Neueste Roboter-Technik auf einer Messe: Der digitale Winterschlaf der Finanzbranche ist vorbei, meint Finanzprofessor Christian Rieck. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 04.11.2015 um 11:22
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Die Grenzen zwischen persönlicher Beratung und computergesteuerter Software verschwimmen immer stärker. Robo-Advisors - eine Verbindung aus sozialen Medien und künstlicher Intelligenz – übernehmen die Macht im Vertrieb. Das zumindest prognostiziert Christian Rieck, Professor an der Fachhochschule Frankfurt.

Dass wir über Finanzprodukte von Menschen beraten werden, sehe nur vordergründig so aus. Tatsächlich jedoch werde die Finanzberatung künftig von Mensch-Maschinen übernommen, die eine Symbiose mit uns eingehen. Davon ist Autor und Finanzprofessor Christian Rieck überzeugt. Warum wir uns dagegen nicht mehr wehren können, erläutert er im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Digitalisierung müsse nicht unbedingt schlecht sein, denn ein Computer könne Millionen Produkte überblicken und vergleichen. Der einzelne Mensch hingegen sei irgendwann überfordert, wenn die Auswahl zu groß werde. Gefährlich sei es für Berater jedoch dann, wenn die künstliche Intelligenz irgendwann sogar den Kunden verstehen könne, fasst Rieck sein Zukunftsszenario zusammen.

Den Prozess an sich hält Rieck zudem für unaufhaltsam. Die Finanzbranche sei nur deshalb lange verschont geblieben, weil sie stark reguliert sei und neue Technologien es deshalb schwer hatten. Doch nun erwartet der Finanzprofessor den Angriff – beinahe wie den eines Heuschreckenschwarms.

Seine Warnung: Sobald die Maschine in der Lage sei, Kunden zu verstehen und zu überzeugen, werde der Mensch überflüssig. Die Aussicht: Der Branche gibt Rieck zwei bis fünf Jahre. Aber auch das liege nur daran, dass Versicherungspolicen schwerer zu verkaufen seien als Bankprodukte.

Algorithmen auf dem Siegeszug

Dass sich der Prozess nicht aufhalten lässt, habe bereits die Fintech-Branche gezeigt. Ein Beispiel sei der Internet-Bezahldienst Paypal, bei dem der Kunde lediglich seine E-Mail-Adresse und ein Passwort eingeben müsse. Die Transaktion laufe dann computergesteuert im Hintergrund ab.

Bei Versicherungen werde dieses Prinzip dann der Fall, so Rieck weiter, wenn sie keine Gewinne mehr abwerfen und damit austauschbar werden. Rieck: „Die Produkte suggerieren keine Einfachheit, sie schaffen sie.“  Vergleichbar sei das beispielsweise mit dem Autofahren. So werde ein Auto zu steuern immer einfacher, weil der Fahrer von der dahinterliegenden Technik inzwischen komplett abgeschirmt sei.

Ein weiterer Punkt, den Maschinen noch stärker übernehmen werden: Die Risikoanalyse. Das mathematische Modell sei unabhängiger als der Mensch. Zudem wertet es wesentlich mehr Faktoren aus. Dennoch, lenkt Rieck ein, müsse man Computern keinen Vertrauensvorschuss entgegenbringen: „Das Problem bleibt bestehen, dass die Programmierer der Roboter ein Eigeninteresse haben. Das ist aber nicht grundsätzlich anders als bei Menschen.“

 

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