Ein Arzt bei einer Operation. © peoplecreations/Freepik
  • Von Lorenz Klein
  • 25.01.2022 um 17:17
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Wer sich anstelle der gesetzlichen Krankenversicherung für eine private Absicherung entscheidet, trifft meist eine Entscheidung fürs Leben. Die Frage „Lohnt sich eine PKV für mich?“ wird oft unter dem Eindruck steigender Beiträge gestellt. Doch Makler sollte das nicht beirren.

Lohnt sich eine private Krankenversicherung für mich? Versicherungsmakler bekommen diese Frage regelmäßig zu hören. Bei Kennern der Materie stellt sich dann oft ein inneres Augenrollen ein. „Die Frage, ob sich eine PKV ,lohnt‘, kann niemand beantworten“, stellt der Gesundheitsexperte und Unternehmensberater Hagen Engelhard klar. „,Lohnt‘ im Sinne einer lebenslangen Beitragsersparnis ist sehr gut möglich, hängt aber vom Eintrittsalter, Familienstatus und von dem gewählten Tarif ab. ,Lohnt‘ im Sinne einer verbesserten Versorgung ist abhängig vom gewählten Tarif und vom eigenen Gesundheitszustand – für jemanden, der gesund mit 88 Jahren verstirbt, lohnt sich keine Krankenversicherung“, merkt Engelhard süffisant an.

Tatsache ist aber, dass die PKV in einer Art Preis-Leistungs-Wettbewerb zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steht – auch wenn die Systeme eigentlich nur schwer miteinander zu vergleichen sind. Die populäre Kurzfassung dieser Gegenüberstellung lautet dann oft so: Privatpatienten bekommen in der Regel deutlich schneller einen Termin beim Facharzt, genießen eine Behandlung durch den Chefarzt und dürfen sich über ein Einzelzimmer im Krankenhaus freuen. Dafür ziehen aber gerade im Alter die Beiträge für PKV-Versicherte umso kräftiger an – was wiederum die privaten Krankenversicherer gerne als Stimmungsmache gegen die PKV auffassen und so nicht stehen lassen wollen.

Wenn den Versicherten die Beitragsbescheide der privaten Krankenversicherer ins Haus flattern, kommt es regelmäßig zu Debatten darüber, ob der Preisanstieg gerechtfertigt sei – zumal, wenn der Prozentwert auch mal zweistellig ausfällt. Der PKV-Verband ist daher um Transparenz bemüht und ließ kürzlich wissen, dass die Beiträge für die 8,7 Millionen vollversicherten Kunden im Jahr 2022 um durchschnittlich 4,1 Prozent zulegen werden.

Beitragsanstiege im Schnitt zwischen 2,6 und 3,3 Prozent jährlich

Das ist zwar deutlich mehr als jene 2,6 Prozent, die im Zeitraum von 2012 bis 2022 im Durchschnitt auf jeden PKV-Versicherten im Jahr entfielen, aber zugleich erheblich weniger als die 8,1 Prozent aus dem Vorjahr. Nach Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) schneiden die privaten Anbieter im langjährigen Vergleich sogar besser ab als die gesetzlichen Krankenkassen, wie der PKV-Verband Mitte November mitteilte.

Laut dem Zehnjahresvergleich des WIP steht den besagten 2,6 Prozent jährlichen Beitragsanstiegs in der PKV ein Durchschnittswert von jährlich 3,3 Prozent in der GKV gegenüber. Damit falle die Prämienbelastung für Privatversicherte geringer aus als für gesetzlich Versicherte, „obwohl die aktuelle Niedrigzinsphase höhere Prämienanpassungen zur Finanzierung der Alterungsrückstellungen erfordert“, wie die WIP-Analysten betonen.

Beitragsanpassungen großes Thema in der Beratung

Doch auch das Institut, das sich redlich um eine nüchterne Betrachtung des emotional aufgeladenen Themas Prämienverteuerung bemüht, vermag eines nicht zu ändern: „Das Thema Beitragsanpassung ist eine der wohl größten Herausforderungen im Rahmen der PKV-Beratung“, wie Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst beim Analyse- und Rating-Unternehmen Morgen & Morgen findet. Die PKV-Anbieter werden Bohrmann zufolge in den nächsten Jahren vor allem durch die Alterung ihrer Bestände herausgefordert sein, einhergehend mit erhöhten Kosten im Rahmen des medizinischen Fortschritts sowie des Drucks durch die anhaltende Niedrigzinsphase.

Seite 2: Zahlenbeispiel: Wie sich die Niedrigzinsphase auf die PKV-Beiträge auswirkt

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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