Continentale-Vorstand Matthias Hofer (links) und Franke-und-Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke (2.v.r.) sprechen mit Pfefferminzia-Geschäftsführer Matthias Heß (rechts) und Pfefferminzia-Redakteur Andreas Harms © Pfefferminzia
  • Von Andreas Harms
  • 11.12.2025 um 14:26
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In der Berufsunfähigkeit tobt der Preiskampf, und die Erwerbsunfähigkeitsversicherung fristet ein Schattendasein. Was läuft da gerade falsch, und wie lassen sich einige Dinge geraderücken? Wir sprechen mit Continentale-Vorstand Matthias Hofer und Franke-und-Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke über Fehlanreize, neue Ziele und Hemmnisse im Vertrieb.

Der eine liefert die Produkte, der andere bewertet sie. Doch das Ziel haben die Continentale Versicherung und die Rating-Agentur Franke und Bornberg gleichermaßen: Dass mehr Menschen ihre Arbeitskraft wirklich absichern.

Ein Höhepunkt dieser Ambitionen ist zweifellos der „Kongress AKS 2025 – die Zukunft der Arbeitskraftsicherung mitgestalten“, den Franke und Bornberg auf der diesjährigen DKM ausrichtete. In der dortigen Vorstandsrunde trat auch Matthias Hofer auf. Er sitzt seit Mai im Vorstand der Continentale und verantwortet dort Produktmanagement und die Versicherungstechnik der Sparte Leben.

Grund genug, uns mal mit ihm und Franke-und-Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke zusammenzusetzen. Es geht um den schon recht heiklen Preiskampf in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung), die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU-Versicherung) als Alternative und Hemmnisse im Vertrieb.

Pfefferminzia: Bei Franke und Bornberg hat man festgestellt, dass in der BU-Versicherung ein ziemlicher Preiskampf läuft. Kann das Produkt überhaupt noch profitabel sein?

Matthias Hofer: Auch wir spüren den steigenden Wettbewerbsdruck in diesem umkämpften Marktsegment. Ich kann es vertrieblich verstehen, dass es beispielsweise kurzfristig Anlass für besondere Aktionen gibt. Langfristig müssen wir als Anbieter aber auch darauf achten, dass unsere Bestände ausgewogen bleiben. Wir müssen schließlich auch das Versichertenkollektiv im Auge behalten. Insofern hat die Medaille zwei Seiten.

„Es gab keinen einheitlichen Berufsbegriff“

Herr Franke, Sie warnen doch schon lange vor dem Preiskampf, oder?

Michael Franke: Lassen Sie uns kurz in die Vergangenheit schauen. Wir hatten 1995 als Rating-Agentur mit der BU-Versicherung begonnen. Die ersten zehn Jahre waren ein einziger Kampf um Qualität. Es gab keinen einheitlichen Berufsbegriff.

Jeder Versicherer mit seinem eigenen Süppchen?

Franke: Genau. Solche heutigen Standards wie weltweite Geltung und rückwirkende Leistung gab es nicht. Meldefristen waren viel kürzer, und nicht einmal der Berufswechsel war bei jedem Versicherer mitversichert. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Also haben wir in den ersten zehn Jahren erstmal Standards entwickelt und damit die BU-Versicherung überhaupt erst aus ihrer Nische herausgeholt.

Was kam dann?

Franke: In den 20 folgenden Jahren bis heute hatten wir den Wettbewerb auf der Preisseite. Zunächst hatten die Anbieter die vorherigen zwei Berufsgruppen auf vier erhöht. Das lief viele Jahre stabil. Bis die Büchse der Pandora geöffnet wurde und immer mehr Berufsgruppen eingeführt wurden. Parallel wurde der Leistungswettbewerb ad absurdum geführt, da zunehmend Bedingungen verändert wurden, was sich auf der Leistungsseite nicht messbar auswirkte. Der Markt hatte sich daran gewöhnt, dass immer eine neue Story kommt. Irgendwann war nur noch der Preis das Unterscheidungsmerkmal und das führte zu einem überzogenen Preiswettbewerb. Wer heute als Versicherer noch ein bisschen Marge halten will, hat es schwer. Und das ist eine klare Fehlentwicklung, denn sie führt zu Instabilität.

„Das ist auf beiden Seiten schwierig“

Hofer: Damit ist es für alle Marktteilnehmer eine Herausforderung: Wer die Zielgruppen zuspitzt, hat keine Breite als Ausgleich. Und die Wettbewerber kriegen die zugespitzten Zielgruppen nicht und haben in hohem Maße die verbleibenden Risiken im Bestand. Das ist auf beiden Seiten schwierig für die langfristige Stabilität der Bestände.

Wie weit dröseln Sie solche Konflikte in den Ratings auseinander?

Franke: Wir hatten zum ersten Mal im Jahr 2010 die BU-Bestände auf Überschussstabilität analysiert. Wir konnten damals schon zeigen, dass manche Anbieter die Überschüsse gesenkt hatten, was entweder die Zahlbeiträge für die Bestandskunden erhöht oder die Bonusrenten verringert. In den folgenden Jahren wurden es immer mehr Versicherer, die solche versteckten Anpassungen durchführten. Überschussinstabilität fließt in unser Stabilitäts-Rating ein, das wir über den Map-Report herausgeben. Es ist auch fester Bestandteil des Produkt-Ratings geworden: Gibt es Schwierigkeiten in den Beständen, gibt es auch kein Top-Rating. Wir messen aber auch, ob Versicherer deutlich unter dem Durchschnitt kalkulieren. Das werten wir ab, weil es Frühindikatoren sind. Wir wollen ein Gegengewicht zu diesem reinen Preiskampf schaffen, der das BU-Produkt beschädigt.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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