Salome Preiswerk, Geschäftsführerin und Co-Gründerin von Whitebox © Whitebox
  • Von Andreas Harms
  • 03.03.2023 um 12:24
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In der Geldanlage gibt es das Phänomen des „Home Bias“ – Anleger kaufen lieber heimische als ausländische Aktien. Wie viel das die deutschen Anleger kostet, hat jetzt die digitale Vermögensverwaltung Whitebox errechnet. Denn deutsche Aktien sind offenbar nicht sonderlich rentabel.

Zuhause ist es doch am schönsten – was fürs Wohlbefinden stimmen mag, ist bei der Geldanlage keine gute Idee. Trotzdem steckt ein Großteil deutscher Anleger sein Geld nach wie vor in deutsche Aktien. „Home Bias“ nennt man dieses Phänomen, dass Anleger eben das bevorzugen, was ihnen nahesteht und was sie scheinbar gut kennen.

Anleger in Deutschland hat es jedoch seit 2018 fast 140 Milliarden Euro an zusätzlicher Rendite gekostet. Das hat der digitale Vermögensverwalter Whitebox im Rahmen seines „Whitebox Rendite Radars“ errechnet. Denn ausländische Aktien hätten deutschen Anleger in dieser Zeit eine beinahe achtmal so hohe Rendite beschert wie deutsche. Für die Studie nutzte Whitebox die Datenbank BC Investment Data von Barkow Consulting.

Dazu einige Zahlen: Deutsche Anleger steckten in den vergangenen fünf Jahren rund 58 Milliarden Euro in deutsche Aktien und nur 52 Milliarden Euro in ausländische. Die deutschen Titel brachten 1,8 Prozent Rendite pro Jahr, die ausländischen hingegen 11,8 Prozent. Von der globalen Wirtschaftsleistung fallen jedoch nur 4,4 Prozent auf Deutschland, das wäre somit eine eher angemessene Gewichtung im Depot.

Salome Preiswerk, Geschäftsführerin und Co-Gründerin von Whitebox erklärt: „Deutsche Anleger haben mit ihren Aktieninvestments seit 2018 Kursgewinne von insgesamt 31 Milliarden Euro erzielt. Diese unterteilen sich in Kursgewinne von 62 Milliarden Euro mit ausländischen Titeln und deutsche Aktien mit kumulierten Kursverlusten von 31 Milliarden Euro. Trotzdem bestehen die Depots der Deutschen immer noch zu 54 Prozent aus deutschen Aktien.“

Der „Rendite Radar“ zeigt außerdem, was für ein heftiges Finanzmarktjahr 2022 wirklich war – weil eben nicht nur Aktien, sondern auch alle möglichen Anleihemärkte verloren. Privatanleger mussten auf ihre Anlagen 337 Milliarden Euro Verluste hinnehmen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnung 1999 und fast dreimal so viel wie im Finanzkrisenjahr 2008. Laufende Erträge aus Zinsen und Dividenden sind hierbei schon verrechnet, die reinen Kursverluste betragen nämlich sogar 421 Milliarden Euro.

Finanzerträge deutscher Privatanleger nach Jahren und Halbjahren (Quelle: BC Investment Data, Whitebox)
Finanzerträge deutscher Privatanleger nach Jahren und Halbjahren (Quelle: BC Investment Data, Whitebox)

Aber was soll’s? Die Deutschen haben nach wie vor jede Menge Cash in Vorhalte. Laut Studie beträgt der aktuelle Bestand 36 Prozent der gesamten Anlagen, während Aktien nur auf 12 und Fonds auf 11 Prozent kommen. Dass das keine sonderlich gute Aufteilung ist, zeigen weitere Zahlen und die folgende Grafik. Denn Einlagen brachten seit 2018 nur insgesamt 5 Prozent Ertrag, nur Anleihen liefen noch schlechter. Aktien hingegen fuhren 58 Prozent ein.

Finanzerträge und Finanzanlagen deutscher Privatanleger (Quelle: BC Investment Data, Whitebox)
Finanzerträge und Finanzanlagen deutscher Privatanleger (Quelle: BC Investment Data, Whitebox)
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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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