- Von Lorenz Klein
- 27.11.2020 um 16:07
Ein Single zahlt 2021 bis zu 2.000 Euro weniger Steuern und Abgaben als 2017. Eine Familie mit zwei Kindern hat bis zu 4.500 Euro mehr zum Leben – mit dieser finanziellen Entlastung können die Bürger laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) rechnen (Download hier).
„Die deutschen Steuerzahler werden 2021 entlastet wie seit Jahren nicht“, fassen die Autoren der Studie zusammen. Denn neben der teilweisen Abschaffung des Solis werde auch die Einkommensteuer angepasst. So gleiche die Bundesregierung, wie schon in den vergangenen Jahren, die kalte Progression aus. Darunter versteht man den Effekt, der entsteht, wenn Lohnerhöhungen durch die Inflation und die steigenden Einkommenssteuersätze aufgefressen werden.
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Bis zu 4.500 Euro Entlastung für Familien
Ebenfalls erfreulich aus Sicht von Familien: Sowohl das Kindergeld als auch der Kinderfreibetrag werden erhöht. Insgesamt stehe eine Steuer- und Abgabenentlastung zu Buche, die höher ist als von 2017 bis 2020 zusammen, so die Autoren der IW-Studie.
Demnach zahlen Singles bei gleichbleibendem Einkommen im kommenden Jahr bis zu 2.000 Euro weniger Steuern und Abgaben als noch zu Beginn der aktuellen Legislaturperiode 2017. Alleinerziehende mit einem Kind hätten künftig bis zu 3.000 Euro mehr zum Leben, eine Familie mit zwei Kindern sogar bis zu 4.500 Euro.
Dabei gilt: Die Höhe der Entlastung ist abhängig vom jeweiligen Einkommen. „Gerade in der Corona-Krise, in der viele Arbeitnehmer Einkommenseinbußen hatten, kommt die Erleichterung wie gerufen“, kommentiert IW-Steuerexperte Martin Beznoska die finanzpolitischen Entscheidungen.
Mehr Netto „dank“ Corona
Die Abschaffung des Solis mache dabei den größten Teil der Entlastung aus. Doch auch die im Zuge der Corona-Krise geringeren Lohnsteigerungen tragen laut IW dazu bei, dass Arbeitnehmer mehr Netto vom Brutto haben. Denn die kalte Progression werde „überkompensiert“, heißt es. Was dahinter steckt, erklärt das IW so:
„Wessen Gehalt stärker steigt als die Inflation, zahlt trotz des Progressionsausgleichs einen höheren Steuersatz. Doch 2021 werden die Löhne voraussichtlich nur um 0,5 Prozent steigen und die Inflation wird niedriger sein als von der Bundesregierung für die Berechnung der kalten Progression angenommen. Da Lohnerhöhung plus Inflationsrate geringer ausfallen als die von der Bundesregierung festgelegte Verschiebung des Einkommensteuertarifs, kommt es 2021 zu keiner Steuermehrbelastung.“
IW hält Einkommenssteuerreform für „dringend nötig“
Gleichwohl kritisieren die IW-Wissenschaftler, dass die Entlastung nicht darüber hinwegtäuschen könne, dass die große Koalition eine Einkommenssteuerreform abermals verpasst habe. An den Grundproblemen habe sich daher nichts geändert: Der sogenannte Mittelstandsbauch belaste niedrige und mittlere Einkommen überproportional und mindere Anreize, mehr zu arbeiten. Und: Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent werde seinem Namen nicht gerecht, da ihn breite Bevölkerungsschichten zahlten.
Die Forderung der Autoren: „Nach der Bundestagswahl muss die neue Bundesregierung die Einkommenssteuerreform dringend anpacken.“
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