Wachsende Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Welt: Ein Protest in Rotterdam gegen die 2G-Politik hatte sich im November 2021 zu Ausschreitungen entwickelt, bei denen Demonstranten auf der Straße Feuer legten und Polizeiautos und Stadtmobiliar zerstörten. © picture alliance / ANP | Koen van Weel
  • Von Lorenz Klein
  • 12.01.2022 um 16:23
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:05 Min

Der Klimawandel bleibt die größte langfristige Bedrohung für die Menschheit. Zugleich ist die Weltgemeinschaft mit zahlreichen akuten Krisen konfrontiert – allen voran der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung, befeuert durch die Pandemie. Das zeigt der „Global Risks Report 2022“, der im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht wurde.

Rund 1.000 Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft weltweit wurden auch diesmal wieder darum gebeten, wie die aus ihrer Sicht größten globalen Bedrohungen lauten. Die Ergebnisse sind nun in der Studie „Global Risks Report 2022“ des World Economic Forum, dem 17. aus dieser Reihe, zu besichtigen (Download hier).

Demnach bereitet eine unzureichende Bekämpfung des Klimawandels (Climate action failure) den befragten Experten auch weiterhin die größten Sorgen – jedenfalls mit Blick auf die langfristigen Risiken für die Weltgemeinschaft (siehe Grafik). Unterdessen wachsen die Bedenken, dass der Zusammenhalt in den Gesellschaften zunehmend bröckelt. Zu den größten wahrgenommen Risiken zählen hier, auf Platz vier liegend, die Spaltung der Gesellschaft (Social cohesion erosion) sowie gefolgt von Existenzkrisen und die Verschlechterung der psychischen Gesundheit (Livelihood crises) auf Platz fünf.

So seien beispielsweise in einer Reihe von Ländern, darunter in Europa, Unruhen zu beobachten als Folge sozialer Spannungen, die auf unterschiedliche Ansichten über Impfungen und covid-bezogene Einschränkungen beruhten, wie es im aktuellen Report heißt, der im Vorfeld des Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht worden ist.

Forderung nach koordiniertem und langfristigen Vorgehen der Politik

Darin zeigt sich auch, dass die befragten Experten überwiegend der Auffassung sind, dass die globale wirtschaftliche Erholung in den nächsten drei Jahren „volatil und uneinheitlich“ verlaufen werde. Zugleich fordere man die Führungskräfte dazu auf, „über den vierteljährlichen Berichtszyklus hinauszudenken, politische Strategien zur Bewältigung von Risiken zu entwerfen und die Agenda für die kommenden Jahre zu bestimmen“.

„Die führenden Politiker der Welt müssen sich gemeinsam für eine koordinierte Multistakeholder-Reaktion einsetzen, um die persistenten globalen Herausforderungen anzugehen und die Resilienz für die nächste Krise zu stärken“, so der Appell von Saadia Zahidi, Managing Director beim World Economic Forum.

Klimakrise bleibt größte langfristige Bedrohung

Peter Giger, Risiko-Chef beim Versicherer Zurich, der als strategischer Partner am Report mitwirkte, hebt im „Global Risks Report 2022“ hervor, dass die Klimakrise die größte langfristige Bedrohung für die Menschheit bleibe. „Wenn gegen den Klimawandel nichts unternommen wird, könnte das globale BIP um ein Sechstel sinken, und die bei der 26. UN-Klimakonferenz (COP26) getroffenen Zusagen reichen immer noch nicht aus, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen“, warnte Giger. Zugleich betonte er, dass es noch nicht zu spät für die Regierungen und die Unternehmen sei, „auf die Risiken zu reagieren und einen innovativen, entschlossenen und integrativen Übergang voranzutreiben, der Wirtschaft und Menschen schützt“.

Große Sorgen vor Cyberbedrohungen

Carolina Klint, Risiko-Expertin des Versicherungsmaklers Marsh, der ebenfalls an der Studie mitgewirkt hat, weist zudem auf die wachsenden Gefahren durch Cyberbedrohungen hin. Diese würden „heutzutage schneller zunehmen als unsere Fähigkeit, sie dauerhaft zu beseitigen“. Daher seien „glaubwürdige und durchdachte Pläne zum Cyber-Risikomanagement“ erforderlich. Ebenso müssten sich Unternehmen stärker mit ihren „Weltraumrisiken“ auseinandersetzen, so Klint. Gemeint sind damit vor allem das Risiko für Satelliten, „von denen wir immer stärker abhängig sind, wenn man die zunehmenden geopolitischen Ambitionen und Spannungen bedenkt“.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort