Entspannen auf Reisen geht besser, wenn der Versicherungsschutz im Ausland stimmt. © Tawatchai07_Freepik
  • Von Lorenz Klein
  • 10.07.2023 um 13:19
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Die Deutschen reisen längst wieder so viel, wie sie es vor der Pandemie getan haben – und doch ist manches anders: Urlaub im Heimatland und mit dem Auto wird beliebter, Flexibilität ist Trumpf, und auch das Budget wird hinterfragt – was das für den Reiseversicherungsmarkt bedeutet.

Die Deutschen pflegen ein inniges Verhältnis zum Reisen – ein dreiwöchiger Sommerurlaub auf Mallorca, Korfu oder in Istrien ist für viele ein Muss. Inflation hin, Rezession her. „Reiselust ist krisenfest“, teilte der ADAC auf Basis der jüngsten „ADAC Tourismusstudie“ mit. Knapp zwei Drittel der Deutschen planen demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Urlaubsreise in diesem Jahr. Nach Corona sei Reisen wieder zu etwas Besonderem geworden, fasst der ADAC die sehnsuchtsvolle Stimmung im Volke zusammen.

Zugleich habe sich dank Pandemie das Sicherheitsbedürfnis auf Reisen verstärkt: Eine unkomplizierte und störungsfreie An- und Abreise ist für die Deutschen das Hauptanliegen bei einer Buchung. 71 Prozent der Befragten benannten diesen Faktor als „sehr wichtig“. Hygienestandards und flexible Stornierungsmöglichkeiten seien für rund 55 Prozent entscheidend. Auch die politische Stabilität am Urlaubsort – etwa demokratische Standards und Distanz zu Konfliktherden – hat für jeden Zweiten eine hohe Bedeutung.

Hm, der bayerische Kabarettist Gerhard Polt hätte das vielleicht (wieder) so kommentiert: „Wir hamma heuer mal so eine Weltreise g’macht. Aber ich sag’s Ihnen gleich wia’s is: Da fahrma nimmer hin.“ Frei nach der Spießer-Devise: Im Urlaub sollte alles wie zu Hause sein – nur mit besserem Wetter und funktionierenden Duschen. Alltag unter erschwärmten Bedingungen sozusagen. Und tatsächlich haben immerhin 32 Prozent der hiesigen Bürger „Deutschland als Urlaubsziel während der Pandemie schätzen gelernt und möchten auch künftig dort Urlaub machen“, wie es seitens des ADAC heißt.

Was bedeutet das nun für die Reiseversicherungsbranche, wenn sich die Bundesbürger auch nach der Pandemie für heimische Destinationen begeistern können – nicht zuletzt, weil viele Menschen bei ihrem Reisebudget sparen müssen, wie der ADAC zu bedenken gibt? Micha Hildebrandt, Vorstand der Vigo Krankenversicherung, gibt sich entspannt: „Dass innerdeutsche Ziele mehr Beachtung finden, ist erfreulich – auch aus Gründen der Nachhaltigkeit und Stressreduzierung bei der Planung und Durchführung einer Reise.“ Zugleich steige aber auch die Nachfrage nach Auslandsreisen, denn „das eine schließt das andere ja nicht aus“, sagt Hildebrandt, und die Lust aufs Reisen sei offenbar stärker denn je. „Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielten wir einen Anstieg bei den Abschlüssen in der Auslandsreisekrankenversicherung um zirka 30 Prozent“, freut sich der Vigo-Vorstand.

Hanse-Merkur mit großen Plänen

Auch beim Reiseversicherungs-Riesen Hanse-Merkur sprudeln die Einnahmen. Das Geschäftsfeld „Reise & Freizeit“ erzielte im vergangenen Jahr mit rund 268 Millionen Euro die bislang höchsten Beitragseinnahmen bei den Hamburgern überhaupt. Das Beitragswachstum gegenüber 2021 lag bei satten 45,9 Prozent. Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 legte das Beitragsvolumen immerhin noch um knapp 12 Prozent zu. Mittelfristig habe man sich vorgenommen, führender Reiseversicherer in Europa zu werden. „Wir sind bisher mit unserer Strategie, Markt für Markt zu erschließen, sehr erfolgreich. Diesen Kurs werden wir daher weiterverfolgen und in diesem Jahr ein Verkaufsbüro in den Niederlanden eröffnen“, sagt Johannes Ganser, verantwortlicher Vorstand für das Reise-Segment. „Die Niederlande werden nach Österreich, Polen und der Schweiz unser vierter Markt mit Verkaufsbüro sein“, so der Hanse-Merkur-Manager. „So werden wir in den kommenden Jahren Schritt für Schritt den gesamten europäischen Wirtschaftsraum erschließen.“

Ohnehin sieht sich die Hanse-Merkur als Komplettanbieter für Reiseschutz gut aufgestellt – auch mit Blick auf Deutschlandreisen: „Kunden, die im Inland bleiben, fokussieren sich eher auf die Reise-Rücktrittsversicherung und Urlaubsgarantie, da zum Beispiel eine Auslandskrankenversicherung nicht nötig ist“, sagt Ganser. Urlaub im eigenen Land liege auch weiter sehr im Trend, stimmt er den Thesen der ADAC-Studie zu – und das über alle Altersstufen hinweg. Kommt im Vorfeld der Reise etwas dazwischen, geloben die Hanseaten ihren Kunden, auch in Deutschland mit der Reiserücktrittsversicherung die Stornokosten für die Unterkunft oder Mehrausgaben bei der An- und Abreise zu bezahlen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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