Das globalisierungskritische Netzwerk Attac protestiert im Oktober 2017 mit einer Plakataktion gegen den Kauf von Büchern über den Online-Versender Amazon. Noch ist es Zukunftsmusik, ob Amazon auch den Versicherungsmarkt revolutionieren wird. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 14.11.2017 um 10:21
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Im Markt wurde schon viel über ein mögliches Amazon der Versicherungsbranche spekuliert – nun deutet sich an, dass der Onlinehändler höchst selbst diese Rolle übernehmen könnte. Einem Medienbericht zufolge soll es dabei zunächst nur um Versicherungen im Zusammenhang mit Amazon-Produkten und -Dienstleistungen gehen – doch das könnte nur der Anfang sein.

In den Netzwerken Linkedin und „Where Women Work“ soll der Onlinehändler Amazon mit Anzeigen um Versicherungsexperten für den Standort London buhlen, wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet. Dabei seien unter anderem auch deutsche Sprachkenntnisse gefragt.

„Amazons Zurückhaltung bei Versicherungen ist offenbar Geschichte“, mutmaßt SZ-Autor Herbert Fromme. Demnach plane das Unternehmen, die Kundenerfahrung aus Produktversicherungen neu zu definieren und wolle dabei „disruptiv verändern“, wie die Policen gekauft und verkauft werden, berichtet die Zeitung auf Basis der Annoncentexte.

Produktversicherungen, die zusammen mit hochwertigen Geräten verkauft werden, können laut SZ sehr lukrativ sein. Bei jüngeren Leuten rücken sie bereits oft an die Stelle von traditionellen Hausratdeckungen. Zudem gelten Produktversicherungen als ideal für die Kundenbindung. Denn auf Basis der gesammelten Daten kann ein Anbieter seinen Kunden weitere Angebote machen.

„Amazon verfügt über genaueste Kenntnisse über seine Kunden und ist in einer exzellenten Position, sie auch im Versicherungsmarkt zu Geld zu machen“, schreibt Fromme – und genau das mache den Vorstoß so bedrohlich für die traditionellen Anbieter.

Autos oder Häuser bei Amazon versichern? Für jeden fünften Briten eine Option

Der Vorstoß werde nicht auf produktbezogene Versicherungen beschränkt bleiben, erwartet die Versicherungsanalystin Patricia Davies von Global Data in London. „Das wird eine echte Bedrohung“, sagte sie der Zeitung. Amazon biete „klare, transparente Dienstleistungen wie die Möglichkeit, ein Paket nachzuverfolgen, die Lieferung am nächsten Tag, eine eindeutige Rückgabepolitik und die Kundenbesprechungen von Produkten“, so Davies weiter. Die Versicherungsbranche sei hingegen „weit davon entfernt, diese Art Kundenvertrauen und Transparenz zu erreichen“.

Mögliches Szenario: Die Versicherer könnten aus dem Markt gedrückt und in die Rolle eines reinen Zulieferers gebracht werden, wenn Amazon nicht selbst das Versicherungsrisiko übernehmen wolle.

Interessant ist dabei, dass die Zeitung auf eine Kundenbefragung von Global Data zu Versicherungen verweist. Ergebnis: Knapp fünf von zehn britischen Befragten (18 Prozent) können sich demnach vorstellen, ihre Autos oder Häuser bei Amazon zu versichern.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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