Jörg Wiechmann ist Vorstandsvorsitzender des Itzehoer Aktien Clubs (ICA). © IAC
  • Von Redaktion
  • 09.08.2018 um 17:28
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lesedauer Lesedauer: ca. 01:20 Min

Die Banken haben ihr Waterloo durch die Finanzkrise 2009 hinter sich. Den Lebensversicherern steht ihres erst noch bevor. Das meint Jörg Wiechmann, Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC). Das Schlimme dabei: Viele Kunden hätten das offenbar noch gar nicht bemerkt, findet Wiechmann. Hier geht es zu seinem Gastkommentar.

Es gibt einen simplen Grund, warum die Versicherer bisher weitgehend ungeschoren geblieben sind durch Finanzkrise und Niedrigzinsphase: Ihre Verbindlichkeiten sind wegen der langen Laufzeit der Verträge langfristig orientiert. Doch die Versicherer werden ebenso hart getroffen, nur eben schleichend und um einige Jahre zeitverzögert.

Nicht umsonst hat die Finanzaufsicht Bafin bereits 34 der 87 deutschen Anbieter unter verschärfte Kontrolle genommen. Garantiezinsen von vier Prozent für Altkunden vertragen sich eben nicht mit null Prozent Zinsen am Kapitalmarkt. Dass der Garantiezins für Neuverträge nur noch 0,9 Prozent beträgt, macht sie für Kunden unattraktiv. Und dazu die Inflation von aktuell rund zwei Prozent: Das tut ein Übriges, um die langlaufenden Altersvorsorgeverträge zu einem wahren „Alters-Sorge-Produkt“ zu machen.

Was bei den Banken auf dem Weg aus der Krise die „Bad Banks“ waren, sind bei den Versicherern der „Run-Off“: Das gesamte Geschäft mit  Lebensversicherungen und mit ihm die Kunden haben einige schon verkauft. Hilfe bekamen die Unternehmen zudem jüngst vom Bundesgerichtshof mit einer Entscheidung zur Aufteilung der 132 Milliarden Euro schweren Bewertungsreserven: Die Versicherer dürfen ihre Altkunden ganz legal enteignen. Wer jahrzehntelang eisern seine Lebensversicherung bespart hat, ist nun also der Dumme.

Die Aktien der Versicherer macht das durchaus interessant. Dennoch verzichtet der IAC darauf und hat gerade die letzte Finanzaktie aus dem Depot geworfen. Denn: Auch wenn Banken und Versicherer am Ende ihre selbstverschuldeten Verluste nicht selbst tragen müssen, langfristig zahlen sie dafür in einer viel härteren Währung – mit dem verlorenen Vertrauen der Kunden.

Über den Autor:

Jörg Wiechmann ist Vorstandsvorsitzender des Itzehoer Aktien Clubs (ICA). Mit rund 3.500 Mitgliedern ist der IAC laut eigenen Angaben die größte Anlegergemeinschaft dieser Art in Deutschland. Seit seiner Gründung 1998 verfolgt der IAC das Ziel, die Wertpapierkultur in Deutschland zu fördern.

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