Finanzminister Christian Lindner (FDP): Einzelheiten zum Altersvorsorgedepot © picture alliance / Flashpic | Jens Krick
  • Von Andreas Harms
  • 13.09.2024 um 11:43
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

In Berlin sprach Finanzminister Christian Lindner über die geplante Reform der staatlich geförderten Altersvorsorge, speziell über das Altersvorsorgedepot. Und was er verkündete, sind durchweg gute und sinnvolle Pläne. Es geht um Depotbestandteile, die konkrete Förderhöhe und verbotene Anlageformen.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat weitere Details herausgelassen, wie er sich die neue private Altersvorsorge vorstellt, vor allem das Altersvorsorgedepot. Schließlich steht die große Altersvorsorgereform vor der Tür, sein Ministerium schreibt schon fleißig am Gesetzentwurf. Der soll dieses Jahr kommen, der Gesetzestext auch, und nächstes Jahr dann das Gesetz.

Was darin auftauchen könnte, erklärte er in einer Rede in Berlin, von der auch die „Welt“ berichtet hat (Bezahlschranke). Demnach sollen die Menschen ab 2026 zwischen der klassischen Riester-Rente und dem neuen Altersvorsorgedepot wählen können. Die Riester-Rente soll es dann auch in einer Variante mit lediglich 80 Prozent Garantie auf eingezahlte Beiträge und Förderungen geben. Vorgeschrieben sind bisher 100 Prozent, was die Renditechancen deutlich ausbremst. So findet auch Lindner das Chance-Risiko-Verhältnis – absolut zu recht – bei 80 Prozent Garantie deutlich besser.

Und dann geht es ums Altersvorsorgedepot. Das will der Staat – inzwischen nicht mehr überraschend – genau wie die Riester-Rente fördern. Garantien sind nicht vorgesehen, und die Menschen sollen weitgehend frei bestimmen können, was sie ins Depot hineinpacken.

Allerdings will Lindner die Auswahl ein wenig einschränken. Im Gesetz soll es eine Positivliste für bestimmte Anlageklassen geben. Also bestimmte Aktienfonds, auch die bei Verbraucherschützern so beliebten Indexfonds mit dem schicken Kürzel ETF, Anleihen und sogar Einzelaktien. Das sind durchweg bewährte Bestandteile eines vernünftigen Investmentdepots.

Das spekulative Zeug will Lindner nicht fördern

Die eigentliche Spannung besteht somit eher darin, was in so einem Depot ausdrücklich nicht erlaubt ist. Ein paar Beispiele in dieser Richtung nennt Lindner schon: Knock-out-Zertifikate, kurz laufende Optionen oder Optionsscheine und Kryptoanlagen. Also eher das spekulative Zeugs. Das kann freilich jeder kaufen, der das möchte. Nur fördern will Lindner es eben nicht.

Und dann kommt ein absolut sinnvoller neuer Gedanke: Es soll für Unentschlossene ein vorgefertigtes Referenzdepot mit Investmentfonds geben. Doch wie das aussehen soll, dazu sagt der Minister nichts weiter. Eine mit der Sache vertraute Person berichtet, dass es wegen dieses Referenzdepots wohl noch einigen Abstimmungsbedarf gibt. Vor allem mit den Grünen, die ein staatliches Depot wollen.

Die Grünen sind es auch, die beim Altersvorsorgedepot angeblich die Kosten deckeln wollen. So zumindest der Flurfunk. Andere meinen, dass sie sich nur aus taktischen Gründen querstellen, um der FDP zu schaden. Das Wirtschaftsministerium äußert sich dazu nicht. Aber es klingt mal wieder nach dem üblichen taktischen Ampel-Hickhack.

Extra-Förderung für Eltern, Geringverdiener, Berufseinsteiger

Schön konkret wird Lindner hingegen in Hinblick auf die Förderhöhe, wobei sich auch die noch ändern kann. Auch hier sehen vor allem die Grünen noch Gesprächsbedarf. Aber der Plan lautet erstmal so:

  • Auf jeden eingezahlten Euro packt der Staat 20 Cent drauf
  • Der maximale Eigenbeitrag beträgt 3.000 Euro im Jahr
  • Mindestens 120 Euro müssen die Menschen jährlich einzahlen
  • Eltern bekommen eine Kinderzulage von 25 Cent je eingezahltem Euro, maximal 300 Euro im Jahr
  • Menschen mit Einkommen bis 26.250 Euro bekommen 175 Euro Bonus
  • Berufseinsteiger unter 25 Jahren bekommen bis zu drei Jahre lang 200 Euro Bonus

Damit geht das Ganze – jetzt mal unabhängig von der Höhe der Förderung – in die absolut richtige Richtung. Die unsägliche Koppelung ans Einkommen fällt endlich weg, es gilt ein Deckel für alle. Die Zahlen sind klar, rund, ohne Kommastellen und verständlich. Eltern, Geringverdiener und junge Leute werden extra gefördert. Nun noch den Deckel mit der Inflation mitwachsen lassen (nicht wie bei dem Fehler in der betrieblichen Altersvorsorge) und wir haben eine ziemlich runde Sache.

Hinzu kommt der bereits im Vorfeld angedeutete Steuervorteil. Alle Erträge in der Sparphase sollen steuerfrei bleiben, die teure Abgeltungsteuer entfällt. Dafür sind die Entnahmen in der Rente steuerpflichtig – zum Rentnersteuersatz. Frühestes Auszahlalter sollen nun 65 Jahre sein, um nicht noch mehr Arbeitskräfte durch vorzeitige Rente zu verlieren.

Dann schauen wir mal, ob das am Ende alles auch so im Gesetz steht. Schön wär’s.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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Modifizierte Riester-Rente oder Altersvorsorgedepot? – Das Tagesbriefing für Versicherung & Finanzen
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