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Mehmet Göker in Siegerpose. © Uld Schaumloeffel
  • Von Redaktion
  • 14.09.2015 um 09:33
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:55 Min

Das Enfant terrible des Finanzvertriebs hat seine Autobiographie veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung des Finanzbuch Verlags veröffentlichen wir in einer Online-Serie Auszüge des Werks. Heute: Wie Mehmet Göker die Razzia erlebte, die zum Zusammenbruch seines Finanzvertriebs MEG führte.

Die Biografie des früheren Vorstandschefs der MEG erschien am 7. September 2015 im Finanzbuch Verlag. Das von Göker mit dem Journalisten Christian Schommers gemeinsam erstellte Buch beleuchtet Leben, Denken und Wirken des einstigen Vertriebsstars und gibt Einblick in die Welt des Stukturvertriebs. In einer mehrteiligen Serie veröffentlichen wir Auszüge aus „Die Wahnsinnskarriere des Mehmet E. Göker. Vom Migrantenkind zum Millionär – Aufstieg, Fall und Comeback des Powerverkäufers.“

Frühmorgens gegen fünf klopft es an meiner Tür. Knockknockknock …
›Was ist los?‹, denke ich. Vor der Tür stehen Marth und Kammerer und sagen, der MEG-Sicherheitsbeauftragte Marinko habe sie angerufen: Razzia in der Hauptverwaltung in Kassel. 100 Mann. Ich darauf: ›Bleibt mal locker, ihr wisst doch, Marinko übertreibt gerne. Da sind wahrscheinlich 20 Leute vom Finanzamt, die sich die Bücher ansehen wollen. Bleibt cool!

Ich rufe in der Hauptverwaltung an, um mit meinem Vertriebsvorstand Björn Kotzan zu sprechen.
Ich: „Björn, der Marth steht vor meiner Tür und erzählt was von 100
Mann, die eine Razzia machen?“
Björn: „Nein, stimmt nicht, es sind 200, und sie suchen nach Schwarzgeld. Steuerhinterziehung.“
Ich: „Ach, du Scheiße! Seid offen, wir haben nichts zu verbergen, bleibt bei der Wahrheit.“

Inzwischen waren etwa 300 SMS eingetrudelt. Tenor: ›Egal, was ist, wir stehen zu dir!‹ An diesem Tag hatten 40 Neue angefangen. Einer davon, Emmanuel Matschlik (er hat später Karriere bei uns gemacht), schrieb mir: „Mensch Mehmet, zwei Tage hier, kommt eine Riesenrazzia. Geile Firma! Hier bin ich richtig.“

So begann der schwarze Dienstag, der 4. September 2007. Das war – abgesehen vom Todestag meines Vaters – der schlimmste Tag meines Lebens.

(…) Im Rückblick wird klar: Diese Razzia – und das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die meines Anwalts – entbehrte jeder rechtlichen Grundlage. Von allen Anklagepunkten wie Steuerhinterziehung, Geldwäsche usw. blieb nur der Vorwurf der Scheinselbstständigkeit übrig.

(…) Richtige Angst hatte ich eigentlich bis dahin noch nie gehabt. Aber wenn Angst dieses mulmige Gefühl ist, dann hatte ich diesmal Angst. Angst vor dem Ungewissen, vor dem, was mich erwartet. Ich war bis dahin nie polizeilich aufgefallen. Meine Akte schneeweiß. Noch nicht einmal schwarzgefahren, nicht einmal einen Kaugummi geklaut und dann kommen die mit 200 Leuten in deine Firma rein und stellen alles auf den Kopf.

Lustige Anekdote am Rande: Am Tag der Razzia so irgendwann gegen Mittag wurde der Ton merklich lockerer. Die haben gemerkt, dass bei uns gar nichts zu holen war. Eine Mitarbeiterin von uns hat dann tatsachlich zwei von denen eine PKV verkauft. „Was?“, hab ich gesagt, „nur an zwei von 200? Warum nicht an alle???“ Dann hätte sich das wenigstens gelohnt.

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