Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU): 10, 20 oder 50 Euro für die Altersvorsorge © picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski
  • Von Andreas Harms
  • 02.09.2025 um 12:18
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:55 Min

Zugegeben, die Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz sind schon einige Tage alt. Doch für etwas Mathematik ist es nie zu spät. Also haben wir mal ausgerechnet, welche Rendite man bräuchte, um wirklich mit 10, 20 oder 50 Euro im Monat eine flotte Rente hinzubekommen. Wetten nehmen wir noch an.

Es kann ja mal vorkommen, dass man flink ein paar Zahlen hinwirft, die am Ende nicht ganz passen. Passiert uns auch, im Podcast zum Beispiel. Doch dass Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) derart weit danebengreift, sucht schon seinesgleichen.

Seine Äußerungen sind – zugegeben – nicht mehr ganz frisch, deshalb hier kurz zusammengefasst: In einer Online-Frage-Antwort-Runde antwortete Merz einem „jungen User“, dass er sich bitte nicht allein auf die gesetzliche Rente verlassen soll (anzusehen hier). So weit okay, das wissen wir inzwischen auch und betonen es auch immer wieder.

Doch dann kommt sein mathematischer Blackout: „Ein ganz klein bisschen zu sparen im Monat – 10 Euro, 20 Euro, 50 Euro, und das über eine lange Zeit, einfach festlegen, sichert ein sicheres Alterseinkommen.“

Nun haben einige Leute im Netz bereits ausgerechnet, was bei annehmbaren Renditen dabei herauskommt. Viel ist es nicht, und ein zählbares Alterseinkommen schon gar nicht.

Doch spannend ist auch die Frage, bei welcher Rendite sich damit eine wirklich flotte Altersrente auf die Beine stellen lässt. Zäumen wir also das Rentnerpferd mal von hinten auf. Und weil Kanzler Merz die Inflation nonchalant unter den Schreibtisch fallen lässt, lassen wir sie ebenfalls erst einmal weg.

Halbe Million Euro zum Rentenantritt

Gehen wir mal jugendlich-forsch ran und verlangen 1.500 Euro lebenslange Rente im Jahr. Bei einem Rentenfaktor von 30 in einer Rentenversicherung (ja, der ist hoch, wissen wir) bräuchten wir eine halbe Million Euro zum Rentenantritt.

Wir bleiben optimistisch und nehmen an, dass der heutige Junior später mit 70 Jahren in Rente gehen kann. Wenn er mit 18 Jahren zu sparen beginnt, ergibt das 52 Jahre Spardauer. Wobei wir Herrn Merz gern erklären, dass es als Azubi oder Student nicht ganz einfach ist zu sparen. Aber vielleicht können die Eltern ja helfen. Vielleicht.

Bei monatlich 10 Euro benötigt der junge Mensch somit eine Rendite von saftigen 12,7 Prozent im Jahr. Nun ja, das ist etwas mehr als die 7 oder 8 Prozent, die die Aktienmärkte in den vergangenen Jahrzehnten abgeliefert haben.

Inflation ändert alles

Denen nähern wir uns ein bisschen, wenn wir die zweite merzsche Sparrate nehmen. Bei 20 Euro im Monat beträgt die benötigte Rendite immerhin 10,9 Prozent. Und fast schon realistisch wird es bei 50 Euro. Dann sind nur noch 8,5 Prozent gefordert.

Doch nun kommt der Haken, der alles endgültig umkippt. Denn sogar wenn wir eine Inflation von nur 2 Prozent im Jahr unterstellen (das offizielle Ziel der Zentralbank), sind die nominal 1.500 Euro im Monat in 52 Jahren nur noch 525 Euro in heutiger Kaufkraft wert. Bei 3 Prozent Inflation schnurren sie sogar auf 308 Euro zusammen.

Was das zeigt? Dass 10 Euro im Monat definitiv nicht reichen. Und dass sogar junge Menschen ihre Altersvorsorge seriös ausrechnen lassen sollten. Denn so trivial, wie es Bundeskanzler Merz darstellt, ist es nicht. Selbstverständlich kommt alles am Ende trotzdem anders, als man denkt. Aber eine saubere Rechnung schützt vor hanebüchenen Annahmen und Traumtänzerei.

autorAutor
Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare
obruns@nvs-netfonds.de
Vor 2 Monaten

Lieber Andreas, ich glaube wir sollten das Positive sehen. Durch die neue Starter-Rente oder wie das Projekt mal heißen wird, wächst demnächst eine Generation heran, die früh Erfahrungen mit Investment macht. Darin liegt die Chance für unsere Branche. Vermutlich werden Vorurteile bald keine Rolle mehr spielen. Ich bin ein Fan dieser Idee.

    Andreas Harms
    Vor 2 Monaten

    Sehr gerne, lieber Olli. Übrigens finde ich die Frühstart-Rente als Appetitmacher für junge Leute auch ziemlich interessant. Allerdings müssen wir auch das Argument gelten lassen, dass da eben noch ein Produkt neben Riester, Rürup, bAV und und und kommt. Es ist zu viel Gebrösel. Aber das ist ein anderes Thema. Schauen wir mal, was kommt.

christian.hofer@markel.de
Vor 2 Monaten

Lieber Herr Harms,
vielen Dank für solche Beiträge. Ich finde diese wunderbar. Kritische Presse war, ist und bleibt ein notwendiges Korrektiv in unserer Gesellschaftsordnung.

Hinterlasse eine Antwort

    weitere kommentare
kommentare
obruns@nvs-netfonds.de
Vor 2 Monaten

Lieber Andreas, ich glaube wir sollten das Positive sehen. Durch die neue Starter-Rente oder wie das Projekt mal heißen wird, wächst demnächst eine Generation heran, die früh Erfahrungen mit Investment macht. Darin liegt die Chance für unsere Branche. Vermutlich werden Vorurteile bald keine Rolle mehr spielen. Ich bin ein Fan dieser Idee.

    Andreas Harms
    Vor 2 Monaten

    Sehr gerne, lieber Olli. Übrigens finde ich die Frühstart-Rente als Appetitmacher für junge Leute auch ziemlich interessant. Allerdings müssen wir auch das Argument gelten lassen, dass da eben noch ein Produkt neben Riester, Rürup, bAV und und und kommt. Es ist zu viel Gebrösel. Aber das ist ein anderes Thema. Schauen wir mal, was kommt.

christian.hofer@markel.de
Vor 2 Monaten

Lieber Herr Harms,
vielen Dank für solche Beiträge. Ich finde diese wunderbar. Kritische Presse war, ist und bleibt ein notwendiges Korrektiv in unserer Gesellschaftsordnung.

Hinterlasse eine Antwort

    weitere kommentare
pfefferminzia
Pfefferminzia Icon
login

Bitte loggen Sie sich ein.

Pfefferminzia Logo rgb