Noch herrscht Verwirrung, wann ein Produkt nachhaltig ist. © Who is Danny / Freepik.com
  • Von Stephan Busch und Tom Wonneberger
  • 17.11.2022 um 14:05
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lesedauer Lesedauer: ca. 05:40 Min

Immer mehr Menschen wird Nachhaltigkeit bei ihren Finanzen und Versicherungen wichtig. Gleichzeitig sind sich viele unsicher, ob und wie nachhaltig Finanzprodukte überhaupt sein können. Die Antwort ist nicht einfach, schreiben die Versicherungsmakler Stephan Busch und Tom Wonneberger von Progress Finanzplaner.

Die Nachhaltigkeitspräferenzen sind abgefragt, der Kunde wünscht sich ein nachhaltiges Produkt. Und nun? Ganz einfach ist die Auswahl eines passenden Versicherungsproduktes für Vermittlerinnen und Vermittler nicht. Das große Problem ist, dass bisher noch niemand so genau sagen kann, ob und wann ein Produkt wirklich nachhaltig ist. Es gibt hier schlicht noch keine abschließenden Definitionen seitens der Europäischen Union. Erst ab 2024 wird es klarere Kriterien für Umweltaspekte auf EU-Ebene geben, bei den Sozialaspekten wird es noch länger dauern.

Insofern kann quasi jeder Anbieter sagen: Dieses und jenes Produkt ist nachhaltig. Vermittler und Kunde müssen dann jeweils schauen, was genau daran nachhaltig ist. Das macht den Vergleich unfassbar schwierig.

Als Erstes muss man sich im Klaren sein, wo und wie Nachhaltigkeit wirken kann. Der für uns zentrale Aspekt ist der Impact oder Hebel. Also, wo entfaltet Nachhaltigkeit die größte Wirkung? Hierfür haben wir vier Ebenen identifiziert: Anbieter, Produkte, Beratung, Kunde. Die größte nachhaltige Wirkung hat ein nachhaltiger Anbieter (Versicherer, Bank, Kapitalanlagegesellschaft). So beträgt der Kapitalanlagebestand der deutschen Versicherer 1,7 Billionen Euro! Das entspricht etwa der halben Wirtschaftsleistung Deutschlands eines Jahres.

Es wäre eine unglaubliche Wirkung, wenn dieses Geld nur in Nachhaltigkeit investiert würde. Die allermeisten Anbieter haben viele verschiedene Produkte in ihrem Portfolio. Wenige davon nachhaltig, die meisten konventionell. Die Produktebene hat also den nächst niedrigeren Wirkungsgrad. Denn ein solches Produkt (Girokonto, Hausratversicherung, Aktienfonds, private Rentenversicherung) schließen viele Menschen ab und zahlen Geld ein. Ein nachhaltiges Produkt kann also Wirkung in Millionen oder geringer Milliardenhöhe entfalten.

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Die Finanzberatung ist die nächste Stufe. Eine Beraterin oder ein Berater erreicht oft viele Hundert Menschen. Das können Versicherungsnehmer, Kapitalanleger, Finanzierungskunden und so weiter sein. Die Wirkung geht also in den niedrigen Millionenbereich. Die kleinste Einheit ist der Kunde als Firma oder Selbstständiger und/oder als Privathaushalt. Die Wirkung kommt selten über einen sechsstelligen Bereich hinaus.

Damit Nachhaltigkeit also wirklich Wirkung erzielt, reicht es nicht, wenn der Kunde nachhaltig agiert. Es müssen vor allem die großen Flaggschiffe nachhaltiger werden. Diese Pyramide wirkt aber auch in die entgegengesetzte Richtung. So ist der Einfluss, den der Kunde ausübt, auf der kleinsten Stufe natürlich am größten. Er hat es in der Hand, wie nachhaltig er unterwegs bist. Der Berater wird mit den Wünschen konfrontiert und einem gewissen Nachfragedruck ausgesetzt. Wenn jeder Berater nachhaltiger wird und nachhaltige Finanzprodukte nachfragt, hat das größeres Gewicht. Damit hat jeder also mittelbaren Einfluss – und sollte ihn ausüben.

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Stephan Busch

Stephan Busch und Tom Wonneberger

Stephan Busch und Tom Wonneberger sind Versicherungsmakler und Inhaber der Progress Finanzplaner aus Dresden.

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