- Von Sabine Groth
- 07.08.2025 um 09:21
Für institutionelle Investoren sind sie schon länger Standard, mittlerweile schwören auch viele private Anleger auf sie: Exchange Traded Funds (ETFs) erobern die deutsche Fondswelt – insbesondere im Aktienbereich. 790 Milliarden Euro waren in Deutschland Ende März 2025 in Aktienfonds investiert. Gut 40 Prozent davon (321 Milliarden Euro) steckten in ETFs – so die Statistik des Fondsverbands BVI zum Publikumsfondsmarkt. Und der Anteil der börsennotierten Fonds dürfte weiterwachsen. Wie schon im Gesamtjahr 2024 retteten ETFs auch im ersten Quartal 2025 den Aktienfondsabsatz. Während sie per Saldo Zuflüsse verzeichneten, mussten aktiv gemanagte Aktienfonds Abflüsse verkraften.
ETFs punkten nicht nur mit geringen Kosten
Ihre Beliebtheit kommt nicht von ungefähr. So haben ETFs einige Vorteile gegenüber den aktiven Fonds. Das stärkste Argument sind sicherlich die Kosten. Klassische ETFs versuchen, möglichst genau die Performance eines Index abzubilden. Für dieses passive Investieren ist kein aufwändiges und kostspieliges Research nötig. Einzelne Aktien müssen nicht analysiert und bewertet, der optimale Portfoliomix nicht stetig ausgelotet werden, und das Risikomanagement entfällt. ETFs folgen den Vorgaben des Indexanbieters oder sichern die Indexperformance über einen Swap ab. Beides spart eine Menge Geld. Die laufenden Kosten von passiven ETFs liegen daher deutlich unter denen von aktiv gemanagten Fonds – und enthalten auch keinen Spielraum für Vertriebsprovisionen.
Zudem sind ETFs vergleichsweise transparent. Anleger wissen stets, in welchen Werten sie investiert sind. ETFs, die passiv einen Index nachbilden, müssen ihre Portfoliopositionen täglich publizieren. Ein weiteres Plus ist der Handel über die Börsen. Anleger können gezielter auf Preisbewegungen reagieren. Sie wissen, zu welchem Preis sie kaufen. Bei aktiven Fonds erfolgen Kauf und Verkauf hingegen in der Regel nur zum einmal täglich ermittelten Preis bei den Fondsgesellschaften. Dieser Preis ist bei Orderabgabe noch nicht bekannt.
Aktiv gemanagte Fonds: Gezielt Chancen nutzen, Risiken begrenzen
Auch wenn ETFs auf dem Vormarsch sind und mit geringen Kosten punkten, müssen sie nicht immer die bessere Wahl sein. Auch aktive Fondsstrategien haben ihre Berechtigung. Die laufenden Kosten sind zwar höher, können sich in einer erfolgreichen Strategie aber auszahlen. Die Manager müssen sich nicht an Indexvorgaben halten, sondern können gezielt auf Titel setzen, die sie für besonders aussichtsreich halten und im Rahmen ihrer jeweiligen Strategie auf Marktveränderungen reagieren. Sie haben die Möglichkeit, antizyklisch Chancen zu nutzen. ETFs hingegen agieren eher prozyklisch. Die meisten Indizes sind nach Marktkapitalisierung gewichtet. Läuft eine Aktie besonders gut, steigt entsprechend ihrer Gewichtung – auch wenn die Aktie schon stark überbewertet ist und aktive Manager vielleicht eher ein paar Gewinne mitnehmen würden.
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Die meisten aktiven Aktienfonds streben an, eine Outperformance eines Index nach Kosten zu erzielen. Insbesondere in starken Aufwärtsphasen fällt dies allerdings oft schwer. In schwierigen, volatileren Märkten können aktive Fonds meist besser punkten. Während Indexfonds einem Abwärtstrend an den Märkten voll ausgeliefert sind, können aktive Manager versuchen, Verluste zu begrenzen.
Große Indizes bergen Konzentrationsrisiken
Als ein Risiko passiver Strategien wird zunehmend die hohe Konzentration weniger großkapitalisierter US-Aktien in wichtigen Indizes erachtet. Das betrifft auch ETFs auf den MSCI World, den private Anleger gern als Basis- oder gar einziges Investment nutzen. Mit rund 1300 Aktien aus 23 Industrieländern erscheint der globale Index breit gestreut. Zu fast drei Vierteln ist er allerdings in US-Werte investiert. Durch ihre überragende Performance seit vielen Jahren machen die sechs Megawerte Nvidia, Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet und Meta über 20 Prozent aus.
In der Global Sovereign Asset Management Studie von der Investmentgesellschaft Invesco nannten 62 Prozent der befragten Staatsfonds die Konzentrationsrisiken in großen Aktienindizes als wesentlichen Treiber für aktives Management. Schon in den vergangenen zwei Jahren gab es bei Staatsfonds einen Trend zum Ausbau der Investments in aktive Strategien. Und für die kommenden zwei Jahre planen 52 Prozent der Umfrageteilnehmer, mehr in aktives Management zu investieren. Nur 13 Prozent wollen ihre passiven Aktienstrategien verstärken.
Beide Ansätze, ETFs und aktiv gemanagte Fonds, haben also ihre Vor- und Nachteile. Zum Glück müssen sich Kunden nicht komplett auf eine Seite schlagen. In ihren Portfolios können aktive und passive Strategien kombiniert werden – sowohl im Bankdepot als auch innerhalb von Fondspolicen. Und ein neuer Trend erweitert den Angebotsdschungel: Aktive ETFs bieten aktiv gemanagte Strategien in der Hülle eines börsennotierten Fonds. Die Kosten liegen im Schnitt zwischen passiven ETFs und klassischen aktiven Fonds. Noch ist die Auswahl an aktiven ETFs in Deutschland übersichtlich, wächst jedoch beständig.
Mehr Informationen und Tipps rund um die Generationenberatung finden Sie hier.

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