Eine kaputte Autoscheibe: Schäden wie diesen nutzen Versicherungsbetrüger oft, um Geld zu kassieren. © dpa/picture alliance
  • Von Redaktion
  • 25.01.2017 um 12:25
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Bei jeder zehnten Schadenmeldung handelt es sich um Versicherungsbetrug – das schätzt der Branchenverband GDV. Das macht eine Gesamtsumme von 4 Milliarden Euro, die Versicherer jährlich für Betrügereien aufbringen müssen. Aber wie lassen sich die Übeltäter auf frischer Tat ertappen? Timo Heitmann arbeitet als Schadenregulierer und hat solche Fälle täglich auf seinem Schreibtisch.

Ein falscher Schuss und der Fußball zerdeppert die Scheibe der Nachbarn oder hinterlässt eine Beule in Omas Auto – klar, ein Fall für die Haftpflichtversicherung. Viele Versicherte nutzen solche Situationen aber für Betrügereien. Sie stellen die Ursache für den Schaden falsch dar und hoffen auf mehr Geld von der Versicherung. Der Branchenverband GDV schätzt, dass jede zehnte Schadensmeldung erfunden oder manipuliert ist. Das kostet die Versicherer jährlich 4 Milliarden Euro. Timo Heitmann, Schadensregulierer der Gothaer, kennt die Tricks der Betrüger und hat sie der Süddeutschen Zeitung in einem Interview erklärt. Hier eine Zusammenfassung.

„Es kommt immer wieder vor, dass Kunden den Schaden größer machen, als er wirklich ist. Dann wird zum Beispiel der Anschaffungswert hoch gesetzt, indem man mit Photoshop die Rechnung fälscht. Oder es werden weitere Schäden einbezogen, obwohl die überhaupt nichts mit dem gemeldeten Vorfall zu tun hatten“, so Heitmann gegenüber der Zeitung.

TV-Bildschirme seien besonders häufig kaputt, sagt er. „Jemand hat mal mit dem Luftgewehr in den Fernseher geschossen. Angeblich aus Versehen.“ Der Schadensregulierer bemerkt zwar nicht jede Lüge. Aber er achte darauf, wie sich sein Gegenüber verhalte, sagt er. Auf die Details komme es an.

Trotzdem sei es wichtig, „dass man offen und unvoreingenommen auf sein Gegenüber zugeht“, so Heitmann.

“Das kommt in allen Altersklassen und Gesellschaftsschichten vor”

Versicherungsbetrug sei auch nicht nur einer Gesellschafts- oder Altersklasse zuzuordnen. Das käme überall vor, sagt Heitmann. „Letztens hatte ich einen Fall in der Kita eines kirchlichen Betreibers, wo man ja denkt, da passiert so etwas nicht. Die haben gemeldet, dass unser Kunde ihren Linoleumboden bei einer Grundreinigung komplett zerstört habe. Mehrere tausend Euro wollten die haben. Dabei war der Boden vor der Reinigung schon kaputt gewesen.“

Grund für die vielen Betrugsversuche sieht der Schadensregulierer in der sinkenden Moral der Gesellschaft. Und außerdem darin, dass das Geschäft anonym geworden ist. „Früher musste man zu seinem Vertreter im Dorf gehen. Man kannte sich. Den anzulügen, fiel schwerer“, meint Heitmann. „Heute kann ich meinen Vertrag online abschließen, ohne irgendwen persönlich zu treffen. Und einen Schadensfall kann ich genauso anonym von meinem Wohnzimmer aus melden.“

Deshalb widerspricht er der Zeitung auch nicht, als sie seine Tätigkeit als „Detektivarbeit“ bezeichnet. Trotzdem: „Ich habe manchmal ein ungutes Gefühl, kann aber nichts beweisen. Man kann auch nicht immer ganz sicher sagen, dass ein Kunde wirklich die Versicherung betrügen wollte“, räumt der Schadensregulierer ein.

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