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Der frühere Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) bei einem Interview. © dpa/picture alliance
  • Von Redaktion
  • 20.03.2017 um 10:59
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lesedauer Lesedauer: ca. 01:25 Min

Riester-Erfinder Walter Riester spricht im Interview über die Schädlichkeit der dauernden Kampagnen gegen die Riester-Rente, über eine obligatorische Vorsorge und die Rolle, die er sich für die örtlichen Finanzämter wünscht.

Pfefferminzia: 15 Jahre ist die Riester-Rente nun alt, und die Zahl der Neuabschlüsse stagniert seit einiger Zeit. Gibt es eine Riester-Müdigkeit?

Walter Riester: Das allergrößte Problem der Riester-Rente sind die Kampagnen, die immer wieder gegen diese Form des Vorsorgesparens geführt werden, und die die Menschen verunsichern. Berichte etwa, dass die Riester-Rente sich nicht lohne und gescheitert sei. Das ist Blödsinn. Es gibt keine andere Form des Sparens, die so hoch gefördert wird wie die Riester-Rente.

Haben Sie hier ein Beispiel?

Ja, klar. Nehmen wir eine alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern. Sie muss nur den Pflichtbeitrag von 60 Euro pro Jahr bezahlen. Dafür bekommt sie pro Kind 300 Euro Kinderzulage und für sich selbst 154 Euro Grundzulage. Das sind 754 Euro Zulagen bei 60 Euro eigenem Sparbeitrag. Weit über 95 Prozent des Sparvolumens kommen also durch die staatliche Unterstützung.

Bei einer Familie mit Durchschnittsverdiener mit 35.000 Euro liegt die Förderung immer noch bei etwa 70 Prozent, und selbst der gutverdienende Single schafft durch Steuererstattungen eine Förderquote von 44 Prozent.

Allen Kritikern halte ich entgegen, dass die Riester-Rente es immerhin geschafft hat, 16,5 Millionen Menschen freiwillig dazu zu bringen, fürs Alter vorzusorgen. Das ist gigantisch viel. Ich würde daher nicht von einer Riester-Müdigkeit sprechen, sondern eher von einem gewissen Sättigungsgrad. Darum müsste man jetzt an bestimmten Stellschrauben drehen, um die Verbreitung weiter zu erhöhen.

An welchen?

Ich wollte eigentlich gleich von Anfang an die Riester-Rente zu einer obligatorischen Vorsorge machen. Leider habe ich damals keine Mehrheit dafür gewinnen können. Ich halte aber nach wie vor ein freiwilliges Sparen für die Altersvorsorge für nicht ausreichend.

Die Rücklagenbildung fürs Alter kollidiert nämlich immer mit aktuellen Wünschen oder Verpflichtungen der Menschen. Deshalb ist das obligatorische ergänzende Vorsorgesparen so wichtig. Ich wollte damals außerdem, dass das örtliche Finanzamt sich um die Förderung kümmert.

Warum?

Die Finanzämter haben alle nötigen Daten. Sie kennen das Vorjahreseinkommen, sie wissen, ob die Sparer verheiratet sind, wie viele Kinder sie haben und so weiter. Auch dieser Vorschlag ging damals aber leider nicht durch. Deswegen haben wir jetzt die Zulagenstelle, die für wesentlich mehr Bürokratie sorgt.

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