Verband spricht von einer Wettbewerbsverzerrung zulasten der privaten Anbieter. Und: „Zudem wäre ein Angebot von Zusatzversicherungen durch die GKV wettbewerbswidrig: Denn die gesetzlichen Kassen sind als Sozialversicherungen von der Steuer befreit, hinterlegen kein Eigenkapital und bilden keine Rücklagen“, erklärt Verbandssprecher Florian Reuther.

>> Wie die Bevölkerung der GKV wieder auf die Sprünge helfen würde, haben wir in einer exklusiven Yougov-Umfrage ermittelt.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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