Michael Johnigk ist Vertriebsvorstand der Signal Iduna Gruppe. © Ruediger Glahs
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  • 27.05.2015 um 18:50
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Michael Johnigk, Vertriebsvorstand der Signal Iduna Gruppe, über das Zukunftsprogramm des Versicherers, Stellenstreichungen und die Folgen eines Markteintritts von Google.

Pfefferminzia: Im Oktober 2014 hat die Signal Iduna ein Zukunftsprogramm angekündigt. Ziel ist es unter anderem, „die Komplexität in der Verwaltung und im Vertrieb“ zu reduzieren. Welche Gründe stehen dahinter. Ist das Niedrigzinsniveau schuld?

Michael Johnigk: Wir sind in einem sehr anspruchsvollen Umfeld unterwegs, das nicht unmaßgeblich durch die Niedrigzinsphase geprägt ist. Das hinterlässt Spuren. Unabhängig davon muss man aber von Zeit zu Zeit auch mal einen Blick aufs eigene Unternehmen werfen und prüfen, ob es Verbesserungspotenzial gibt. Wir haben den Umbau mit Bedacht Zukunftsprogramm genannt. Es geht uns nämlich nicht nur darum, laufende Kosten in Höhe von rund 140 Millionen Euro im Jahr einzusparen. Wir wollen auch etwa 100 Millionen Euro in neue Prozesse und Produkte investieren und uns für unsere Kunden und Vertriebspartner besser aufstellen.

Welche Maßnahmen haben Sie im Rahmen Ihres Zukunftsprogramms beispielsweise im Vertrieb bereits angestoßen?

Unser Vertrieb ist sehr dezentral aufgestellt, wir sind in der Fläche mit 57 Filialdirektionen vertreten. Wir bekennen uns klar dazu, unseren Auftritt in der Fläche sogar noch zu verstärken. Die Frage dabei ist, welche Aufgaben und Services wir vor Ort anbieten wollen und welche zentral in den Hauptverwaltungen in Dortmund und Hamburg besser aufgehoben sind. Nehmen Sie etwa Fragen von Maklern und Vermittlern zu Produkten oder Angeboten. Es wird schwierig, bestimmte Servicelevels zu halten, wenn diese von relativ kleinen Einheiten garantiert werden sollen. Es geht also weniger um die Schnittstelle Vertrieb zu Kunde als vielmehr um Veränderungen in den Unterstützungsfunktionen gegenüber unseren Agenturen und Maklern. Das wollen wir besser und schlanker organisieren. Über die Jahre gab es zudem Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen. Jetzt gilt es, die unterschiedlichen Verwaltungssysteme und Prozesse zu vereinheitlichen.

Also spielt die Digitalisierung in diesem Prozess eine große Rolle.

Absolut. Allein schon wenn man sich überlegt, wie sich das Nutzerverhalten der Kunden ändert. Wir können nicht davon ausgehen, dass junge Leute, die heute mit Tablets und Smartphones aufwachsen, sich künftig so verhalten und die gleichen Anforderungen an uns haben werden wie Menschen, die mit einer mechanischen Schreibmaschine groß geworden sind. Wenn der Kunde weder telefonieren noch einen Brief schreiben, sondern beispielsweise über WhatsApp mit uns kommunizieren möchte, müssen wir darauf vorbereitet sein. Es kann nicht sein, dass wir ihm dann vier Wochen später als Antwort einen Brief schreiben. Das Thema hat eine unglaubliche Bandbreite – vom Beratungsgespräch via Skype bis hin zu Schadensmeldungen oder Adressänderungen über eine App. Das Ganze in unsere Verwaltungsprozesse zu integrieren ist die Herausforderung.

Sie haben angekündigt, im Rahmen des Programms 1.400 Stellen einsparen zu wollen. Welche Abteilungen werden besonders betroffen sein?

Unser Ziel ist nicht, Arbeitsplätze abzubauen, sondern unsere Prozesse zu optimieren und dadurch Kosten zu reduzieren. Das wird in einem Dienstleistungsunternehmen, wo Personalkosten eine große Rolle spielen, ohne Änderungen auf der Arbeitsplatzseite nicht zu machen sein. Welche Ressorts davon besonders betroffen sein werden, können wir heute noch nicht sagen, weil wir noch im Beratungsprozess mit den Mitbestimmungsgremien sind. Kein Unternehmensbereich wird aber unverändert bleiben.

Wann soll das Zukunftsprogramm umgesetzt sein?

Wir wollen den Veränderungsprozess Ende 2017 abgeschlossen haben, damit er 2018 seine volle Wirkung entfaltet. Wir nehmen uns da bewusst etwas mehr Zeit, da das ganze Thema mit sehr vielen Veränderungen für Organisation und Belegschaft verbunden ist.

Ihr Vorstandsvorsitzender, Herr Leitermann, wurde jüngst in der Presse mit dem Satz zitiert „Wir sind Ausschließlichkeitsversicherer“. Das dürfte einige Makler irritiert haben, schließlich arbeitet die Signal Iduna eigentlich auch mit Maklern zusammen.

Das Thema ist sehr verkürzt in der Headline wiedergegeben worden, gemeint war etwas ganz anderes. Es ging dabei um die Frage physische Beratungskanäle oder Direktvertrieb. Wir haben dargestellt, dass wir kein Direktversicherer sind und auch keiner werden wollen. Wir sind ein Unternehmen, das auf physische Vertriebskanäle setzt, und das umfasst bei uns ganz klar unsere Ausschließlichkeitsorganisation, aber auch die Zusammenarbeit mit Maklern, mit freien Vertrieben und mit Pools. Unter anderem sind wir Mehrheitsgesellschafter der OVB. Es wäre doch sehr verwunderlich, wenn wir als Mehrheitsgesellschafter eines der großen Vertriebe in Deutschland sagen würden, wir arbeiten nur mit Ausschließlichkeitsvertretern zusammen.

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