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  • 06.05.2014 um 11:03
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Nachdem Mifid II auf europäischer Ebene beschlossene Sache ist, stehen auch in Deutschland einige Veränderungen an. Ein Gespräch mit Herbert Walter, Unternehmensberater und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank.

Das Gespräch führte Annika Teerling

Pfefferminzia: Mitte April hat das europäische Parlament der Reform der EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid II) zugestimmt. Damit scheint ein generelles Provisionsverbot für die Branche erst einmal vom Tisch. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass ein generelles Provisionsverbot in absehbarer Zeit in Deutschland dennoch kommt?

Herbert Walter: Ja, fürs Erste ist ein generelles Provisionsverbot in der Tat vom Tisch. Die Regierung führt ab 1. August dieses Jahres die Anlage-Honorarberatung als Alternative zur Provisionsberatung ein. Sie lässt beide im Wettbewerb nebeneinander laufen. In der Zwischenzeit kann sie aus der Distanz beobachten, was funktioniert und was nicht. Auf Sicht von ein paar Jahren halte ich es für durchaus denkbar, dass die Zügel weiter angezogen werden.

Pfefferminzia: Werden die deutschen Anleger überhaupt bereit sein, ihren Beratern ein Honorar zu zahlen?

Walter: Das kommt darauf an, wie kreativ die Anbieter sein werden. Sie müssen ja nicht unbedingt ein Stundenhonorar verlangen. Ich kann mir bei der Geldanlage auch sehr gut vorstellen, dass das Honorar prozentual an den Vermögenswerten berechnet wird, die ein Kunde im Depot hat.

Viel wird auch davon abhängen, wie sehr sich die Regierung mit einer Aufklärungskampagne für die Honorarberatung ins Zeug legen wird. Sie könnte dabei auch deutlich sagen, dass Finanzberatung heute alles andere als kostenlos ist.

Pfefferminzia: Studien zufolge sind bisher jedoch kaum deutsche Anleger bereit, überhaupt etwas für eine Beratung zu zahlen. Die Schmerzgrenze liegt bei 50 Euro die Stunde. Woher kommt diese Einstellung?

Walter: Ja, die 50 Euro für eine Honorarberaterstunde werden von Marktforschern immer wieder genannt. Von Verbraucherzentralen höre ich, dass sie auch schon mal das Doppelte oder Dreifache verlangen. Vielleicht lassen sich dort ja überwiegend Menschen beraten, die ein Problem in den Griff kriegen wollen und deshalb ausgabefreudiger sind.

Ich halte es für wichtig, dass die Deutschen sich stärker involvieren, wenn es um ihre Finanzen geht. Die Lehman-Pleite, schlechte Erfahrungen mit Schiffsfonds und die Finanzkrise insgesamt haben viele deutsche Sparer so verunsichert, dass sie gar nichts mehr machen und ihre Geldanlagen nur mehr kurzfristig vor sich herschieben.

Aber bei den niedrigen Zinsen bekommen sie da fast nichts. Nicht mal der Vermögenserhalt ist gesichert. Deshalb müssen sie sich was überlegen. Sie müssen sich um ihr Geld kümmern. Wer dauerhaft einfach den Kopf in den Sand steckt, schadet sich selbst.

Pfefferminzia: Aber werden gerade sie dann bereit sein, für eine Beratung Geld auszugeben?

Walter: Viele haben hier ein Vorurteil: Sollen sie für etwas zahlen, bei dem sie gar nicht wissen, ob sie am Ende wirklich etwas kaufen. Ich bin überzeugt, dass sich die Honorarberatung durchaus rechnen kann. Nehmen Sie das Beispiel einer Geldanlage.

Die meisten Provisionsberater empfehlen heute Fonds, die aktiv gemanagt werden und deren Gesamtkostenquote schnell bei 2 bis 3 Prozent liegt, die Beratung inklusive. Geht ein Anleger dagegen zu einem Honorarberater, könnte dieser ihm zum Kauf eines ETF raten. Dafür zahlt er nur 0,1 bis 0,3 Prozent. Auch wenn er zusätzlich noch etwas für die Beratung hinlegen muss, kann er unterm Strich deutlich günstiger hinkommen.

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