Pfefferminzia-Redakteur Andreas Harms sprach auf der DKM in Dortmund mit Christian Nuschele, Vertriebschef bei Standard Life Deutschland. © Pfefferminzia / Canva
  • Von Redaktion
  • 15.11.2024 um 08:54
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:25 Min
WERBUNG

Laut GDV haben die deutschen Lebensversicherer im Jahr 2023 ein sattes Plus beim Abschluss fondsgebundener Kapitalversicherungen verzeichnet. Warum sich gerade Fondspolicen ohne Garantien aktuell großer Beliebtheit erfreuen, erläutert Christian Nuschele, Vertriebschef bei Standard Life Deutschland, im Interview mit Pfefferminzia.

Pfefferminzia: Wir haben in letzter Zeit einige Zinssenkungen gesehen, und die Rendite der Bundesanleihe bewegt sich wieder in Richtung 2 Prozent. Was bedeutet das für Fondspolicen und für Ihr Tagesgeschäft? 

Christian Nuschele: Für Fondspolicen bedeutet es eigentlich gar nichts. Das Marktumfeld wird sogar noch attraktiver. Denn in Zeiten relativ hoher Zinsen, wie wir sie zuletzt hatten, waren Tagesgelder und kurzfristige Kapitalanlagen für viele Kunden durchaus attraktiv. Das hat dazu geführt, dass einige Kundinnen und Kunden gezögert haben, langfristig zu investieren. Jetzt, wo die Zinsen wieder etwas sinken, wird das Thema Fondspolicen für viele wieder interessanter. Grundsätzlich können wir sagen, dass das Umfeld für Fondspolicen jetzt noch freundlicher wird. 

Hat sich denn in Bezug auf die Rentenfaktoren etwas getan? 

Nuschele: Ja, die haben wir im letzten Jahr deutlich nach oben angepasst. Im Moment dürften wir tatsächlich die höchste garantierte Rente im Markt anbieten. 2,75 Prozent lebenslang – das ist schon ein Wort, oder? 

Durchaus. Und wie geht es nun weiter? 

Nuschele: Die Zinsen sind wieder etwas gesunken, aber die gute Nachricht ist, dass wir die Konditionen weiterhin auf diesem Niveau halten können. Wir wollen unseren Kunden nach wie vor attraktive Angebote machen. 

Auch wenn die große Riester-Reform erst einmal in der Warteschleife gelandet ist, werden Auszahlpläne populärer. Glauben Sie, dass sie zur Gefahr für Fondspolicen werden können? 

Nuschele: Ich denke nicht. Denn bisher gab es immer die Wahl zwischen einer Investmentlösung und einer Versicherungslösung. Wichtig war, ob eine Garantie dabei war. Wir sehen insgesamt einen klaren Trend hin zu Fondspolicen ohne Garantien, und die Zahlen des GDV sprechen eine deutliche Sprache: Das geht in die richtige Richtung. 

Wie sehen Sie denn Auszahlpläne allgemein? 

Nuschele: Wir setzen grundsätzlich auf Auszahlpläne und haben bereits Produkte entwickelt, die mit monatlichen Teilauszahlungen und sehr attraktiven steuerlichen Vorteilen arbeiten. Im Rahmen einer möglichen Altersvorsorge-Reform sehe ich die Entwicklung allerdings eher kritisch. Denn so eine Reform fokussiert sich stark auf eine Basisabsicherung, die eher notwendig ist, um Grundbedürfnisse wie Miete oder Krankenversicherung zu decken. Da ist es wichtig, dass die Entscheidungen auch langfristig tragfähig sind. 

Also müssten gerade weniger gut versorgte Kundengruppen genauer hinschauen und vorsichtig sein? 

Nuschele: Genau. Es wird immer eine Zielgruppenfrage bleiben. Wenn jemand bereits gut vorgesorgt hat, wird es einfacher, in einen Auszahlplan zu wechseln. Aber für die finanziell Verletzlicheren ist es wichtig, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und dafür braucht es eine fundierte Beratung. 

Gibt es bei Ihnen bereits Pläne, Auszahlpläne noch stärker in Produkte einzubinden? 

Nuschele: Ja, wir arbeiten intensiv daran, Konzepte für die Dekumulation zu entwickeln – also die Nutzung des angesparten Kapitals. Das Ziel ist es, flexible und transparente Lösungen zu bieten, die gleichzeitig eine gewisse Performance ermöglichen. Das Ganze muss in der Beratung sehr gut verdeutlicht werden, damit die Kunden verstehen, wie ihre Entscheidungen langfristig wirken. 

Und wann werden diese neuen Lösungen verfügbar sein? 

Nuschele: Die Vertriebsstrategie steht bereits. Nächste Woche präsentieren wir sie zum ersten Mal und testen sie in der Praxis. Die Erfahrungen aus Großbritannien und Irland fließen dabei ein, und wir haben eine Vielzahl von Studien ausgewertet, um uns auf die Themen Langlebigkeit und Auszahlpläne vorzubereiten. Die Produkte sind schon jetzt verfügbar, aber wir müssen sie noch weiterentwickeln, um auf alle Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen. 

Kurze Prognose: Was können wir in den nächsten Jahren vom deutschen Vorsorgemarkt erwarten? 

Nuschele: Ich bin überzeugt, dass sich in den nächsten drei bis fünf Jahren viel tun wird. Wir gehen in die richtige Richtung, was Flexibilität und Transparenz der Produkte betrifft. In den nächsten zehn Jahren wird der Fokus auf der Ruhestandsplanung liegen. Es wird mehr Lösungen geben, die die Bedürfnisse der Menschen im Ruhestand optimal abdecken – und das wird der Trend der Zukunft sein. 

Dann haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch! 

Hier geht’s zum Interview:

„Wir sehen einen klaren Trend zu Fondspolicen ohne Garantie“ von Pfefferminzia auf Vimeo.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content