Fabian von Löbbecke ist Vorstandsvorsitzender der HDI Pensionsmanagement und im Vorstand der HDI Lebensversicherung verantwortlich für den Bereich Produkte und Neugeschäft Leben. © HDI
  • Von Lorenz Klein
  • 10.06.2022 um 13:29
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„Wir brauchen liberalere Vorgaben für die betriebliche Altersversorgung“, fordert HDI-Leben-Vorstand Fabian von Löbbecke im Interview mit Pfefferminzia. Außerdem sagt er, ob das Sozialpartnermodell noch eine Zukunft hat, warum eine harte Bruttobeitragsgarantie „real Geld vernichtet“, wie die bAV nachhaltiger werden kann und wie Vermittler ihre bAV-Beratung erfolgreich gestalten können.

Pfefferminzia: Auf dem „HDI bAV-Expertenforum 2022“ am 21. Juni werden Sie über „bAV-Lösungen für die Zukunft“ referieren (hier geht es zur Agenda). Und als eine bedeutende „bAV-Lösung für die Zukunft“ wurde anfänglich auch das Sozialpartnermodell (SPM) angesehen, nachdem das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) im Jahr 2018 den Weg hierfür geebnet hatte. In der Praxis ist vom Sozialpartnermodell bislang allerdings noch nicht viel zu sehen. Hat das SPM also – um im Bild zu bleiben – seine Zukunft bereits hinter sich, wie Kritiker spotten, oder kommt da noch was?

Fabian von Löbbecke: Nein, das Sozialpartnermodell hat keinesfalls seine Zukunft bereits hinter sich – ganz im Gegenteil. Gerade in den aktuellen Zeiten von Niedrigzinsen und gleichzeitig hoher Inflation schmelzen die Netto-Erträge ab – da brauchen wir Produkte mit hohen Renditechancen. Gerade jetzt wäre es wichtig, dass wir ein Produkt wie das SPM auf den Markt bringen können. Und wir sind von der Idee des SPM nach wie vor fest überzeugt. Wir haben in den vergangenen Jahren viel Energie eingesetzt, um das SPM mit unseren Partnern umzusetzen.

Worin bestehen die Schwierigkeiten in der Umsetzung?

Alle Beteiligte – Arbeitgeber beziehungsweise ihre Verbände, Gewerkschaften und Produktgeber – betreten mit der Beitragszusage Neuland und sie müssen sich an die optimale Gestaltung gemeinsam heranarbeiten. Dies ist deshalb erforderlich, weil es unter den gegenwärtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen die Beitragszusage eben nicht außerhalb von Sozialpartnermodellen geben kann.

Eines der wesentlichen Ziele, das mit der Beitragszusage vom Gesetzgeber verfolgt wurde, ist das sogenannte „pay and forget“. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber mit der vereinbarungsgemäßen Zahlung des Versorgungsbeitrags von jeglicher weiteren Haftung aus der betrieblichen Altersversorgung entbunden sein sollte. Dies ist nur mit der reinen Beitragszusage möglich – und die gibt es nur auf der Grundlage eines entsprechenden Tarifvertrages, den Sozialpartner miteinander schließen müssen. Zwar gibt es auch mit anderen Zusagearten die Möglichkeit, in erhöhtem Maße von den Chancen der Kapitalmärkte zu profitieren, doch gilt für alle anderen Zusagearten stets, dass bestimmte Mindestgarantien ausgesprochen werden müssen und für diese muss der Arbeitgeber mindestens subsidiär einstehen.

Und lassen Sie mich hier noch einmal auf den Punkt zurückkommen, warum ich nach wie vor davon überzeugt bin, dass das SPM eine bedeutende bAV-Lösung für die Zukunft ist: Zu Beginn der Corona-Pandemie und seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine gab beziehungsweise gibt es deutliche Kurskorrekturen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor des SPM ist es, dass Kursstürze an der Börse nicht ungebremst in die Vorsorgekonten der Versicherten durchschlagen.

Das müssen Sie näher begründen…

Das tue ich gern: Nicht allein die Kapitalanlage ist entscheidend für die Stabilisierung der in Aussicht gestellten sogenannten Zielrenten. Vielmehr ist es das Zusammenspiel von Kapitalanlage und Produktmodell. Die Deutsche Betriebsrente, kurz: DDBR, hat neben einem Spezialfonds, der unter Beachtung von ESG-Kriterien zu jeweils 50 Prozent in Aktien und Renten investiert, auch Puffer- und Glättungsmechanismen im Produkt vorgesehen, die ein Absenken von Zielrenten möglichst vermeiden sollen. Und das mit Erfolg.

Wie äußert sich dieser Erfolg?

Talanx und Zürich hatten den DDBR-Spezialfonds bereits im Jahre 2018 mit 100 Millionen Euro Seed-Money ausgestattet. Das heißt, wir reden hier nicht über ein fiktives Backtesting irgendeiner Anlagestrategie, sondern wir können den Erfolg unserer Kapitalanlage tatsächlich belegen. Durch das Zusammenwirken von Kapitalanlage und Produktmodell hätten wir weder in der gegenwärtigen Ukraine-Krise noch während des an den Kapitalmärkten noch viel dramatischeren Corona-Einbruchs die Zielrenten senken müssen. Im schwärzesten Monat, dem März 2020, hätten wir noch einen Deckungsgrad von knapp über 105 Prozent gehabt und hätten die Zielrenten daher nicht anpassen müssen. Im Frühjahr 2021 hingegen hätten wir die Zielrenten sogar erhöhen müssen, da der Deckungsgrad hier erstmals 125 Prozent überstieg. Kurzum: Das Zusammenwirken von Kapitalanlage und Produkt funktioniert bei der DDBR also nachweislich eindrucksvoll.

Seite 2: „Der Zangengriff muss gelockert werden“

 

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Will man die Bürger korrekt beraten und die Chance auf lebenslang adäquate Vorsorge bieten, sind seit Draghi die BAV, Versorgungswerke, Metall-Klinikrente, berufsbezogene Gruppenverträge etc. sichere Verlustbringer und aktuell nach allen Kosten, auch aus evtl. Haftungsgründen, sehr riskant.
Weshalb sonst ist das Versorgungswerk der Steuerberater in Schleswig-Holstein in Insolvenz und Riester nicht rentabel, eigentlich ein gutes, sozial gerechtes Modell, von der Politik zerstört.
Natürlich nicht von den Versicherern zu verantworten-vom Verbraucherschutz gefordert, der EU und in D umgesetzt, aber es wird mit Gewinnversprechen verkauft, die bisher und noch lange NICHT mehr zutreffen.
Ich kann alles Digital, mit dem besten Finanzplan und diversen Absicherungskonzepten erstellen, ausreichende Versorgung, wird man aktuell garantiert nur mit sehr hoher Rendite erzielen.
Der Staat ist völlig ungeeignet, für Zusatzversorgungen, sollte aber diese Innovation übernehmen und kann damit die aktuell unfinanzierbare Rentenversorgung sicherstellen.

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Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Will man die Bürger korrekt beraten und die Chance auf lebenslang adäquate Vorsorge bieten, sind seit Draghi die BAV, Versorgungswerke, Metall-Klinikrente, berufsbezogene Gruppenverträge etc. sichere Verlustbringer und aktuell nach allen Kosten, auch aus evtl. Haftungsgründen, sehr riskant.
Weshalb sonst ist das Versorgungswerk der Steuerberater in Schleswig-Holstein in Insolvenz und Riester nicht rentabel, eigentlich ein gutes, sozial gerechtes Modell, von der Politik zerstört.
Natürlich nicht von den Versicherern zu verantworten-vom Verbraucherschutz gefordert, der EU und in D umgesetzt, aber es wird mit Gewinnversprechen verkauft, die bisher und noch lange NICHT mehr zutreffen.
Ich kann alles Digital, mit dem besten Finanzplan und diversen Absicherungskonzepten erstellen, ausreichende Versorgung, wird man aktuell garantiert nur mit sehr hoher Rendite erzielen.
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