Gesundheitsministerin Nina Warken, hier mit Kanzler Friedrich Merz, muss die deutsche Krankenversicherung reformieren. © picture alliance / dts-Agentur | -
  • Von Karen Schmidt
  • 05.11.2025 um 17:52
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Die GKV klagt gegen den Bund, Reformideen sorgen für Zündstoff, und steigende Grenzen erschweren den Wechsel in die PKV. Dabei ist eines klar: Für Makler bleibt die fundierte Beratung wichtiger denn je.

Es brodelt kräftig in der deutschen Krankenversicherung. Vor allem in der gesetzlichen (GKV). Aber auch die privaten Anbieter haben Grund, sich aufzuregen. Was ist also los?

Beginnen wir mit dem neuesten Drama: Die GKV verklagt den Bund auf rund 10 Milliarden Euro. Denn die Krankenkassen fordern, dass der Bund sich endlich angemessen an den Kosten für medizinische Versorgung von Bürgergeldbeziehern beteiligt – bisher mussten das die Beitragszahler mehr oder weniger allein stemmen.

Die Kassen werfen dem Bund vor, sich um die gesamtgesellschaftliche Pflicht zu drücken und gegen die klare Zweckbindung der Sozialversicherungsbeiträge zu verstoßen. Die Klage richtet sich gegen das Bundesamt für Soziale Sicherung – ob das vor Gericht Erfolg hat, bleibt abzuwarten.

So viel ist klar: Die GKV ist finanziell stark unter Druck. Eine Expertenkommission soll nun aus dem Haufen an Reformideen die vielversprechendsten raussuchen. Ein aktueller Vorschlag ist zum Beispiel, einen „Basistarif“ in der GKV einzuführen. Die Idee hat Tino Sorge, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, in einem Interview mit der „Bild“ ins Gespräch gebracht.

Wer mehr Schutz will, soll zahlen

Jede Krankenkasse soll demnach ein Basis-Tarifmodell anbieten, mit niedrigerem Beitrag als heute. Wer mehr Krankenversicherungsschutz will, kann sich Extratarife dazubuchen, die mehr kosten. Dabei soll sich „niemand in seinem Versicherungsschutz verschlechtern“, so Sorge zur „Bild“.

Leistungen, die extra kosten, könnte dann etwa die Übernahme der Kosten von Brillen und Kontaktlinsen sein, so Sorge. Oder die freie Arztwahl. Denn das Ministerium will auf das „Primärarztprinzip“ setzen. Wer also immer erst zu seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin geht, soll davon profitieren. Staatssekretär Sorge dazu: „Kassen können auch günstigere Tarife anbieten, die zum Beispiel deshalb günstiger sind, weil man sich zu einer bestimmten Arztbindung verpflichtet.“ Wer zum Arzt seiner Wahl gehen will, würde dann dafür zahlen.

Wie sind die Reaktionen dazu? Verhalten bis eindeutig ablehnend. Gesundheitsökonom Andreas Beivers gefällt laut „Bild“ zwar die Richtung hin zu mehr Eigenverantwortung und Wahlfreiheit, sieht aber sozialen Sprengstoff im Vorschlag. Denn wer weniger Geld habe, solle nicht auf die freie Arztwahl verzichten müssen.

Der Verband der privaten Krankenversicherer (PKV-Verband) spricht von einer Wettbewerbsverzerrung zulasten der Privaten. Und: „Zudem wäre ein Angebot von Zusatzversicherungen durch die GKV wettbewerbswidrig: Denn die gesetzlichen Kassen sind als Sozialversicherungen von der Steuer befreit, hinterlegen kein Eigenkapital und bilden keine Rücklagen“, so Verbandssprecher Florian Reuther.

Wenig amüsiert hat die PKV auch auf die geplanten Sozialversicherungsgrößen reagiert, die Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas jüngst für 2026 vorlegte. Danach soll die Beitragsbemessungsgrenze in der Krankenversicherung im kommenden Jahr auf 69.750 Euro steigen. Das entspräche einem Monatseinkommen von 5.813 Euro. Für 2025 liegen die Werte bei 66.150 Euro pro Jahr beziehungsweise 5.513 Euro monatlich.

Die Beitragsbemessungsgrenze bestimmt, bis zu welcher Höhe das Einkommen von Versicherten für Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung relevant ist. Mit der Erhöhung müssen Gutverdiener, die freiwillig in der GKV versichert sind, 2026 also erneut mehr für ihren Krankenversicherungsschutz zahlen. Und die Arbeitgeber auch. „Die Erhöhungen sind zwar gesetzeskonform und erwartbar“, sagt Tobias Hentze, Steuerökonom beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Allerdings belaste dieser große Sprung Teile der Mittelschicht.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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