Julia Wiens, Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der Bafin © Bafin / Matthias Sandmann
  • Von Andreas Harms
  • 21.03.2024 um 13:21
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Auf dem GDV Insurance Summit machte die neue Versicherungsaufseherin der Bafin, Julia Wiens, klar, wo sie wichtige Probleme der Branche sieht. Es geht um Kapitalanlagen, Inflation, Immobilien und IT. Doch sie schickt auch eine klare Ansage in Richtung Vertrieb gegen Provision.

Die neue Versicherungsaufseherin der Bafin, Julia Wiens, hat ihre aktuellen Prioritäten abgesteckt. Demnach stehen die deutschen Versicherer zwar derzeit gut und vor allem stabil da. Doch das soll auch so bleiben, machte Wiens in einer Rede auf dem GDV Insurance Summit klar. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass die Bafin die Branche im Auge behalten werde.

Damit liegt sie ganz auf der Linie von Bafin-Chef Mark Branson, der seit Jahren daran arbeitet, die Finanzbranche an die regulatorische Kette zu legen. Kuschelkurs ist nicht mehr, das lässt auch Julia Wiens eindeutig durchblicken. Zu einigen einzelnen Themen:

Investments

Die Lebensversicherer haben den Zinsanstieg gut überstanden, so Wiens. Und sie seien bislang kaum gezwungen gewesen, stille Lasten aus Kursverlusten am Anleihemarkt realisieren zu müssen (mehr dazu lesen Sie hier). „Bislang können wir hier Entwarnung geben. Das Storno hat sich bisher nicht dauerhaft erhöht“, so Wiens.

Gleichwohl müssten Lebensversicherer aufpassen. Denn das erhöhte Zinsniveau können sie nur dann nutzen, wenn auch genügend neues Geld reinkommt. Doch weil die klassische Lebensversicherung an Bedeutung verliert, schrumpfen in manchen Häusern sogar die Sicherungsvermögen. Einfach umschichten ist wegen einerseits der stillen Lasten und andererseits zunehmend genutzten nicht-liquiden Anlagen (Private Equity, Private Debt und Immobilien) nicht so einfach. Wiens deshalb: „Kurzum: Als Lebensversicherer brauchen Sie heute ein richtig gutes Asset-Liability-Management.“

Inflation

Wiens glaubt, dass einige Versicherer von Höhe und Dauer der Inflation überrascht wurden. Weshalb dort die Kosten stärker stiegen als die Prämien. Als Beispiel nennt sie KFZ-Policen. Dauerhaft verlustträchtige Versicherungszweige seien aber nicht akzeptabel. Weshalb es richtig sei, die Prämien zu erhöhen. „Aber wird das ausreichen? Wir werden hier weiter ganz genau hinsehen“, kündigt Wiens an.

Immobilien

Zunächst die gute Nachricht. Auch wenn Versicherer der pleitegegangenen Immobiliengruppe Signa Geld geliehen oder sich an Projekten beteiligten hatten, gefährdet das laut Wiens nicht ihre Risikotragfähigkeit. Die Branche soll das aber als Warnsignal verstehen und ein Auge auf ihre Kapitalanlagen und vor allem die Gewerbeimmobilien haben.

Seite 2: „Ein ‚Weiter so‘ wird es nicht geben“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare
W.Strassnig@T-online.de
Vor 1 Monat

Sehr, sehr einfach zu lösen!
Einfach mal einen Vergleich mit der Beamtenpolitikerrichterprnsion, Rückstellungsdefizit 3 Billionen EURO, und ohne Eigenbeitrag die 4-fach höhere lebenslange Altersversorgung herstellen. Um heute eine Neudurchschnittsrente von € 805,00 erzielbar bei einem aktuellen Durchschnittseinkommen von € 4100,00, müssen 18,6% Rentenbeiträge entrichtet werden. Bei vierfach höheren Pensionen sind das um 74%. Jetzt noch 4% Maklereinkommen gegenüberstellen, dann wird die Lächerlichkeit von Provisionsverboten sehr deutlich. Leider gibt es in der Branche gegenüber Beamten ein Stillhalteabkommen, da viele Versicherer gute Beitragszahler, staatlich abgesichert, nicht verlieren will. Es hindert aber niemand daran, ohne Medien-sicher schwierig in der heutigen Zeit, das mit von der Leyen und deutschen Entscheidern, im stillen Kämmerlein zu klären. Große Politikentscheidungen wurden ja nicht offen im Parlament durchgesetzt.

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W.Strassnig@T-online.de
Vor 1 Monat

Sehr, sehr einfach zu lösen!
Einfach mal einen Vergleich mit der Beamtenpolitikerrichterprnsion, Rückstellungsdefizit 3 Billionen EURO, und ohne Eigenbeitrag die 4-fach höhere lebenslange Altersversorgung herstellen. Um heute eine Neudurchschnittsrente von € 805,00 erzielbar bei einem aktuellen Durchschnittseinkommen von € 4100,00, müssen 18,6% Rentenbeiträge entrichtet werden. Bei vierfach höheren Pensionen sind das um 74%. Jetzt noch 4% Maklereinkommen gegenüberstellen, dann wird die Lächerlichkeit von Provisionsverboten sehr deutlich. Leider gibt es in der Branche gegenüber Beamten ein Stillhalteabkommen, da viele Versicherer gute Beitragszahler, staatlich abgesichert, nicht verlieren will. Es hindert aber niemand daran, ohne Medien-sicher schwierig in der heutigen Zeit, das mit von der Leyen und deutschen Entscheidern, im stillen Kämmerlein zu klären. Große Politikentscheidungen wurden ja nicht offen im Parlament durchgesetzt.

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