Rolf Tilmes ist Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Boards Deutschland (FPSB Deutschland). © FPSB Deutschland
  • Von Juliana Demski
  • 02.09.2020 um 13:49
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Im Gegensatz zu vielen Privatanlegern sind Family Offices und deren wohlhabende Kunden bisher meist gut durch die Corona-Krise gerutscht. Das Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland erklärt, woran das liegt – und was sich Privatanleger bei der Aktienanlage von Family Offices abgucken sollten.

Mangelnde Diversifikation, prozyklisches Verhalten, Selbstüberschätzung – das sind die laut dem Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland häufigsten Fehler von Privatanlegern. Laut einer Untersuchung im Auftrag der Zeitschrift „Finanztest“ aus dem Jahr 2017 gingen Kleinsparern zwischen 2005 und 2015 durch solche Anlegerfehler mehr als 5 Prozent Rendite pro Jahr verloren. Es sei kaum verwunderlich, „dass Anleger hierzulande von der Aktie als Geldanlage immer wieder enttäuscht sind“, sagt FPSB-Deutschland-Chef Rolf Tilmes – umso mehr sollten sie sich deshalb an Finanzprofis orientieren.

Dafür könne sich ein Blick in den „Global Family Office Report 2020“ lohnen, schreibt das FPSB Deutschland:

Dieser basiert auf Interviews mit 121 der größten Family Offices in der Welt, bei denen der maximale Verlust im ersten Quartal 2020 – trotz Corona – bei durchschnittlich 13 Prozent lag. Family Offices kümmern sich unter anderem um die Geldanlage millionen- oder milliardenschwerer Familien. Zudem gaben laut FPSB-Informationen 77 Prozent an, dass sich ihre Portfolios im Zeitraum bis Mai im Einklang mit den anvisierten Zielvorgaben entwickelt haben oder diese sogar übertrafen.

Diese Krisensicherheit begründet das FPSB Deutschland unter anderem mit der „breiten Diversifikation“. Heißt: Family Offices nutzen ein bereites Anlagespektrum – darin seien traditionelle Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Cash, aber auch alternative Investments wie Private Equity oder Immobilien vertreten.

„Eine solche breite Streuung, die idealerweise auf die individuellen Bedürfnisse eines Investors zugeschnitten ist, ist zunächst einmal eine robuste Grundlage, um einerseits schwierige Phasen zu überstehen und um andererseits eine ausreichende Rendite zu erzielen, womit sich das Kapital zumindest real, also nach Abzug von Inflation, erhalten lässt“, erklärt Tilmes.

Eine Zielstruktur entwickeln

In den Augen der FPSB-Experten bedeutet das: Im Rahmen einer ganzheitlichen Beratung gelte es, in einem ersten Schritt für Privatanleger das gesamte Vermögen in einer Vermögensbilanz aufzunehmen. In Verbindung mit den Wünschen und Zielen sollte der Berater dann eine „ganzheitliche strategische Zielstruktur“ entwickeln, die als Grundlage und Benchmark künftiger Anlageentscheidungen dienen könne.

Speziell in dieser Krise nutzten Family Offices zudem ein rasches „Portfolio-Rebalancing“ – also die Rückkehr des Investors zu seiner ursprünglichen, langfristigen Vermögensaufteilung. Das FPSB Deutschland nutzt folgendes Beispiel zur Veranschaulichung: „Angenommen Aktien haben einen Portfolio-Anteil von 30 Prozent. Als die Aktienmärkte im Februar und März in die Tiefe rauschten, nahm folglich auch der Anteil der Aktien am Portfolio ab – vielleicht auf 20 Prozent. Um also wieder auf die ursprüngliche Allokation zu kommen, muss der Anleger nun eine gut gelaufene Anlageklasse verkaufen und dafür Aktien zu tieferen Kursen nachkaufen.“

Dazu Tilmes:

„Auch wenn Family Offices und deren Mitarbeiter als absolute Finanzprofis gelten, bleibt dies Privat- oder Kleinanlegern mit weniger großem Vermögen nicht verschlossen.“ Trotzdem: „Zum einen müssen Sie bedenken, dass es heute eine Vielzahl an Finanzprodukten gibt, die auch dem weniger vermögenden Endkunden die unterschiedlichsten Anlageklassen erschließen, womit jeder sein Portfolio passend diversifizieren kann. Zum anderen ist für jeden ein Rebalancing seines Portfolios möglich.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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