Henning Bernau, Vorstand der NV-Versicherungen, im Gespräch über Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche. © NV Versicherungen
  • Von Manila Klafack
  • 26.01.2023 um 11:09
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Warum ist es für einen Versicherer aus Ostfriesland besonders schwierig nachhaltig zu arbeiten – und schafft dies trotzdem? Und wie profitieren Makler vom neuen „Vier-Stufen-Modell“ des nachhaltigen Marktplatzes bessergrün? Darüber sprach Pfefferminzia mit dem NV-Vorstand und bessergrün-Geschäftsführer Henning Bernau. „Meine Hoffnung ist, dass wir alle genügsamer werden“, so der Appell des Ostfriesen.

Pfefferminzia: Die Folgen der Klimaveränderungen werden uns Menschen vor allem mit vermehrten Schäden an Hab und Gut treffen. Was unternehmen kleinere Versicherer wie die NV-Versicherungen für mehr Klimaschutz?

Henning Bernau: Wir geben unser Bestes, auch wenn dies alles nur kleine Beiträge sind. So waren zum Beispiel beim Neubau des NV-Gebäudes in Neuharlingersiel soweit möglich nur heimische Firmen beteiligt. Mit dem eigenen Blockheizkraftwerk erzeugen wir Wärme und elektrische Energie. Mit der Blühwiese um unser Gebäude herum setzen wir uns für eine nachhaltige Artenvielfalt ein. In der täglichen Arbeit achten wir auf sparsamen Papierverbrauch und setzen dabei weitgehend auf umweltfreundliches Recyclingpapier. Weiter stellen wir Teile des Fuhrparkes auf E-Mobilität um mit entsprechender Installation von Ladestationen. Im Bereich der Investitionen liegt unser Fokus bereits auf nachhaltigen Kapitalanlagen. Wohlwissend, dass dies alles nur kleine Schritte sind, sind wir überzeugt, dass uns auch kleine Schritte voranbringen werden. 

Wie wichtig ist Ihnen als Vorstand der NV-Versicherungen, aber auch als Privatperson, die CO2-Neutralität?

Sehr wichtig. Wir sitzen aber in Ostfriesland – hier ist es wunderschön, keine Frage, aber es ist nun mal nicht der Nabel der Welt. So ist man viel unterwegs und auf das Auto angewiesen. Dank des Hybridantriebs kann allerdings zumindest ein Teil der Kilometer umweltfreundlicher zurückgelegt werden. In Ostfriesland lege ich nahezu alle Wege mit Strom zurück, und auch Hotels oder der Parkplatz unterwegs wählen ich nach Vorhandensein von Elektroladesäulen aus. Jeder Kilometer wird möglichst mit Strom gefahren. Aber auch im privaten Umfeld ist mir CO2-Einsparung sehr wichtig. Angefangen beim kleinen Acker, über mehrere Hochbeete, bis hin zum Gewächshaus und den zwei eigenen Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach – vieles ist bei uns auf weniger Emissionen ausgerichtet.

Der Begriff Nachhaltigkeit ist komplex und beschränkt sich nicht nur auf Klima- und Umweltschutz. Wo sehen Sie hier die Versicherer?

Unsere Gesellschaft hat ein grundsätzliches Problem: Es muss immer größer, höher, weiter gehen und das oft zu Lasten anderer Menschen und der Umwelt. Ein Status Quo wäre wünschenswert. Meine Hoffnung ist, dass wir alle genügsamer werden und zugleich unter anderem die Kapitalströme mehr in Wissensvorsprünge gelenkt werden, um so den CO2-Verbrauch kontinuierlich zu senken, und wieder mehr im Einklang mit unserer Natur zu leben. Wir als Versicherer können dabei eine Vorbildfunktion einnehmen. Sei es durch unsere erheblichen Kapitalanlagen, die wir nutzen können, unserem eigenen Umgang mit der Natur und nicht zuletzt mit der Ausgestaltung unserer Versicherungsprodukte. Besonders wichtig ist, dass wir dabei nie stehen bleiben und uns immer hinterfragen, was können wir besser machen, und was können wir für unsere Umwelt tun?

Die NV ist neben der Itzehoer ein Gründungsmitglied des nachhaltigen Marktplatzes bessergrün mit seinem Angebot von Versicherungsprodukten mit grünen Mehrleistungen. Stellen Sie hier eine zunehmende Nachfrage seitens der Vermittler fest?

Wir stehen mit bessergrün nach wie vor am Anfang – auch, wenn wir bereits mehr als 120.000 Bäume pflanzen konnten. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten wächst spürbar. Das gilt ebenfalls im Bereich der Versicherungen. Es liegt aber ein langer Weg vor uns, denn das Thema Versicherungen und Nachhaltigkeit werden noch nicht in einem Atemzug genannt, weil es in der Gesellschaft noch nicht so etabliert ist, wie beispielsweise Öko-Strom und Öko-Gas. Es ist aus meiner Sicht aber nur noch eine Frage der Zeit, bis dies auch bei Versicherungen als Standard angesehen wird.

Wie unterstützen Sie Makler, das Thema Nachhaltigkeit bei Versicherungsprodukten zu deren Kunden zu transportieren?

Mit Inhalten, Werbemitteln und mehr bessergrün-Wissen. Dies vermitteln wir bereits jetzt regelmäßig in Form von Webinaren und gemeinsamen Projekten sowie Aktionen – und wir wollen das Angebot ausbauen. Wir verfolgen dabei ein Vier-Stufen-Modell: In der ersten Stufe soll der Vertriebspartner bessergrün und den nachhaltigen Markplatz allgemein kennenlernen. In der zweiten Stufe informieren wir ihn im Rahmen der bessergrün- und Partner-Webinare grundlegend. In der dritten Stufe kann er an ökologischen Projekten teilnehmen, um in der vierten Stufe eigene regionale bessergrün-Projekte zu initiieren. Dabei ist es unser Ziel, die Vertriebspartner immer in die nächsthöhere Stufe zu bewegen. Man spürt beispielsweise deutlich den Unterschied zwischen zweiter und dritter Stufe. Sobald ein Vermittler live bei einer Aktion dabei war – sei es das Geisternetze bergen oder eine der Baumpflanz-Aktionen –, geht er nochmal ganz anders mit dem Thema um. Die Steigerung besteht dann darin, ein eigenes Projekt in der Umgebung umzusetzen und dabei seine Kunden einzubinden.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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