Walter Riester im Februar 2019 bei einem Fernsehauftritt bei Markus Lanz im ZDF. © picture alliance / rtn - radio tele nord | rtn, ulrike blitzner
  • Von Lorenz Klein
  • 07.07.2021 um 17:49
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„Hat Ihre Reform Carsten Maschmeyer und Reinfried Pohl gestützt?“, will die F.A.Z. von Walter Riester wissen. In einem großen Interview verteidigt der ehemalige SPD-Arbeitsminister die Riester-Rente gegen Kritik, beharrt auf Garantien in der Altersvorsorge – und sagt, wie die Riester-Rente heute mehr als 40 Millionen Sparer hätte haben können.

Was wäre passiert, wenn die Riester-Rente zu ihrem Start vor 20 Jahren ein Obligatorium verpasst bekommen hätte? Dann gäbe es heute nicht 16,5 Millionen, sondern mehr als 40 Millionen Riester-Sparer, gibt sich Walter Riester im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (kostenpflichtig) überzeugt.

„Aber als das Obligatorium nicht durchzusetzen war, musste ich eine Vertriebsunterstützung der Finanzwirtschaft einbeziehen“, schildert der ehemalige SPD-Bundessozialminister und Namenspatron der Riester-Rente rückblickend. Wäre es anders gekommen, hätte man „keine Vertriebsunterstützung von der Finanzwirtschaft gebraucht. Sie hätten gern werben können – so wie in der Kfz-Versicherung, wo es eine Pflicht und verschiedene Produkte gibt“, so Riester.

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Im Interview nimmt der Sozialdemokrat auch zu dem Vorwurf Stellung, wonach er mit seiner Reform Finanzvertriebe reich gemacht und „Multimillionäre wie Carsten Maschmeyer und Reinfried Pohl gestützt“ hätte?

„Nein“, stellt Riester klar. „Entgegen den öffentlichen Äußerungen aus der Versicherungswirtschaft war das lange Zeit kein Produkt, mit dem sie reich geworden sind.“ Zu den Riester-Anbietern hätte er damals gesagt, dass „der echte Wert des Produktes“ darin liege, dass es ein „Ankerprodukt“ sei. „Wer sich auf einen Vertrag einlässt, den hat man bis zu 40 Jahre als Sparer. Ein guter Vertriebsmann ruft mindestens einmal im Jahr an und fragt, ob etwas geändert werden muss“, fügt Riester hinzu.

„Deshalb ärgere ich mich so“

Zugleich betonte der 77-Jährige, dass er die schwedische Regelung schon immer für gut befand, wonach Arbeitnehmer 2 Prozent des Bruttoeinkommens als verpflichtende zusätzliche Kapitaldeckung vereinbaren müssen. „Deshalb ärgere ich mich so, dass mir seit über einem Jahrzehnt Verbraucherschützer vorwerfen, ich hätte das für die Versicherungswirtschaft gemacht. Richtig ist, dass wir für eine Absicherung des Langlebigkeits-„Risikos“ eine Versicherungslösung brauchen. Ich wollte aber auch Fonds und Banksparverträge einbeziehen.“

„Der wahre Kern kommt nicht mit der wahren Erkenntnis“

Auch zur Petition „Stoppt Riester! Rettet die Altersvorsorge“, die jüngst von drei Verbraucherschutzverbänden medienwirksam vor dem Kanzleramt vorgestellt wurde, nahm Riester Stellung – und räumte Überaschendes ein: So bejahte er die Frage, ob die Initiative „einen wahren Kern“ habe – relativierte dies jedoch mit dem Folgesatz: „Aber der wahre Kern kommt nicht mit der wahren Erkenntnis.“ Denn zwei der drei Verbraucherschutzverbände würden Riester zufolge von Vorsitzenden geführt, „die als Abgeordnete der Grünen die obligatorische Einführung der Sparförderung ablehnten. Vor allem dies löste dann die kritisierten hohen Vertriebskosten aus“.

Weiter erklärte Riester, dass die Finanzwirtschaft zwar „kein gutes Image“ habe, jedoch sei die Versicherung als Produkt „unverzichtbar“. „Wir können mit ihr Lebensrisiken in der Versichertengemeinschaft abdecken“, betonte er. Auf die Frage des F.A.Z.-Redakteurs, ob er auch weiterhin eine Verrentung und eine Garantie zur Pflicht machen würde – obwohl es die Verrentungspflicht den Versicherern ermöglicht habe, „mit nicht nachvollziehbaren Sterbetafeln zu arbeiten“, entgegnete Riester: „Ja. Ich halte eine Abkehr von Garantie und Verrentung für falsch. Bei der über Steuermittel geförderten ergänzenden Rente geht es eben nicht um eine Sparförderung mit freier Verwendung.“

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Jahren

Wenn Verbraucherschützer, Verbraucher schützen wollen, dann ist es höchste Zeit das Sie sich schleunigst um die fehlende Rückstellung von 3 Billionen Euro bei den Beamten/Politiker/Richterpensionen kümmern. Ist halt ei Betrag den Selbstprofiteure leicht übersehen können. Dann auch noch den Staat für die Rentenzusatzvorsorge ins Spiel zu bringen ist der Gipfel der Frechheit.
Wen 4% Provision für Makler unzumutbar sind, was sind dann 40% Pensionskosten? Angestellte zahlen 18,6 % , Beamte die früher in Pension gehen, länger leben und die doppelte Versorgung bekommen, in erfolgreichen Staaten wie in A, CH und NL-bei doppelter Rente für alle längst abgeschafft, sind schlicht anachronistisch und unfinanzierbar. Bemerkt niemand von den Grünen-Untersuchung dringend angeraten. Rächer für dumbe Medien, mit null Ahnung der Sachverhalte

Gerhard Göddecke
Vor 3 Jahren

Erst erfindet Riester diese RiesterRente. Anschließend füllt er sich die Taschen mit Vorträgen bei AWD-Maschmeyer-DVAG (Pohl-Bohl-Kohl) sowie Union-Invest. Da er kurze Zeitspäter aus dem Bundestag ausgeschieden ist, braucht niemanden Rechenschaft abzulegen. Errinnert mich an die Masken-Schmiergelder von CDU/CSU. Steuerehrlichkeit attstiere ich allerdings dem Herrn Riester.

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Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Jahren

Wenn Verbraucherschützer, Verbraucher schützen wollen, dann ist es höchste Zeit das Sie sich schleunigst um die fehlende Rückstellung von 3 Billionen Euro bei den Beamten/Politiker/Richterpensionen kümmern. Ist halt ei Betrag den Selbstprofiteure leicht übersehen können. Dann auch noch den Staat für die Rentenzusatzvorsorge ins Spiel zu bringen ist der Gipfel der Frechheit.
Wen 4% Provision für Makler unzumutbar sind, was sind dann 40% Pensionskosten? Angestellte zahlen 18,6 % , Beamte die früher in Pension gehen, länger leben und die doppelte Versorgung bekommen, in erfolgreichen Staaten wie in A, CH und NL-bei doppelter Rente für alle längst abgeschafft, sind schlicht anachronistisch und unfinanzierbar. Bemerkt niemand von den Grünen-Untersuchung dringend angeraten. Rächer für dumbe Medien, mit null Ahnung der Sachverhalte

Gerhard Göddecke
Vor 3 Jahren

Erst erfindet Riester diese RiesterRente. Anschließend füllt er sich die Taschen mit Vorträgen bei AWD-Maschmeyer-DVAG (Pohl-Bohl-Kohl) sowie Union-Invest. Da er kurze Zeitspäter aus dem Bundestag ausgeschieden ist, braucht niemanden Rechenschaft abzulegen. Errinnert mich an die Masken-Schmiergelder von CDU/CSU. Steuerehrlichkeit attstiere ich allerdings dem Herrn Riester.

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