Steffen Liebig ist Business Development Manager Strategic Relationships bei Standard Life. © Standard Life
  • Von Oliver Lepold
  • 15.12.2025 um 10:45
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Die Rentendiskussion ist aktuell in aller Munde. Wie geht die Ruhestandsplanung damit um? Steffen Liebig, Business Development Manager Strategic Relationships bei Standard Life, schildert die Perspektive eines Maklerversicherers.

Pfefferminzia: Welche Rolle spielt die gesetzliche Rente im Rahmen der Ruhestandsplanung? 

Steffen Liebig: Sie spielt eine sehr wichtige Rolle, sie ist das Einkommensfundament im Alter für alle Angestellten, Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Natürlich reicht dieser Grundstock nicht aus, um die Ausgaben im Ruhestand zu decken. Die grundsätzliche Bedeutung als Anker wird aber weiterhin bleiben. 

Wie hilfreich ist die digitale Rentenübersicht, in der gesetzliche und private Rentenansprüche angezeigt werden, für die Beratung? 

Liebig: Die Idee an sich ist gut. Da wir aber in Deutschland sehr hohe Anforderungen an Datensicherheit haben, ist die Registrierung kompliziert, daher tun sich nur wenige Menschen diesen Aufwand an. Da sehe ich noch viel Optimierungspotenzial. In der Ruhestandsplanung wird die digitale Rentenübersicht durchaus genutzt, die Berater helfen ihren Kunden mit der Anwendung, damit sie leichter einen Überblick über alle Grundeinkünfte im Alter erhalten. Ein Herzstück der Ruhestandsplanung ist schließlich die Aufsummierung aller möglichen Geldeinkommensarten gegenüber den erwarteten Ausgaben im Alter. 

Angezeigt werden dort auch ablaufende Lebensversicherungen. Warum wählen viele Menschen immer noch die Kapitalauszahlung statt einer lebenslangen Rente?

Liebig: Weil Kunden die Wertigkeit der Rente ohne qualifizierte Beratung überhaupt nicht einschätzen können. Die Rente ist eben kein Renditeprodukt, sondern pure Absicherung. Das verwechseln viele Menschen. Ähnlich wie Sie sich gegen Berufsunfähigkeit absichern können, dient eine Leibrente der lebenslangen Absicherung im Alter. Und die meisten Kunden unterschätzen ihre Lebenserwartung. Wenn das Kapital direkt ausgezahlt wird, wird erfahrungsgemäß ein Großteil nicht zur Alterssicherung genutzt, sondern fließt in andere Kanäle. Dabei ist eine ablaufende Lebensversicherung ideal, um die Ruhestandsplanung zu ergänzen. Wichtig ist, dass nur genau so viel Rente wie benötigt geplant wird. Der Rest des Kapitals sollte weiter investiert bleiben und den Wohlstand absichern.

Die Open Market Option ist das Recht des Versicherungsnehmers, sich zum Rentenbeginn einen anderen Versicherer für die Auszahlphase auszuwählen. Welche Rolle spielt diese Option in der Ruhestandsplanung? 

Liebig: Wer heute eine Basisrente abschließt, bindet sich bis zum Lebensende an einen Versicherer. Das können 60 Jahre und mehr sein. Was bringt mir heute das günstigste Basisrentenversicherungsprodukt, wenn es mir mit 67 eine schlechte Rente bringt?
Auch bei den Versicherern gibt es über eine so lange Zeit Höhen und Tiefen. Es ist daher für Kunden attraktiv, wenn sie zu Rentenbeginn mit ihrem angesparten Kapital flexibel zu dem Versicherer wechseln können, der dann die aktuell die höchste garantierte Rente im Markt anbietet. Leider bieten neben Standard Life bisher kaum Versicherer die Open Market Option an. Die meisten wollen ihre Kunden ein Leben lang an sich binden. 

Wie sind Ihre praktischen Erfahrungen damit?

Liebig: Wir haben diese Option seit vielen Jahren inkludiert und hatten in der Vergangenheit Phasen, wo wir im Marktvergleich eine niedrigere Verrentung hatten und viele Kunden zu Rentenbeginn verloren haben. Aktuell gehört unsere Rente jedoch zu den attraktivsten im Markt.  Die überwiegende Mehrheit der Kunden bleibt nun bei uns und wir erhalten von den wenigen anderen Versicherern mit Open Market Option auch Übertragungen. Ich würde es begrüßen, wenn der Gesetzgeber im Sinne eines transparenten Wettbewerbs die Open Market Option in der Basisrente verpflichtend machen würde. Wenn klar wäre, dass alle Versicherer am Ende auf den Prüfstand gestellt werden, würden sich viele mehr Mühe geben mit dem Produkt und nicht mehr Kosten aus der Aufschub- in die Rentenphase oder den Rentenübergang legen. 

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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