EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Zinssenkung am 6. Juni 2024 © picture alliance / Kyodo | -
  • Von Andreas Harms
  • 07.06.2024 um 12:45
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Die Zentralbank senkt den Leitzins, doch was heißt das für die Renditen in Lebensversicherungen und die Zinsen für Immobilienkredite? Wir haben nachgesehen und stellen fest: Es geht dort nicht hinab, sondern – ganz im Gegenteil – hinauf.

So viel Trara und so viel Vorfreude, vor allem in der Investmentbranche. Seit Monaten. Und dann ist sie endlich da, die Zinswende nach der Zinswende. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) unter ihrer Chefin Christine Lagarde ab Sommer 2022 in einem beispiellosen Ritt den Leitzins von 0,0(!) auf 4,5 Prozent erhöht hatte. Gemeint ist jener Satz, zu dem sich Banken bei der EZB eine Woche lang Geld leihen dürfen. Jetzt hat ihn die EZB auf 4,25 Prozent gesenkt. Auch für die anderen beiden Leitzinssätze ging es um einen Viertelprozentpunkt hinab.

Doch für Versicherungskunden und Immobilienkredite ändert sich erstmal: kaum was. Denn das ist schon immer die wichtige Eigenart des Leitzinses – er wirkt in erster Linie nur für sehr kurzfristig gebundene Sätze, das sogenannte kurze Ende der Zinskurve. Weshalb die EZB ja – nebenbei bemerkt – vor einigen Jahren unter ihrem damaligen Chef Mario Draghi massiv Anleihen kaufte. Damit wollte sie auch Zugriff auf das lange Ende der Zinskurve bekommen, also auf die Renditen über zehn Jahre Laufzeit und länger. Das Ergebnis ist bekannt.

Ein exemplarischer Blick auf die Renditen von Staatsanleihen belegt das. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe liegt heute bei 2,56 Prozent pro Jahr (Stand: 7. Juni 2024). Das ist sogar höher als noch vor einem Monat (2,43 Prozent) oder sechs Monaten (2,20 Prozent). Erklären lässt sich das unter anderem damit, dass die Inflation hartnäckiger daherkommt, als erwartet. Die Renditen waren aus Vorfreude auf wieder stabilere Preise gesunken, vielleicht ein bisschen zu schnell.

Ähnlich sieht es bei fast allen Laufzeiten aus. Außer: am kurzen Ende. Die Rendite der einmonatigen Bundesanleihe sank in der Tat von 3,87 Prozent vor einem Monat auf heute 3,50 Prozent.

Insgesamt sieht es so aus, als würde sich die Zinskurve nach einiger Zeit wieder normalisieren. Indem die Rendite am kurzen Ende sinkt und am langen Ende nicht. Denn es ist klar: Dass die einmonatige Rendite derart höher liegt als die zehnjährige ist definitiv nicht in Ordnung.

Anleiherenditen könnten stabil bleiben

Das heißt: Der große Druck auf die Renditen der Lebensversicherer bleibt erst einmal aus. Ganz im Gegenteil sind sie sogar wieder gestiegen. Das lässt aber wiederum die stillen Lasten nach ihrem Rückgang wieder wachsen (mehr dazu lesen Sie hier und hier).

Selbst wenn also die EZB noch weitere Zinsschritte nachlegen sollte, stehen die Chancen gut, dass es für Anleihen weiter zumindest zählbare Renditen gibt.

Diese Perspektive lässt sich auf den Markt für Immobilienkredite übertragen. Denn dort richten sich die Zinsen der Laufzeit wegen direkt nach den Renditen der Bundesanleihen. „Die Hoffnung auf die Rückkehr eines Bauzinsniveaus zwischen 1 und 2 Prozent ist illusorisch“, stellt Oliver Kohnen, Geschäftsführer der Baufi24 Baufinanzierung, klar. „In den vergangenen Monaten zogen die Hypothekenzinsen analog zum Anleihemarkt wieder leicht an: Die besten Konditionen liegen aktuell bei 3,10 Prozent.“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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