Die Teilnehmer an der Diskussionsrunde in Dortmund (von links): Bernhard Rapp verantwortet bei Canada Life unter anderem das Produktmanagement und ist außerdem stellvertretender Deutschland-Chef des Versicherers; Guntram Overbeck leitet bei der Helvetia Lebensversicherung das Produktmanagement und ist Prokurist; Karen Schmidt ist Chefredakteurin von Pfefferminzia; Christian Nuschele leitet den Maklervertrieb der deutschen Niederlassung der Standard Life; Michael Hauer ist Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge- und Finanzplanung (IVFP). ©
  • Von Redaktion
  • 03.12.2014 um 16:18
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Das Niedrigzinsniveau spielt Anbietern von Fondspolicen in die Hände. Pfefferminzia versammelte einige Vertreter an einem Tisch und sprach mit ihnen über Garantien, Transparenz, Honorarberatung und den fehlenden Vorsorgewillen vieler Deutscher.

Pfefferminzia: In Maklerbefragungen zeigt sich, dass die Nachfrage nach Fondspolicen anzieht. Merken Sie das auch im Tagesgeschäft?

Bernhard Rapp: Ja, eindeutig. Wir haben 2014 bereits einen Zuwachs von etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Besonders gut läuft die betriebliche Altersversorgung, aber auch die anderen beiden Schichten sind klar besser als 2013. Wir sind zuversichtlich, dass im Jahresendgeschäft noch ein bisschen dazukommt.

Christian Nuschele: Wir sehen eine ähnliche Entwicklung. Seit Mitte 2012 verzeichnen wir deutliche Zuwachsraten bei unseren Fondspolicen – aktuell liegen wir dort bei einem Neugeschäftsanteil von 23 Prozent, in Österreich sind es sogar 40 Prozent.

Guntram Overbeck: Was wir feststellen, ist, dass die Fondspolice zwar gewünscht ist, weil klassische Rentenversicherungen im Niedrigzinsniveau und mit der anstehenden Rechnungszinssenkung nicht mehr viel bieten, aber Sicherheit immer noch vorgeht. Das heißt, die fondsgebundene Versicherung läuft – ihr Anteil am Neugeschäft liegt bei uns bei 70 Prozent. Aber die Kunden wählen immer einen Sicherheitsbaustein dazu.

Herr Hauer, wie ist Ihr Eindruck als objektiver Marktbeobachter – ist die Fondspolice in der aktuellen Niedrigzinsphase alternativlos?

Michael Hauer: Der Druck auf die klassischen Policen ist sehr hoch. Und dass der Geschäftsanteil von investmentorientierten Häusern dann steigt, ist auch klar. Aber schauen Sie sich mal das Gesamtbild an. Das ist wirklich traurig. Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands unter 2.000 Verbrauchern zeigt, dass der Anteil derer gestiegen ist, die keine private Altersvorsorge haben und auch keine planen. Von 22 Prozent im Jahr 2012 auf jetzt 30 Prozent. Knapp ein Drittel der Menschen in Deutschland hat also keine private Altersvorsorge und will hier auch nicht aktiv werden. Und da sage ich: Es wird kritisch. Natürlich haben manche Anbieter einen größeren Teil vom Kuchen. Aber der Kuchen an sich wird kleiner.

Woran liegt diese Altersvorsorge-Müdigkeit?

Hauer: Die niedrigen Zinsen spielen hier eine wichtige Rolle. Viele Verbraucher glauben, dass sich sparen für die Altersvorsorge nicht mehr lohnt. Das lesen sie zum Beispiel auch häufig in der Presse. Ich kann das nicht nachvollziehen. Bei niedrigen Zinsen muss man ja eigentlich mehr sparen, nur wissen das die Menschen offensichtlich nicht. Es macht einen nachdenklich, wenn ich höre oder lese, dass staatlich geförderte Produkte derzeit keinen Sinn ergeben. Diese Information widerspricht völlig den objektiven Tatsachen. Gerade in der Niedrigzinsphase ist eine staatliche Förderung wichtig. Gehen wir mal von einem Marktzins von 4 Prozent aus und einer staatlichen Förderung, die 2 Prozentpunkte ausmacht. Dann hat man insgesamt 6 Prozent Rendite. Davon macht die staatliche Förderung ein Drittel aus. Sinkt der Marktzins von 4 auf 2 Prozent, bleibt die staatliche Förderung aber gleich, habe ich insgesamt 4 Prozent Rendite, und die staatliche Förderung macht die Hälfte am Ergebnis aus. Je niedriger der Marktzins, desto mehr lohnt sich also die staatliche Förderung. Denn das ist der Hebel für meine Rendite. Wenn ich das nicht nutze, ist das keine kluge Entscheidung.

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