Pfefferminzia-Redakteur Andreas Harms © Pfefferminzia
  • Von Andreas Harms
  • 19.07.2023 um 16:19
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Jetzt könnte wirklich das kommen, was sich Pfefferminzia-Redakteur Andreas Harms schon seit Jahren wünscht: Mehr Möglichkeiten, um fürs Alter vorzusorgen. Zumindest die Fokusgruppe Altersvorsorge deutet das mit ihren Vorschlägen an. Warum die Versicherungsbranche enttäuscht ist, liegt auf der Hand – doch sie hat allen Grund dazu, den Wettbewerb selbstbewusst anzunehmen.

Ich weiß nicht mehr, wann es war. Aber eines Tages teilte mir mein Versicherer mit, dass er sich aus dem deutschen Markt zurückzieht. Ich hatte bei ihm eine fondsgebundene Rentenversicherung und landete damit auf einer Run-off-Plattform. Nun ist das nicht gleich das Ende meiner Altersvorsorge, aber irgendwie mistig fand ich das schon. Niemand geht gern auf’s Abstellgleis.

Sollte ich kündigen und woanders neu abschließen? Zu teuer. Sollte ich widersprechen? Geht nicht. Sollte ich stilllegen und einen neuen Vertrag abschließen? Hm.

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Aber warum ist es so schwierig? Warum kann ich nicht einfach mit Fonds fürs Alter sparen, wie ich will? Warum muss ich immer den Umweg über eine Police gehen, wenn mir nicht irgendwann mein Sparerfreibetrag um die Ohren fliegen soll? Schließlich reden wir ja mit fortschreitendem Alter im Idealfall über sechsstellige Summen. Da kann schon eine einzige Umschichtung steuerlich kräftig ins Kontor hauen. Schließlich wird auf Dividenden, Zinsen, Ausschüttungen und Kursgewinne – also eigentlich auf alles – Abgeltungsteuer fällig. Auf Fondspolicen nicht. Ist doch voll ungerecht.

Jetzt – Jahre später – könnte es dann doch endlich kommen: Das Altersvorsorgedepot oder auch Fondsspardepot. Schön den dicken Stempel „Vorsorge“ draufgepappt, für Entnahmen gesperrt und steuerfrei bis zur Rente. Bei meiner Hausbank. Zumindest hält die Fokusgruppe private Altersvorsorge so etwas für eine adäquate Vorsorgeform. Mein Warten könnte ein Ende haben.

Niemand mag neue Konkurrenz

Es ist völlig logisch, dass die Versicherungsbranche davon nicht begeistert ist. Niemand mag es, wenn ein neuer Konkurrent einem das Feld streitig macht, das man jahrelang ungestört beackern konnte. In diesem Fall ist es die Investmentbranche. Insofern lässt sich die Enttäuschung nachvollziehen.

Die Argumente hingegen nicht so ganz. So wirft der Versichererverband GDV der Fokusgruppe vor, sie würde die Bedeutung lebenslanger Renten und Mindestgarantien unterschätzen. Wirklich? Kann es nicht auch sein, dass der GDV Mindestgarantien auch jahrelang überschätzt hat? Und die Kosten für solche Garantien verharmlost? Hat schon irgendwann mal ein Sparer mit einer 30 Jahre laufenden Fondspolice ohne Garantie einen Verlust eingefahren? Den Vertrag würde ich gerne sehen. An den Aktienmärkten hat es dann jedenfalls nicht gelegen. Garantien sind für den Kopf sinnvoll, gar kein Zweifel, aber nicht fürs Portemonnaie.

Außerdem wird Vorsorge auch mit festen Renditen und Garantien nicht wirklich planbar. Denn wie insbesondere die vergangenen Jahre gezeigt haben, steht damit noch lange nicht fest, was sich Sparer dann von ihrer Vorsorge kaufen können. Die zukünftige Inflationsrate lässt sich nun mal wirklich nicht garantieren, auch wenn man das noch so sehr will. Jeder, wirklich jeder spart immer erst einmal ins Blaue.

Garantien werden ja nicht verboten

Ein zweiter Punkt ist, dass die Fokusgruppe ja Garantien gar nicht verbieten, sondern einfach nur nicht mehr zur Pflicht machen will. Das ist ein Unterschied. Für die Versicherungsbranche ändert sich also eigentlich gar nichts. Sie kann ihre Stärken nach wie vor ausspielen. Wer Wert auf Sicherheit legt, kann noch immer ohne Probleme Produkte mit Garantien bekommen.

Unterm Strich will die Fokusgruppe die Menschen also weniger bevormunden als vorher – und wer aus der Wirtschaft kann das eigentlich nicht mögen? Die Vorschläge versprechen mehr Möglichkeiten, mehr Wahlrechte, mehr Varianten – und weniger Gängelei. Und das ist längst überfällig.

Was hingegen tatsächlich ein Problempunkt ist, ist die Sache mit der lebenslangen Rente. Schließlich ist das Risiko wirklich nicht zu unterschätzen, dass man länger lebt als das Geld reicht. Ja gut, eine Fingerhut-Kaltschale könnte helfen, aber die will auch nicht jeder.

Was ist, wenn Neurentner ihr Vermögen auf den Kopf hauen?

Die Fokusgruppe will es deutlich vereinfachen, dass man das Vorsorgevermögen gleich zum Rentenbeginn entnimmt. Ein verantwortungsvoller Rentner könnte es dann abheben und zu einem Versicherer tragen, der es ihm lebenslang verrentet. Ich möchte den sehen, der das ablehnt. Aber viele könnten es auch auf den Kopf hauen – und dann trotz Vorsorge am Hungertuch nagen.

Wie man solche Fehlentwicklung eindämmen kann, wird noch zu klären sein. Die Steuerkeule oder bestimmte Kriterien könnten dabei helfen. Außerdem könnte es passieren, dass sich Investmentunternehmen Versicherer als Partner ins Boot holen, um ebenfalls lebenslange Renten anzubieten. Wer weiß? Ich zumindest habe das Gefühl, dass sich in Deutschland endlich mal was in die richtige Richtung bewegt.

Meine Fondspolice bespare ich immer noch. Aber sollte das Fondsspardepot wirklich kommen, werde ich sie stilllegen und meine Vorsorgeform wechseln.

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare
Rolf-Peter Falk
Vor 1 Jahr

Mein lieber Herr Harms, ohne zu wissen was da geschieht sollte Ihr Rat nicht einfach so erfolgen, denn es gibt wesentlich besseres, schon jetzt, als diese Wundertüte Fondsspardepot. Das lässt sich ganz locker beweisen.

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Rolf-Peter Falk
Vor 1 Jahr

Mein lieber Herr Harms, ohne zu wissen was da geschieht sollte Ihr Rat nicht einfach so erfolgen, denn es gibt wesentlich besseres, schon jetzt, als diese Wundertüte Fondsspardepot. Das lässt sich ganz locker beweisen.

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