Michael Reichert ist Vorstand von Berens & Cie. © Berens & Cie.
  • Von Oliver Lepold
  • 12.04.2018 um 09:55
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Die Kontrolle der Finanzanlagevermittler soll in die Obhut der Bafin fallen. Was halten Betroffene davon? Pfefferminzia sprach mit Michael Reichert, Vorstand von Berens & Cie. in Trier. Darin warnt er vor einer Überforderung der freien Vermittler.

Pfefferminzia: Wie beurteilen Sie die bisherigen Vorgaben der Regulierung über die Gewerbebehörden?

Michael Reichert: Mittlerweile funktioniert die Regulierung gut, auch wenn es eine Trennung zwischen Regulierungs- und Genehmigungsbehörde bei uns gibt.  In Trier arbeiten die Industrie- und Handelskammern (IHK) mit den Gewerbeämtern zusammen – gleichwohl hat es etwas gedauert, bis sich das gut eingespielt hat. Außer dem Paragraf 34f der Gewerbeordnung haben wir auch die Erlaubnis nach 34 c, d und i. Wir arbeiten mit 25 Beratern in Rheinland-Pfalz, Luxemburg und im Saarland zusammen. Als Finanzplanungsunternehmen begreifen wir uns gleichermaßen als Berater, Betreuer und Verkäufer.

Was hat Ihnen die Regulierung gebracht?

Aus unserer Sicht tut jede Regulierung dem Markt gut, wir sind also klare Befürworter. Ich selbst bin seit 15 Jahren im Markt und kenne auch noch die unregulierten Zeiten, als man für 9,50 Euro mit dem Gewerbeschein in die Finanzwelt starten konnte. Damals fühlte es sich schon perfide an, ohne Ausbildung beraten zu dürfen. Mit der 34d-Versicherungsvermittler-Regulierung ging es dann 2007 los, der Aufschrei in der Branche war riesig. Mein Partner und ich hatten in der Zwischenzeit Finanzökonomie studiert und waren erfreut, dass die Eintrittshürden erschwert wurden. Wir haben beobachtet, wie unqualifizierte Marktteilnehmer verschwanden oder Geschäftsfelder eingestellt wurden.

Was fehlte Ihnen hinsichtlich der Regulierung?

Wir fanden es sinnvoll, dass die Regulierung schrittweise verschärft und Ausnahmetatbestände herausgenommen wurden. Der Paragraf 34i etwa gilt auch für Banken. Im Versicherungswesen haben wir aber noch immer das Paradoxon, dass ein freier Vermittler, der für mehrere Gesellschaften arbeitet, eine Ausbildung nachweisen muss, während ein Ausschließlichkeitsvermittler dies nicht tun muss. Aus Verbrauchersicht finde ich das unverschämt. Zudem ist es ärgerlich, wenn laufende Kosten gerade bei Sparprodukten und Anlagekosten immer noch intransparent dargestellt werden können. Da geht uns Diskussion nicht weit genug. Wir arbeiten mit alternativen Vergütungsmodellen, teilweise mit Servicegebühren und bieten Honorarberatung an. Hier stehen auch wir am Anfang einer neuen Ära.

Wie stehen Sie zu einer neuen Kontrolle durch die Bafin?

Grundsätzlich ist das ein logischer Schritt, weil die Geldanlageprodukte von der gleichen Behörde kontrolliert werden. Ob die Bafin nun besser oder schlechter in der Lage ist, die Finanzanlagenvermittler zu kontrollieren, kann ich nicht beurteilen. Man hört ja, dass die Behörde selbst nicht sehr erfreut ist über die neue Aufgabe. Vermutlich müssten sie erheblich Personal aufstocken. Ich könnte mir vorstellen, dass man eine fachliche Zusammenarbeit der Bafin mit IHK und Gewerbeämtern anstrebt, so dass ein fachlicher Part zur Bafin transferiert wird, die Abwicklung aber weiter bei den regionalen Ämtern bleibt.

Sie hätten also kein Problem mit der Bafin?

Grundsätzlich befürworten wir eine Kontrolle durch die Bafin, wenn durchreguliert wird ohne die freien Vermittler finanziell zu überfordern. Kontraproduktiv wäre es etwa, beispielsweise einen Compliance-Officer zu fordern und weiteres Personal, wie bei Banken oder Finanzdienstleistungsinstituten, für Prüf- und Kontrollzwecke eingestellt werden müsste.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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